Verabschiedet

Im Rahmen des Bundeskongresses wurden auf der großen Bühne Kolleg*innen verabschiedet, die sich bei ver.di viele Jahre lange ehren- oder hauptamtlich eingesetzt haben, sei es im Gewerkschaftsrat, in Landesbezirksleitungen oder im Bundesvorstand. Drei Ehrenamtliche stellen wir stellvertretend für alle hier vor
22.09.2023
Sag zum Abschied leise Servus

Martina Rößmann-Wolf war vier Jahre lang Vorsitzende des Gewerkschaftsrats

Ein letztes Mal auf der großen Bühne, da stand Martina Rößmann-Wolf zu Beginn des ver.di-Bundeskongresses. Sie eröffnete den Kongress mit dem ver.di-Vorsitzenden Frank Werneke, begrüßte mit ihm Bundeskanzler Olaf Scholz, SPD. Jetzt, am letzten Kongresstag sitzt sie als Delegierte in Reihe 4 am Gang, irgendwo links von der Bühne.

Nach vier Jahren hat sie sich entschieden, nicht mehr als Vorsitzende des GR zu kandidieren. Ende des Jahres geht sie in Rente, mit Ausnahme des Präsidiums der Landesbezirksvorstands NRW und der Mitarbeit im Bezirksvorstand hat sie sich aus ihren anderen ver.di-Ämtern zurückgezogen. „Den Kongress von hier unten zu erleben, ist entspannter. Da steht man nicht so im Fokus“, sagte sie. Sie freut sich, dass die Diskussion rund um den Antrag E084 und die dazugehörigen Änderungsanträge am Vortag gut verlaufen ist. Trotz extremer Unterschiede in den Positionen seien die Delegierten immer wertschätzend miteinander umgegangen.

Und damit, dass der Antrag von fast 80 Prozent der Delegierten angenommen worden ist, hätte sie im Laufe der Diskussion nicht gerechnet. „Aber das zeigt, dass der Gewerkschaftsrat die richtigen Worte gefunden und den Nerv der meisten Delegierten getroffen hat“, sagt sie. Als damalige GR-Vorsitzende hat sie mit an dem Antrag gearbeitet.

Die vier Jahre an der GR-Spitze seien rückblickend „extrem anstrengend“ gewesen. Viel Zeit hätte sie am Telefon und in Video-Konferenzen verbracht, denn die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben nicht nur neue Arbeitsformen gebracht, sondern auch die Agenda des Gewerkschaftsrats komplett auf dem Kopf gestellt. „Aber ich habe das gerne gemacht“, sagt Rößmann-Wolf.
 

Dieter Schäfer aus Oberhausen ist seit der ver.di-Gründung im Gewerkschaftsrat, war zeitweise Mitglied im Haushalts- und Finanzausschuss und als stellvertretender Vorsitzender des Personalausschusses Mitglied des GR-Präsidiums

„Seit 2007 ist Nachhaltigkeit eins meiner Kernthemen. Von Anfang an war die Bereitschaft im GR groß, sich mit den verschiedenen Facetten des Themas zu beschäftigten. Wir haben im GR auch eine AG Nachhaltigkeit eingerichtet. Von Anfang an war unsere Maxime, dass ver.di bei all ihren Forderungen zur Nachhaltigkeit auch selber daran messen lassen muss. Das haben wir bis heute auch bei Anträgen, die dann der GR zum Bundeskongress eingebracht hat, immer zum Maßstab gemacht.

Dabei haben wir auf heutiger Sicht schon früh wegweisende Dinge mit auf den Weg gebracht. Dazu zählt etwa die Ausstattung des ver.di-Bildungszentrums Brannenburg mit einer Photovoltaik-Anlage und einem Blockheizkraftwerk. Auch das hat seinen Ursprung in einem Antrag vom Kongress 2011 – und heute sind sie froh, dass sie so weitsichtig geplant haben.

Mit dem Antrag H006, der beim aktuellen Kongress zur Annahme empfohlen wird, geht es unter anderem darum, dass ver.di sich auf dem Weg zur Klimaneutralität als nachhaltige Organisation nach dem Umweltmanagementsystem EMAS zertifizieren lässt. In diesem Bereich ist Schäfer auch weiter aktiv: Über den DGB hat er ein Mandat im Umweltgutachterausschuss, der das Bundesumweltministerium in Sachen EMAS berät.

Doch die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit sieht er bei ver.di auch nach seinem Rückzug in guten Händen, auch durch die Zusammenarbeit mit Initiativen wie Fridays for Future auf allen Ebenen. Und eine kleine Hintertür hat er sich noch offengelassen: Er ist zweites Ersatzmitglied für den Gewerkschaftsrat.“


 
Gabriele Platscher hat den ver.di-Bezirk Region Süd-Ost-Niedersachsen und den Landesbezrik Niedersachsen/Bremen im Gewerkschaftsrat vertreten 

Vor zwei Monaten ist Gabriele Platscher in Rente gegangen. Die vergangenen Monate hat sie auch dazu genutzt, um sich nach und nach aus ihren ver.di-Ehrenämtern zurückzuziehen. Beim ver.di-Bundeskongress wurde sie als langjähriges Mitglied des ver.di-Gewerkschaftsrats verabschiedet und wenn am Freitag der Kongress endet, ist das auch das Ende ihres letzten ver.di-Bundeskongresses.

„Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge“, sagt sie. Seit deutlich mehr Jahren als es ver.di gibt, ist sie gewerkschaftlich aktiv, im Betrieb und auf verschiedenen Ebenen. „Aber ich wollte den Abschied. Ich finde, in diesen Ämtern müssen Leute aktiv sein, die fest im Arbeitsleben verwurzelt sind“, sagt sie. Ein wachsames Auge auf ver.di wird sie auch in Zukunft haben. Sie ist jetzt Mitglied in den ehrenamtlichen Revisionskommissionen auf Bezirks- und auf Landesbezirksebene.

„Anfangs hat im Gewerkschaftsrat jede*r nur auf den eigenen Fachbereich geschaut“, erinnert sie sich. Doch das hat sich geändert im Laufe der Zeit, jede*r hätte sich Gedanken zu allen Themen, auch zu den Problemen in anderen Branchen gemacht. Das habe den Blick geöffnet in alle Richtungen, ver.di sei zusammengewachsen. Auch den Kontakt zum Bundesvorstand hat sie geschätzt, dort konnten Themen aus dem bezirklichen oder beruflichen Umfeld platziert werden.

Sie selbst hat bei der Deutschen Bank gearbeitet. Und hat gerade anfangs mit dem Vorurteil zu kämpfen gehabt, Menschen, die bei einer Bank arbeiten, hätten alle Top-Verdienste. Gabriele Platscher hat den Bezirk Region Süd-Ost-Niedersachsen im Gewerkschaftsrat vertreten. Und dabei vor Ort und im Landesbezirk schon frühzeitig einige Fusionen erlebt. Bei einer so großen Organisation müsse man im Laufe der Zeit halt immer wieder nachsteuern. „Aber zur Zeit ist ver.di gut aufgestellt“, sagt sie.

Auch mit ein Verdienst derjenigen, die jetzt ausgeschieden sind.