Gemeinsam gegen Rechtsextremismus

ver.di ruft zusammen mit ihren Schwestergewerkschaften des DGB und weiteren Bündnispartnern wie Fridays for Future und dem Netzwerk „Hand in Hand“ kontinuierlich zu Demonstrationen gegen die AfD und rechte Extremisten auf. Vor allem auch mit Blick auf die anstehende Landtagswahl in Brandenburg und die Ergebnisse der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen vom 1. September. Die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts begrüßt ver.di in diesem Zusammenhang ausdrücklich. Wer gleiche Bürgerrechte genießt, kann auch politisch mitentscheiden

© ver.di
Wir sagen zusammen Halt!
13.09.2024

INHALT

Bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen haben jeweils rund ein Drittel der Wähler*innen für die AfD gestimmt. In Sachsen ist die AfD nur knapp an einer Sperrminorität gescheitert. Mit einem Drittel der Sitze im Parlament wäre es möglich, wichtige Entscheidungen wie die Besetzung von Stellen für Verfassungsrichter oder die der Spitzen des Landesrechnungshof zu blockieren. Diese müssen mit Zwei-Drittel-Mehrheit des Parlaments gefasst werden. Das gilt auch für die Selbstauflösung des Landtags. In Thüringen hat die AfD die Sperrminorität erreicht. Die Regierungsbildung ist in beiden Bundesländern schwierig.

„Wir rufen zur Zusammenarbeit ausnahmslos aller demokratischen Parteien jenseits der AfD auf. In beiden Bundesländern muss es darum gehen, stabile Mehrheiten für handlungsfähige Koalitionen zu organisieren, um eine Regierungsbeteiligung der Rechtsradikalen zu verhindern. Dazu müssen alle beteiligten Akteure Kompromisse eingehen und aufeinander zugehen. In beiden Bundesländern ist eine Politik notwendig, die die Interessen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in den Mittelpunkt rückt, zu mehr Tarifbindung führt und umfassend in die öffentliche Daseinsvorsorge investiert. Es muss jetzt darum gehen, die Wählerinnen und Wähler der AfD für die demokratischen Parteien zurückzugewinnen“, sagte der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke nach den Wahlen. Die Ergebnisse nannte er „alarmierend“.

„Als Gewerkschaft stehen wir in einer antifaschistischen Tradition und übernehmen hier ganz klar Verantwortung im Kampf gegen rechts. Denn soziale Gerechtigkeit kann nur mit Respekt und Anstand erreicht werden, nicht durch Menschenfeindlichkeit, Hass und Hetze. Diese Einsicht zu stärken, ist uns als Gewerkschaft wichtig“, so der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke. ver.di will ein Signal aus der Mitte der Gesellschaft senden: Mit der Radikalisierung und der Diffamierung von Menschen mit Migrationsgeschichte finden wir uns nicht ab, sondern treten öffentlich dagegen auf, auch nach dem vermutlich islamistischen Attentat auf dem Solinger Stadtfest am 23. August 2024.

„Das Attentat in Solingen erschüttert uns alle tief, unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Jetzt muss alles darangesetzt werden, die Tat aufzuklären und den oder die Täter zu bestrafen. Gleichzeitig werben wir als ver.di dafür, wirklich angemessene politische Schlussfolgerungen zu ziehen. Das Attentat beweist erneut, wir brauchen in Deutschland schärfere Waffengesetze und die Polizei muss auch personell dazu in die Lage versetzt werden, dieses durchzusetzen. Eine pauschale Verdächtigung aller Asylsuchenden auf Grund der Taten Einzelner, darf nicht stattfinden“, so der ver.di-Vorsitzende weiter.

