13. März 1920: Generalstreik gegen den Kapp-Putsch

01.11.2012

Nur wenige Monate nach ihrer Gründung wird die Weimarer Republik von innen bedroht: Teile der Wehrmacht wollen die Demokratie zerschlagen. Gegen diesen sogenannten "Kapp-Putsch" rufen die Gewerkschaften zum Generalstreik auf. Es wird ein Kampf um die Zukunft Deutschlands.

 
Flugblatt vom 13. März 1920: Aufruf zum Generalstreik

Als Reichswehrminister Gustav Noske am 29. Februar 1920 die 6 000 Mann starke Marinebrigade von Hermann Ehrhardt und das Freikorps Loewenfeld auflöst, widersetzt sich Reichswehrgeneral von Lüttwitz. Am frühen Morgen des 13. März besetzt er mit der Marinebrigade Ehrhardt - deren Angehörige als Ausdruck ihrer völkischen Gesinnung häufig ein Hakenkreuz auf ihrem Helm tragen - das Berliner Regierungsviertel und ernennt den Reichtsagsabgeordneten der Deutschnationalen Volkspartei Wolfgang Kapp zum Reichskanzler. Ihr Ziel ist die Beseitigung der Regierung und Zerschlagung der Republik.

Da die Reichswehr nicht bereit ist, gegen die Putschisten militärisch vorzugehen, flieht die Regierung aus Berlin. Am Nachmittag des 13. März rufen Siegfried Aufhäuser, der Vorsitzende der "Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltenverbände" (AfA), und der Vorsitzende des "Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes" (ADGB), Carl Legien, gemeinsam zum Generalstreik gegen den Kapp-Putsch auf: "Die deutsche Republik ist in Gefahr!"

Der Generalstreik zeigt Wirkung: Der Putsch ist nach vier Tagen beendet.

 
Flugblatt des ver.di-Bezirks Bochum-Herne zum 90. Jahrestag der Märzrevolution 2010

In verschiedenen Regionen des Reichs jedoch gehen die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Militär und Arbeiterschaft weiter, am heftigsten im Ruhrgebiet.

Dazu heißt es im Aufruf des ver.di-Bezirks Bochum-Herne zur Gedenkveranstaltung zum "90. Jahrestag der Märzrevolution" 2010:

"Auch in Herne, Wanne-Eickel und Bochum drehte sich kein Förderrad der Zechen mehr. Alle Betriebe und Verwaltungen standen hier, wie im übrigen Ruhrgebiet, still. In vielen Städten bildeten sich Arbeiterräte und bewaffnete Arbeiterwehren. Nahezu überall in Deutschland, besonders aber hier im Revier, wo sich eine hunderttausend Mann starke >Rote Ruhrarmee< gebildet hatte, lieferten sich die Arbeiter mit der äußerst brutal vorgehenden Soldateska erbitterte und opferreiche Kämpfe.

 
Flugblatt des ver.di-Bezirks Bochum-Herne zum 90. Jahrestag der Märzrevolution 2010

Zunächst war der Generalstreik erfolgreich, die Reichswehr- und Freikorpseinheiten wurden zurückgeschlagen oder zur Kapitulation gezwungen. Die demokratische Republik war durch den einheitlichen Widerstand der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung gerettet. Nach Beendigung des Generalstreiks nahmen die verrohten Militaristen aber blutige Rache. Ihr wütender Terror überzog die Arbeiterviertel auch unserer Stadt. Viele Arbeiter und ihre Familienangehörigen mussten ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen. Ihr Andenken und ihre Ideale bleiben in unserer Stadt unvergessen und sind uns heute Mahnung und Verpflichtung als Gewerkschafter und Demokraten."