Arbeitszeit

Die Zeiten ändern sich

Argumente und Hintergrundmaterialien für eine lebenslaufbezogene Arbeitszeitgestaltung
30.06.2009

Aus dem Vorwort zur Broschüre

Zeiten im Lebensverlauf

Unter diesem Titel präsentieren wir Argumente und Hintergrundmaterialien für eine lebenslaufbezogene Arbeitszeitgestaltung.

Wir wollen Beschäftigten ermöglichen, für eine begrenzte Zeit ihre Berufstätigkeit zu unterbrechen, um Auszeiten zu nehmen, in denen sich Frauen und Männer partnerschaftlich ihren Kindern widmen, sich persönlich weiter qualifizieren oder wieder Kraft tanken können für die nächste Etappe ihrer beruflichen Entwicklung. Und wir wollen Möglichkeiten schaffen, die einen flexiblen Übergang in die Rente zu einem Zeitpunkt ermöglichen, zu dem man noch nicht völlig ausgepowert ist.

Mit dem seit 1. Januar 2009 geltenden verbesserten „Flexi-Gesetz“ wurden die Bedingungen für die Gestaltung von Zeitwertkonten erheblich verbessert. Auf dieser Grundlage ist eine tarifvertragliche Gestaltung von flexiblen Ausstiegen während der Berufstätigkeit und von gleitenden Übergängen in die Rente eine sinnvolle zusätzliche Option.

Die vorgelegte Broschüre soll über die Vermittlung der gesetzlichen Rahmenbedingungen und von Argumenten für eine differenzierte Arbeitszeitgestaltung im Lebensverlauf hinaus konkrete Hilfestellung für die tarifliche und betriebliche Gestaltung von Zeitwertkonten geben. Begründung dafür ist, dass sich die Arbeitszeitbedürfnisse der Beschäftigten im Lebensverlauf abhängig von den Lebensumständen und den Lebenslagen differenzieren.

Am Berufsanfang denkt man natürlich noch nicht an die Rente – aber vielleicht an die Familiengründung. In vielen jungen Familien und Partnerschaften besteht der Wunsch, sich gemeinsam um den Nachwuchs zu kümmern. Bislang haben überwiegend Frauen Elternzeit dafür in Anspruch genommen, mit all den negativen Folgen – von finanziellen Einbußen bis zum Karriereverzicht.

Mit der Nutzung eines Zeitwertkontos ließen sich finanzielle Nachteile ausgleichen, so dass es für Frauen und Männer ohne große finanzielle Einbußen möglich wäre, sich partnerschaftlich um die Kinder zu kümmern. Langfristig könnte hier ein Trend gesetzt werden, dass es karrierefördernd ist, wenn auch Männer Familienzeiten in ihrem Lebenslauf nachweisen können. Dies wäre gelebte Chancengleichheit für Männer und Frauen. Wie das gehen kann, zeigen wir in der Broschüre.

Die von uns ausgearbeiteten Modelle sind ein Beitrag zu mehr Zeitsouveränität für die Beschäftigten. Sie entscheiden selbst, ob und in welchem Umfang sie von den tarifvertraglichen und gesetzlichen Möglichkeiten Gebrauch machen. Sie erwerben mit einem Wertguthaben klare Freistellungsansprüche und sind nicht mehr auf das Wohlwollen der Arbeitgeberseite angewiesen.

Die Investition in Entgelt- und Zeitanteile ermöglichen, sich zu einem individuell gewählten Zeitraum von der Arbeitstätigkeit freistellen zu lassen. Ein derartiges Konto lohnt sich auch für „Normalverdienende“. Die finanzielle Absicherung während der Freistellung ist vom Einzelnen beeinflussbar. Damit dies kalkulierbar wird, gibt es ein Rechenprogramm, das persönliche Berechnungen unterstützt. Rechenbeispiele in unserer Broschüre zeigen, derartige Zeitkonten sind z. B. auch für Teilzeitbeschäftigte attraktiv.

Eine attraktive Übergangsmöglichkeit in die Rente ohne Abschläge ist als Alternative dringend notwendig. Dies wollen wir mit dem Modell eines flexiblen Übergangs ermöglichen. Mit einem Modell echter Teilzeit als gleitender Übergang ließen sich sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ältere Beschäftigte könnten länger im Betrieb bleiben und ihr Wissen weiter zur Verfügung stellen. Gleichzeitig könnten sie jedoch die letzten Berufsjahre mit einem Einkommen aus Teilzeitarbeit und Guthaben aus dem Zeitwertkonto finanziell abfedern.

Viele Beschäftigte wünschen sich nach wie vor einen früheren Übergang in die Rente. Die Verlängerung des Rentenzugangsalters auf 67 ist ein politischer Skandal. Schon heute können viele Beschäftigte ihren Beruf nicht bis zum regelmäßigen Renteneintritt ausüben. Körperliche und psychische Belastungen zwingen zum frühzeitigen Ausstieg aus dem Beruf. Die Folgen tragen dabei die Beschäftigten selbst, indem sie Rentenabschläge hinnehmen und sich im Alter einschränken müssen. Dem wollen wir entgegenwirken.

Mit einem Zeitwertkonto können Beschäftigte selbst Vorsorge treffen und beeinflussen, wann ihr Renteneintritt sein soll. Wir wollen die Arbeitgeber*innen ebenfalls verpflichten, sich an der Finanzierung dieser Übergänge – aber auch an den anderen Modellen – zu beteiligen.

Das Thema „Arbeitszeiten im Lebensverlauf“ hat viele Facetten. Deshalb bot sich eine gemeinsame Bearbeitung durch verschiedene Bereiche geradezu an. Diese Broschüre ist ein Ergebnis eines gemeinsamen Arbeitsprojektes der Bereiche Frauen- und Gleichstellungspolitik, Genderpolitik und der Tarifpolitischen Grundsatzabteilung. Sie ist Beispiel für eine bereichsübergreifende inhaltliche Zusammenarbeit.

Hintergrundinformationen

Mehr davon?

Die Broschüre "Die Zeiten ändern sich – Zeiten im Lebensverlauf" ist eine Ausgabe aus unserer Reihe "Nimm Dir die Zeit".

 

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