Resolution des ver.di-Gewerkschaftsrats

„Ob Lohnsteigerungen, Tarifbindung, bezahlbarer Wohnraum, armutsfeste Renten, soziale Sicherheit, gute Bildung oder Arbeitnehmer*innenrechte – die AfD bietet keine Lösungen an. Im Gegenteil, sie vertritt in arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Belangen eine neoliberale Politik sowie ein reaktionäres Frauen- und Familienbild. Beschäftigte, Azubis, Studierende, Erwerblose, Frauen oder Rentner*innen können von der AFD keine Verbesserungen erwarten“, so heißt es in einer Resolution gegen den Rechtsruck in Deutschland, die der ver.di-Gewerkschaftsrat bereits am 27. Juni 2024 anlässlich des AfD-Parteitages vom 28. bis 30. Juni in Essen verabschiedet hat. Die komplette Resolution kann unten auf dieser Seite heruntergeladen werden. Mit Blick auf die Landtagswahlen in Ostdeutschland sagt der ver.di-Vorsitzende: „Wir stehen politisch mitten in einem Sturm. Es geht um viel. Rechtsextremistische Tendenzen dürfen in Sachsen und Thüringen nicht mehrheitsfähig werden. Denn sie sind Gift für die Gesellschaft.“

Der ver.di-Gewerkschaftsrat, das höchste Gremium der Gewerkschaft, stellt zudem klar, dass es einen unauflösbaren Widerspruch gibt zwischen gelebter gewerkschaftlicher Solidarität sowie dem entschlossenen Kampf für gute Arbeit und dem rechtspopulistischem und rechtsextremistischem Weltbild, wie es insbesondere von der AFD verkörpert wird. In der Resolution heißt es weiter:

 

Wir stehen für Demokratie ein und werben auf allen Ebenen für sie. Wir stellen uns rechter Hetze und Hass konsequent entgegen. Wir treten für Menschlichkeit und Vielfalt ein.

Resolution Gegen Rechts des ver.di-Gewerkschaftsrats

Resolution des ver.di-Gewerkschaftsrats Gegen Rechts.pdf (PDF 66 kB)

 

Wo Demonstrationen und Kundgebungen in den kommenden Wochen stattfinden, wird hier fortlaufend aktualisiert und ergänzt.

 

Die nächsten Termine

Freitag, 13. September 2024

  • Erlangen 15 Uhr, Hugenottenplatz, Mahnwache für Demokratie, Toleranz und Vielfalt der Kulturen
  • Hildesheim 16 Uhr, Bahnhofsvorplatz, Bau mit uns die Brandmauer gegen Rechts!
  • Doberlug-Kirchhain/Brandenburg 16:15 Uhr, Bahnhof, Für ein weltoffenes und buntes DoKi – Björn Höcke kommt nach DoKi. Doch nicht mit uns!
  • Kremmen/Brandenburg 17 Uhr, Marktplatz, Gemeinsam Gesicht zeigen! Kremmen für Vielfalt und Toleranz
  • Nordhastedt 18 Uhr, Bahnhofstraße, Diesmal mit ,Pauken & Trompeten’ mit den Omas gegen rechts

 

