Wenn Peter Becker über das Kongressgelände läuft, verändert sich die Stimmung vieler Delegierter. Lächelnde Gesichter, leuchtende Augen, nicht wenige bleiben verzückt stehen. Das liegt wahrscheinlich in den wenigsten Fällen an Peters sympathischen Aussehen, sondern eher an seiner Socke.
Socke ist Peters Hund, ein 8-jähriger Australien Shepard. In seiner Funktion als Assistenzhund darf das kuschelige Fellknäuel mit beim Kongress sein – so wie noch drei weitere Hunde seiner Profession, die hier unterwegs sind. Socke hat genau wie seine Artgenoss*innen auch einen Kongressausweis, der an seinem Halsband hängt. Statt Name und Delegiertennummer steht „Begleithund“ auf dem Ausweis und zur Sicherheit ist noch das Piktogramm eines Hundes drauf.
Es ist Sockes erster Bundeskongress, genauso wie Peters. Das Herrchen aus Karlsruhe ist zwar schon seit 39 Jahren in der Gewerkschaft und sehr aktiv im Bezirk und Landesbezirk in seiner Fachgruppe Versicherungen, aber auf einem Bundeskongress war er noch nie. Dieses Mal wollte er unbedingt dabei sein. Zum einen sagt Peter, weil es seine letzte Chance auf einen Kongress ist – er wird nächstes Jahr 60 und wird beim nächsten Kongress wahrscheinlich schon in Rente sein. Und zum anderen, weil es einen für ihn sehr wichtigen Antrag gibt: die Verlängerung der Legislaturperiode von vier auf fünf Jahre. Peter möchte für diesen Antrag stimmen, weil er findet, dass für eine vierjährige Periode zu viele Ressourcen draufgehen – sowohl Arbeitszeit und -kraft als auch Finanzen. Socke bellt, er scheint Peters Meinung zu sein. Oder er hat ein Eichhörnchen gesehen.
In den Sitzungspausen geht Socke mit Peter immer nach draußen. Meist fährt der dann mit seinem Klappfahrrad neben Socke her. So bekommt Peter auch etwas Auslauf und frische Luft. Das tut ja auch Menschen gut bei solchen Veranstaltungen.
Socke ist kein Anfänger in Sachen endlose Sitzungen. Er begleitet seinen Besitzer, der stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei der Württembergischen Versicherung in Karlsruhe und Gesamtschwerbehindertenvertreter ist, seit Jahren auf viele Konferenzen und ver.di Sitzungen. Er war sowohl bei der Bezirks- als auch auf der Landesbezirks-konferenz mit dabei. Socke geht dann ähnlich wie Frank Bsirske seinerzeit durch alle Reihen und begrüßt jeden. Statt Handschlag wird abgeschleckt. Wird es mal hitziger in den Diskussionen, läuft Socke gern mal in die Mitte des Saals und wälzt sich vor allen herum. Meist lösen sich die Spannungen dann schnell. Ein Therapiehund für alle.