Digitalisierung

tarif.werkstatt bei ver.di

Dokumentation zu unserer Veranstaltung über tarifpolitische Herausforderungen durch Digitalisierungsprozesse und den Einsatz von künstlicher Intelligenz
18.12.2024

Bei der gut besuchten Veranstaltung mit über 140 Teilnehmenden in der ver.di-Bundesverwaltung ging es um die Frage, welche tarifpolitischen Herausforderungen sich durch Digitalisierungsprozesse und den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) stellen.

 
Podium auf der ver.di tarif.werkstatt am 02.12.2024

Die Teilnehmenden waren Mitglieder aus Tarifkommissionen, Tarifkoordinator*innen, Tarifverhandler*innen und KBTA-Sekretär*innen aus ganz unterschiedlichen Branchen, Regionen und Unternehmen.

„Alle sind auf der Suche“, sagte Andrea Kocsis als stellvertretende ver.di-Vorsitzende in ihrer Begrüßung mit dem Titel „Passende Rahmen spannen – tarifpolitischer Impuls bei Digitalisierung und KI“. Zwar erscheint das Thema neu und ist es inhaltlich sicher auch, aber es gibt Vorreiter für die Gestaltung von Transformation in der Arbeitswelt. Als Beispiel nannte sie den Rationalisierungsschutz-Tarifvertrag, der bei der Deutschen Post vor 30 Jahren abgeschlossen wurde. „Technischer Wandel muss sozial vonstattengehen“, sagte Kocsis. KI dürfe nicht von oben eingeführt werden. Die Beschäftigten müssten ernsthaft beteiligt werden, damit es überhaupt einen erheblichen Nutzen für Beschäftigte durch technischen Fortschritt geben kann sowie gerechter verteilt würde. Die Kernfrage ist, inwieweit Beschäftigte tatsächlich entlastet und Gute Arbeit dabei gefördert werde.

Norbert Reuter, Leiter der Tarifpolitischen Grundsatzabteilung, betonte, dass es große Innovationsschübe und technologische Brüche bereits in der Vergangenheit immer wieder gegeben hat. Es gehe auch diesmal um die alte Frage nach der Gestaltung neuer Optionen, damit die Technik und die entstandenen technologischen Möglichkeiten für die Menschen und die Beschäftigten da sind – und nicht umgekehrt sich die Menschen der Technik anpassen müssen. Dazu brauche es eine Tarifpolitik mit Weitblick, die jeweils passende Lösungen für die unterschiedlichen Herausforderungen in den verschiedenen Branchen und Betrieben schaffe.

Prof. Dr. Sabine Pfeiffer vom Lehrstuhl für Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg, klärte in ihrem Vortrag zu Beginn, wie KI funktioniert und wo ihre Grenzen derzeit liegen. Denn KI lerne immer weiter, was aber auch nach hinten losgehen könne, wenn man ihr zu sehr vertraue. Daher müsse man fragen, ob sie auch immer weiterlernen solle. Und dazu brauche es immer auch Menschen, die das Beurteilen. Zudem dürfe man den gigantischen Aufwand inklusive des riesigen ökologischen Fußabdruckes nicht unterschätzen. „Man muss wissen, was man da tut“, mahnte Pfeiffer, die auf oftmals mangelnde Strategien in Unternehmen hinwies.

 

Oliver Röthig, Regionalsekretär der UNI Europa, setzt bei der Gestaltung von KI eher auf kollektive Regelungen als auf politische Lösungen der EU. Eine Richtlinie auf europäischer Ebene brauche im Schnitt fünf Jahre – bis dahin ist die technische Entwicklung aber längst weiter fortgeschritten. Der Gesetzgeber könne höchstens einen Rahmen setzen. Er geht nicht davon aus, dass die KI im Dienstleistungsbereich zu Massenentlassungen führt. Das geschehe schleichend, etwa durch ausbleibende Neubesetzungen. Und ihr Einsatz könne dazu führen, dass Dienstleistungen schlechter werden, weil sie in der Regel standardisiert vorgeht.

Oliver Suchy, Leiter der Abteilung Grundsatz und Gute Arbeit beim DGB-Bundesvorstand, ging in seinem Kommentar darauf ein, dass KI zu Arbeitsschutz und -sicherheit beitragen könne. Allerdings bedürfe die Einführung auch von KI-Anwendungen kollektivrechtlicher Leitplanken – auch mit Tarifverträgen und verwies auf das gewerkschaftliche Positionspapier des DGB.

Im sogenannten Stationenrundgang wurden konkrete kollektive Regelungen im Posterformat von tariflichen Akteur*innen selbst vorgestellt. Die Teilnehmenden konnten dabei direkt an den Postern in einen Austausch kommen und ihre Fragen zu den getroffenen kollektiven Regelungen stellen.

Ein anderer interaktiver Part war die Workshop-Phase mit sechs thematisch unterschiedlichen Workshops, bei denen es darum ging, die einzelnen Themen in Kürze aufzublättern und gleichzeitig ihre Relevanz für kollektive Regelungen zu erarbeiten.

Themen waren u. a.:

In den unterschiedlichen Diskussionen wurde auch klar, dass es zur Gestaltung von KI-Anwendungen Zukunftsdialoge für Beschäftigte braucht. Dieser Bedarf kann mit kollektiven Regelungen institutionalisiert und systematisiert werden. Ziel dabei ist, notwendige Beteiligungsprozesse zu verbessern und die Mitbestimmung in den Betrieben und Verwaltungen zu stärken.

Dadurch kann ein wichtiger Leitspruch in der Praxis überhaupt erst Anwendung finden:

 

Der Mensch steht an erster Stelle und die Technik hat eine dienende sowie unterstützende Funktion.

Unser Fazit

Mit dieser Veranstaltung wurden u. a.

  • Räume gegeben, sich über tarifpolitische Herausforderungen und Strategien der verschiedenen Branchen und Tarifobjekte auszutauschen und sich tarifpolitisch inspirieren zu lassen sowie
  • übergeordnete Herausforderungen und Fragestellungen der Tarifpolitik zur Gestaltung von Digitalisierung und KI angesprochen.

Bedanken möchten wir uns als Tarifpolitische Grundsatzabteilung an dieser Stelle bei den Gewerkschaftssekretär*innen und somit ausdrücklich bei den Fachbereichen und Querschnittsabteilungen, die uns bei der inhaltlichen Ausgestaltung – besonders bei den Stationen und Workshops – tatkräftig unterstützt haben.

Gefreut hat uns außerdem das durchweg positive Feedback aller Teilnehmenden. Aus den Feedbacks ging auch klar hervor, dass mehr Zeit für interaktive Sequenzen wünschenswert gewesen wäre. Und: dass eine solche tarif.werkstatt für Tarifakteur*innen und Tarifkomissionsmitglieder wieder stattfinden sollte – gerade auch über Branchen hinweg.

 

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