Samstag, 14. September 2024

  • St. Peter Ording 9 Uhr, Marktplatz Jan & Gret, Zusammen für Demokratie & Vielfalt – SPO ist bunt!
  • Mannheim 10:30 Uhr, Anlegestelle MS Kurpfalz, AFD entern – Rechtsradikale Veranstaltung auf dem Neckar stören!
  • Frankfurt (Oder) 12 Uhr, Plac Bohaterow, Pride – solidarisch gegen Rechts für Vielfalt
  • Strausberg 10 Uhr, Bahnhof, Keine freie Fahrt der AFD
  • Halle (Saale) 11 Uhr, Marktplatz, Queerfeindlichen die Suppe versalzen! CSD in Halle (Saale)
  • Dortmund 11:15 Uhr, Katharinentreppe (gegenüber HBF), Kein 2. Bautzen! Den CSD in Dortmund schützen
  • Wuppertal 12 Uhr, Johannes-Rau-Platz - Rathaus Barmen, CSD – GEMEINSAM können wir ein Zeichen für ein buntes Wuppertal setzen!
  • Hannover 12 Uhr, Landtag, Bunte Mahnwache für die Demokratie
  • Elmshorn 12 Uhr, Alter Markt, Pride Parade, „Gemeinsam gegen Rechts: Für Vielfalt und Demokratie“ 
  • Schnellroda/Sachsen-Anhalt 13 Uhr, vor der Gaststätte "Zum Schäfchen! Gar nicht mal so fest – Vor 77 Jahren wurde Preußen aufgelöst, jetzt kommt die AFD! Protestkundgebung
  • Bad Kreuznach 14 Uhr, Bahnhof, CSD 2024 – solidarisch gegen Rechts für Vielfalt
  • Eberswalde 14 Uhr, Bahnhof, Gemeinsam stark! Wir sind die demokratische Mehrheit
  • Landau 14 Uhr, Stiftsplatz, Zeit zu handeln!
  • Wolfsburg 14 Uhr, Brandenburger Platz, Lasst uns mit dem CSD gemeinsam zeigen, dass wir zusammen stark sind und für eine offene, vielfältige Gesellschaft
  • Riesa 14 Uhr, Postplatz, CSD – setzen wir gemeinsam ein Zeichen für Toleranz
  • Niebüll 14 Uhr, Hauptstraße 49, Nordfriesland ist BUNT
  • Wismar 14:30 Uhr, Marktplatz, Vielfalt Vereint – Der erste CSD in Wismar
  • Ulm 15 Uhr, Münsterplatz, Lauter und bunter: Der erste neue CSD in Ulm und Neu-Ulm – vor der höchsten Kirche der Welt setzen wir ein kraftvolles Zeichen für Vielfalt und Toleranz.
  • Aschaffenburg 15:30 Uhr, Sandkirche, Gemeinsam gegen Rechts! Konsequent antifaschistisch!
  • Neuruppin 15:30 Uhr, Otto-Grotewohl-Straße, Gegen ein zweites 33 – Demonstration gegen den Rechtsruck in Politik und Gesellschaft 
  • Jülich 16 Uhr, Propst-Bechte-Platz, Jülich solidarisch – Für Demokratie & gegen Extremismus
  • Potsdam 16:30 Uhr, Alter Markt, Buntes Fest für Demokratie, Vielfalt und Gleichberechtigung

 

Sonntag, 15. September 2024

  • Mannheim 11 Uhr, Georg-Lechleiter-Platz, Gedenken an die Widerstandsgruppe Lechleiter, Am 15. September findet das jährliche Gedenken an die Widerstandsgruppe um Georg Leichleiter statt. An diesem Datum kam es zu den ersten Hinrichtungen an den mutigen Arbeiter:innen und Antifaschist:innen, die sich in und um Mannheim furchtlos der NS-Diktatur widersetzten
  • Neuruppin 13-16 Uhr, Schulplatz, Familienfest der Vielfalt – Kundgebung gegen das beschränkte Familienbild der AfD
  • Braunsrath 15 Uhr, Kapelle, Für Demokratie, Frieden & Toleranz

 

Montag, 16. September 2024

  • Burgdorf/Niedersachsen 16 Uhr, Spittaplatz, Solidarisch gegen Faschismus
  • Görlitz 17:30 Uhr, Bahnhofsvorplatz, Klare Kante! Grenzen auf – Merz zurückweisen!
  • Michendorf/Brandenburg 18 Uhr, Gemeindezentrum, Mahnwache mit den Omas gegen Rechts zur AfD-Veranstaltung
  • Koblenz 19 Uhr, Zentralplatz, Gegen Autokraten und ihre Fans! Gemeinsam für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte

 

Freitag, 20. September 2024

  • Erlangen 15 Uhr, Hugenottenplatz, Mahnwache für Demokratie, Toleranz und Vielfalt der Kulturen
  • Lüdenscheid 17:30 Uhr, Graf-Engelbert-Platz, KÄMPFE VERBINDEN – HOCH DIE INTERNATIONALE SOLIDARITÄT!

