Der Jahrestag des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf Polen und damit des Beginns des Zweiten Weltkriegs wurde in Deutschland 1957 zum ersten Mal als Antikriegstag begangen.
"Wir wollen ohne Waffen und Atombomben auskommen," das rief Waldemar Reuter vom Deutschen Gewerkschaftsbund den 5000 Jugendlichen zu, die am 01. September 1957 in Frankfurt am Main gegen die Wehrpflicht und Kriege demonstrierten. Für diesen Tag hatte die sogenannte „Antimilitaristische Aktion 1957“ zu einer „Großkundgebung auf dem Römerberg“ mobilisiert.
Die „Antimilitaristischen Aktion 1957“ war ein Zusammenschluss von: die sozialistische Jugend „Die Falken“, die Naturfreundejugend, der Jugend des Arbeiter-Rad- und Kraftfahrer-Bundes „Solidarität“ und die „Gruppe der Wehrdienstverweigerer e.V.“
Nach Einführung der Wehrpflicht im Juli 1956 und der ersten Rekrutierungen von Soldaten im April 1957 hatten sich diese vier Jugendorganisationen verbündet, um vereint gegen die Wehrpflicht und die militaristischen Bestrebungen in der Bundesrepublik zu kämpfen.
Es ist aber die DGB-Jugend, die den Anstoß dazu gibt, den 1. September zu einem regelmäßigen Aktionstag zu machen. So beschließt die DGB-Jugend 1962: „Die 5. Bundesjugendkonferenz ruft die örtlichen Gremien der Gewerkschaftsjugend auf, am 1. September, dem Tag des Ausbruchs des 2. Weltkrieges, örtliche Kundgebungen und Demonstrationen durchzuführen. Diese Kundgebungen sollten sich gegen die Rüstungspolitik in alle Welt und damit auch gegen die Gefahr eines 3. Weltkrieges wenden."
Die Idee ist im Raum und breitet sich aus. Laut Geschäftsbericht der DGB-Jugend finden am 1. September 1962 „vor allem in örtlicher Regie oder von Jugendgruppen vorbereitet kleinere Veranstaltungen statt“, am 1. September 1963 „in verschiedenen Landesbezirken oder Kreisen insgesamt 20 Antikriegsveranstaltungen“ und anlässlich der 25. Wiederkehr des Tages des Beginns des Zweiten Weltkrieges „veranstaltete der DGB jeweils am Sitz der Landesbezirke 10 Großveranstaltungen mit über 40 000 Teilnehmern.“
Dokumente zum Antikriegstag aus dem ver.di-Archiv
1966: Der Beschluss des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB)
Der 7. Bundeskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes beschließt auf Antrag der IG Metall, "alles Erdenkliche zu unternehmen, damit des 1. September in würdiger Form als eines Tages des Bekenntnisses für den Frieden und gegen den Krieg gedacht wird".
Der Antrag der IG Metall wird nachdrücklich von der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) unterstützt. Ohne weitere Diskussion stimmen die Delegierten bei einer Gegenstimme und vier Enthaltungen dem Antrag zu.
Der Bundeskongress fordert den Bundesvorstand und die Vorstände der Gewerkschaften und Industriegewerkschaften auf, alles Erdenkliche zu unternehmen, damit des 1. September in würdiger Form als eines Tages des Bekenntnisses für den Frieden und gegen den Krieg gedacht wird.
Der Antrag der IG Metall wird nachdrücklich von der Gewerkschaft ÖTV unterstützt. Ohne weitere Diskussion stimmen die Delegierten bei einer Gegenstimme und vier Enthaltungen dem Antrag zu.