„ver.di, wie gut, dass es Euch gibt“

23.09.2019

Leipzig, 22. September 2019 – Der 5. ver.di-Bundeskongress in Leipzig hat begonnen. Bei der Eröffnungsveranstaltung hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sich bei den Gewerkschaften für ihren Einsatz für Offenheit, Freiheit und Solidarität bedankt. Davon lebe die Demokratie. Dafür leisteten die Gewerkschaften einen Dienst, denn sie seien mehr als Schönwettervereine und Tarifmaschinen.

Er würdigte ver.di als „durch und durch politisch“, hob aber hervor, dass die Dienstleistungsgewerkschaft Tarifverhandlungen nicht politisiere: „Sie sind überparteilich, aber sie ergreifen Partei für ein solidarisches Land.“ Mit Blick auf die ver.di Jugend, die ihn in orangenen Seerettungswesten und mit dem Transparent „Im Mittelmeer ertrinken die Menschenrechte“ begrüßt hatte, sagte Steinmeier, es sei wichtig, dass Solidarität nicht an den Grenzen halt mache. Er bekräftigte seine Aussage, dass man Italien nicht mit der Aufgabe, über das Mittelmeer Geflüchtete aufzunehmen, allein lassen dürfe.

 
Leben retten im Mittelmeer – Aktion der ver.di Jugend

„Meine einfache Botschaft heute lautet: ver.di, wie gut dass es Euch gibt.“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Der Bundespräsident würdigte in seiner Rede aber auch den scheidenden ver.di-Vorsitzenden Frank Bsirske, den er schon seit über 25 Jahren aus gemeinsamen Zeiten in Hannover kennt: „Frank Bsirske war ver.di und ver.di war Frank Bsirske.“ Dennoch ist ihm um die Zukunft der Organisation nicht bange, da in einer Demokratie wichtige Institutionen nicht allein von einzelnen Menschen abhängen. „Die Mitglieder tragen ver.di und werden ver.di weitertragen – auch mit neuen Frauen und Männern am Ruder“, ist sich der Bundespräsident sicher.

 

 


12 Euro Mindestlohn sind eine gute Wegmarke

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, sprach sich für die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns aus. 12 Euro pro Stunde seien dabei einen „gute Wegmarke". Zudem forderte er mehr Tarifbindung. Als Beispiel nannte er den Kampf ver.dis um einen flächendeckenden Tarifvertrag in der Altenpflege. Solche Tarifverträge gäben den Menschen mehr Sicherheit in den heutigen Zeiten des durchgreifenden Wandels in der Arbeitswelt. Gleichzeitig müsse es einfacher werden, Tarifverträge für allgemeinverbindlich zu erklären.

Bis 2050 muss der Übergang in eine klimaneutrale Wirtschaft gelingen, so Hoffmann weiter. Denn Arbeitnehmer*innen hätten nicht nur ein Interesse an guter Arbeit, sondern auch an einer gesunden Umwelt. Die Ergebnisse des Klimagipfels könnten da nur ein erster Schritt sein.

Starke Stücke

Musikalisch gestaltet wurde die Eröffnungsfeier von der Band Grandbrothers & Ensemble. Einen Teil gestalteten sie gemeinsam mit Aeham Ahmad, der als „Pianist aus den Trümmern“ durch sein Klavierspiel im Flüchtlingslager Jarmuk bekannt geworden ist. Mittlerweile lebt er in Deutschland. Auch die Satirikerin Lisa Catena unterhielt die Delegierten und Gäste mit ihrem Blick auf eine digitalisierte Zukunft. Begrüßt wurde der Kongress auch von dem Leipziger Bürgermeister Ulrich Hörning.  

Mit der bunten Feier erklärten der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske und die Vorsitzende des ver.di-Gewerkschaftsrats, Monika Brandl, den Kongress für eröffnet. Bereits in ihrer Begrüßung hatten die beiden ver.di als meinungs- und diskussionsfreudig gewürdigt. Ein guter Grundstein für die Debatten in den kommenden sechs Tagen, in denen es nicht nur darum geht, einen neuen Vorstand zu wählen, sondern auch die ver.di-Politik der kommenden vier Jahre festzulegen. Beraten werden dazu über 1.000 Anträge. „Zukunftsgerecht“ lautet das Motto des Kongresses – also Herausforderungen zu erkennen und ihnen gerecht zu werden, für Arbeitnehmer*innen, aber auch für soziale Gerechtigkeit in diesem Land.

Text: Heike Langenberg