 

Samstag, 21. September 2024

  • Köln 12 Uhr, Ottoplatz, „Marsch für das Leben” verhindern!
  • Werder (Havel) 13 Uhr, Marktplatz, Festival für ein weltoffenes Werder
  • Potsdam 14 Uhr, Luisenplatz, Stabil bleiben! Gegen AfD und Rechtsruck!
  • Herne 12:30 Uhr, Europaplatz, CSD 2024: „Selbstbestimmt kämpfen – für queere Befreiung weltweit”
  • Döbeln 14 Uhr, HBF, 3. CSD in Döbeln – Bunte Flaggen gegen braune Politik
  • Bremen 20 Uhr, Wallanlagen an der Kunsthalle, Lichter gegen Rechts!

 

Sonntag, 22. September 2024

  • Paderborn 17 Uhr, Domplatz, Solidarität statt Spaltung!

 

Jeden Samstag

  • Düren 11:55 Uhr, Kaiserplatz, 5 vor 12 – Zeit für Demokratie

 

Jeden Montag

  • Weimar 18:45 Uhr, Theaterplatz, Freiheit der Kunst – suchet der Stadt Bestes
  • Gera 18:30 Uhr, Theatervorplatz, Wir sind Gera!

Die correctiv.org-Enthüllungen zum konspirativen Treffen von Rechtsextremen und AfD-Politikern im zurückliegenden November in Potsdam erinnern an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. Denn ebenfalls in Potsdam, nicht weit entfernt von dieser Zusammenkunft, wurden am 20. Januar 1942 auf der sogenannten Wannseekonferenz von 15 hochrangigen Nationalsozialisten, die Deutschland seinerzeit regierten, die Deportation der jüdischen Bevölkerung ganz Europas in Konzentrationslager in den Osten und ihre Vernichtung beschlossen. Wer heute wieder politische und ethnische Säuberungen unseres Landes fordert, hat aus unserer Geschichte nichts gelernt und tritt unsere Verfassung, Freiheit und die Grundrechte mit Füßen.

Dieses braune Gedankengut reicht längst weit in die AfD hinein. Doch wir lassen uns unsere Demokratie nicht kaputtmachen! ver.di und ihre Schwestergewerkschaften im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) sowie weitere Bündnisorganisationen wie Fridays for Future und das Netzwerk „Hand in Hand“ sind solidarisch mit allen Menschen in Deutschland – egal ob mit oder ohne Migrationsgeschichte, egal welcher Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung. Wir gehören zusammen!

Und seit Monaten zeigt sich das landauf landab in den Großstädten wie Berlin, München und Hamburg, aber auch in vielen Kleinstädten vor allem in Ostdeutschland, wo die AfD aktuell den meisten Zulauf hat. Am Samstag, den 3. Februar 2024, zählte in Berlin das Veranstalter-Bündnis „Hand in Hand“, dem neben knapp 1.900 Organisationen auch ver.di angehört, rund 300.000 Teilnehmer*innen rund um den Bundestag, eine Menschenmasse, aus der sich immer mal wieder zusammengehaltene Hände gen Himmel streckten. Die riesige Demonstration, die sich bis weit in den Tiergarten und die anliegenden Straßen einschließlich dem Boulevard „Unter den Linden“ hinterm Brandenburger Tor erstreckte, stand unter dem Motto #WirSindDieBrandmauer. Und die war ebenso bunt wie die Schilder, die die Demonstrierenden dabeihatten.

 

„Wer Kritik hat an der aktuellen Politik, kann sie äußern, kann aktiv werden, aber bitte wählt nicht die Menschen, die gegen eure eigenen Interessen Politik machen.“

Sylvia Bühler, Mitglied des ver.di-Bundesvorstands

Der Gewerkschaftsblock sammelte sich vor dem offiziellen Beginn der Demonstration vor dem Brandenburger Tor. Sylvia Bühler, Mitglied des ver.di-Bundesvorstands sagte: „Wir verteidigen die Demokratie. Wir stellen klar, die AfD ist nicht irgendeine Partei wie jede andere. Die AfD ist richtig, richtig gefährlich.“ Die Gewerkschafterin appellierte an alle Beschäftigten und Bürger*innen: „Wer Kritik hat an der aktuellen Politik, kann sie äußern, kann aktiv werden, aber bitte wählt nicht die Menschen, die gegen eure eigenen Interessen Politik machen.“

Die Mutigen im Osten

In Dresden wurde unter demselben Motto #WirSindDieBrandmauer demonstriert, nach Angaben des Demo-Bündnisses vor Ort kamen in der ostdeutschen Metropole rund 30.000 Demonstrierende zusammen. Aber ob 30.000 oder 300.000 oder auch nur 3.000 Menschen, wie etwa auf dem Marktplatz in Jena, der zweitgrößten Stadt Thüringens, überall gehen Menschen auf die Straße. In Jena ruft die Initiative „Weltoffenes Thüringen“, dem Verbände, Sportvereine und Parteien angehören, zu Demos gegen Rechts auf. In Thüringen kandidiert für die AfD Björn Höcke, der den ultrarechten Flügel der Partei anführt und immer wieder durch Reden auffällt, in denen er nationalsozialistische Propaganda kopiert. Dort, wo die AfD in der Wähler*innengunst teils bei weit über 30 Prozent liegt, erfordert es besonderen Mut, auf die Straße zu gehen, Gesicht zu zeigen und sich gegen die AfD zu positionieren.

Luisa Neubauer von Fridays for Future rief von der Bühne in Berlin den hunderttausenden Demonstrierenden dort zu: „Die AfD ist groß, aber muss es nicht bleiben!“ Die Klimaktivistin betonte: „Demokratie hat man nicht, Demokratie lebt man. Wir haben so viel zu tun, dafür braucht es eine Demokratie, die lebt.“ Es komme jetzt auf Millionen Menschen an, die die Demokratie verteidigen und mit Leben füllen. Vor allem, weil es nicht nur darum ginge, gegen die AfD zu demonstrieren, sondern gegen die Mehrheiten, die durch AfD-Stimmen zusammenkommen könnten.

Genau darum geht es.

 

ver.di und ihre Schwestergewerkschaften rufen deshalb auch weiterhin dazu auf, sich den Rechten in den Weg zu stellen, im Betrieb, im Verein, auf der Straße, kurzum überall dort, wo man auf sie trifft.

Immer fröhlich gegen Rechts
© Kay Herschelmann

Demokratie beginnt im Betrieb

Rechte Parolen machen auch vor Betrieben nicht halt. Das Erfolgsrezept gegen rechte Hetze lautet: Wer Solidarität und Selbstwirksamkeit erlebt, ist weniger anfällig für rechtsextremes Gedankengut

Mehr erfahren

 

Aufruf des ver.di-Vorsitzenden Frank Werneke

 

ver.di verurteilt Angriffe auf die Pressefreiheit

Als Reaktion auf die Correctiv-Enthüllungen über die Beteiligung von AfD-Mitgliedern auch aus der Bundestags-Fraktion an dem Treffen im Haus Adlon in Potsdam agitieren AfD-Politikerinnen und -Politiker öffentlich gegen Medienschaffende. ver.di verurteilt diese Angriffe auf die Pressefreiheit. „In Social-Media-Posts greifen die AfD und ihre Abgeordneten Medienschaffende pauschal und auch einzelne Personen gezielt an. Das zeigt eine Missachtung des Journalismus als konstitutiver Säule der Demokratie und offenbart eine Feindseligkeit gegenüber Journalist*innen, wenn diese unangenehme Wahrheiten ans Licht bringen. Es ist die Aufgabe von unabhängigem Journalismus, über solche Ereignisse und Gesprächsgegenstände zu berichten, vor allem wenn dabei offenkundig Grundrechte von Mitbürger*innen in Frage gestellt werden“, sagt Christoph Schmitz, für Medien zuständiges Mitglied im ver.di-Bundesvorstand. Dass die Correctiv-Recherche den Anlass für Großdemonstrationen über mehrere Tage in über hundert Städten und mit Hundertausenden Teilnehmer*innen gegeben habe, zeige auf welch massives öffentliches Interesse die Veröffentlichung stoße. „Jetzt fordert die AfD ihre Anhänger und ,Follower‘ ihrer Social-Media-Kanäle dazu auf, Medienvertreter*innen ‚in die Schranken zu weisen‘. Das ist als szenetypischer Aufruf zur Gewalt zu verstehen und verlässt jeden akzeptablen Weg des Umgangs einer politischen Partei mit für sie unliebsamer Medienberichterstattung“, so Schmitz.

Weiter zollt Schmitz seinen Respekt vor der Arbeit des Correctiv-Teams: „Im Stile großer Investigativ-Projekte haben hier eine Vielzahl von Kolleg*innen mit unterschiedlichen Expertisen zusammengewirkt, um eine nach journalistischen Grundsätzen veröffentlichungsfähige Reportage zu schreiben. Der Wert ihrer Arbeit lässt erkennbar werden, warum Pressefreiheit einen besonderen Schutz braucht und auch einzelne Medienschaffende im Falle von Nachstellungen und Angriffen von Auftraggebern und der Öffentlichkeit in Schutz genommen werden müssen.“


ver.di begrüßt Staatsangehörigkeitsrechtsreform

Mit der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts, die am 19. Januar 2024 mit den Stimmen der Ampelkoalition im Bundestag beschlossen wurde, ist ein wichtiger Schritt für das Miteinander in Deutschland gemacht. „Wir freuen uns mit unseren Gewerkschaftsmitgliedern, dass jetzt endlich für alle Migrantinnen und Migranten, die Möglichkeit der Doppelstaatsangehörigkeit eröffnet wird und nicht nur für EU-Angehörige. Gerade die mit 2,8 Millionen Angehörigen größte Einwanderercommunity in Deutschland, die der Türkeistämmigen, sah sich nach der alten Regelung diskriminiert, da der Verzicht auf den Herkunftspass Voraussetzung für eine Einbürgerung war“, so Rebecca Liebig, für Migration zuständiges ver.di-Bundesvorstandsmitglied.

Der Doppelpass und ein Anspruch auf Einbürgerung nach bereits fünf Jahren werde auch alle anderen Eingewanderten aus sogenannten Drittstaaten mit Angehörigen der EU gleichstellen. Angehörige der Drittstaaten machten einen Großteil der Beschäftigten mit ausländischem Pass aus. „Deshalb rufen wir unsere Gewerkschaftsmitglieder mit Migrationsbiografie auf, den deutschen Pass jetzt zu beantragen“, so Liebig.

 

„Wer gleiche Bürgerrechte genießt, kann endlich politisch auf allen Ebenen mitentscheiden und hat auch auf dem Arbeitsmarkt bessere Aufstiegschancen.“

Rebecca Liebig, für Migration zuständiges ver.di-Bundesvorstandsmitglied

Zugleich kritisiert ver.di die Verschlechterung von Einbürgerungsbedingungen für Menschen, die unverschuldet nicht voll leistungsfähig sind, etwa Menschen mit Behinderungen oder deren pflegende Angehörige, die keinen rechtlichen Anspruch mehr haben und deshalb künftig abhängig vom Ermessen der örtlichen Behörden sind. Aus ver.di-Sicht ist das eine völlig unnötige Verschärfung, die die Ampel ins Gesetz geschrieben hat. Es kommt nun auf die Länder an, das Gesetz so umzusetzen, dass die Behörden ihr Ermessen konstruktiv nutzen und diesen Menschen, die unverschuldet aus Krankheitsgründen oder wegen einer Behinderung zeitweise oder dauerhaft nicht voll erwerbstätig sein können, großzügig Einbürgerungen erteilen.