ver.di ruft zusammen mit dem DGB und weiteren Bündnispartnern zum Widerstand gegen die AfD und rechte Kräfte auf. Wir stellen uns den Feinden der Demokratie entgegen.
Wir stehen zusammen. Am 25. Januar um 16:30 Uhr entfachen wir gemeinsam in einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis vor dem Brandenburger Tor ein Lichtermeer für die Demokratie. Die AfD droht zweitstärkste Kraft im Bundestag zu werden, Donald Trump ist mit Unterstützung von Elon Musk wieder ins Weiße Haus eingezogen und in Österreich steht Rechtsextremist Herbert Kickl kurz vor seiner ersten Kanzlerschaft. Deshalb versammeln wir uns und lassen ein Lichtermeer gegen den Rechtsruck erleuchten. Sei dabei!
Wie schon Ende Juni 2024 zum AfD-Parteitag in Essen hatte ver.di seine Mitglieder erneut zu Protesten gegen den Parteitag der AfD in Riesa am 11. und 12. Januar 2025 aufgerufen. ver.di solidarisiert sich mit allen Antifaschist*innen, die sich der AfD durch friedliches massenhaftes Widersetzen entgegenstellen.
Schon in aller Frühe am 11. Januar versammelten sich die ersten Demonstrierenden gegen den AfD-Parteitag in Riesa. Bis zum Mittag um 14 Uhr wuchs der Demozug auf nahezu 12.000 Menschen an, die ab den frühen Morgenstunden immer wieder Straßen blockierten. Die taz berichtete von insgesamt 15.000 Demonstrierenden. Anders als geplant, konnte der Parteitag der AfD nicht um 10 Uhr beginnen, sondern erst mit zwei Stunden Verspätung um 12 Uhr. Draußen vor der Veranstaltungsarena riss der Protest unterdessen nicht ab.
Ab 6 Uhr morgens war auch die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di, die dju in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sieben Stunden im Einsatz, um zu beobachten, inwieweit Journalist*innen ungehindert von den Protesten gegen die AfD berichten konnten. Das Fazit der ver.di-Kolleg*innen: Die Arbeit von Journalist*innen wurde teilweise unnötig behindert, war aber im überwiegenden Teil unter Beachtung der Dynamik möglich. Feststellen müssen die Kolleg*innen auf Grundlage der Fakten, dass die überwiegende Anzahl der Vorfälle, in denen Journalist*innen behindert wurden, auf das Verhalten der Polizei zurückzuführen ist. Ein Hauptproblem habe dabei in der Kommunikation zwischen den Einsatzhundertschaften mehrerer Bundesländer mit der Dresdner Einsatzleitung der Polizei bestanden.
„Wir haben leider hautnah miterlebt, wie mehr als 30 Medienvertreter*innen bereits kurz nach Beginn der ersten Demonstrationen in eine Umstellung eines gesamten Demonstrationszuges der Polizei gerieten. Keiner der Beamten fühlte sich verantwortlich, ein Verlassen des Kessels für Medienvertreter*innen zu ermöglichen. Und das für circa 45 Minuten“, so Lucas Munzke, betreuender Gewerkschaftssekretär, dem ebenso der Abgang aus der Umstellung verwehrt wurde. Er betont: Pressevertreter*innen seien keine Gefährder eines AfD-Parteitages. „Sie sind dort um vollumfänglich und ohne Beschränkungen Bilder und Stimmungen im öffentlichen Raum einzufangen. Ihnen den Zugang zu gewissen Straßen und Bereichen zu verwehren, spricht gegen diesen Grundsatz.“ Wenn rund um den Parteitag die freie Berichterstattung für nicht akkreditierte Journalist*innen polizeilich eingeschränkt werde, überlasse man so auch der AfD die Kontrolle über die Berichterstattung.
Mit Trauer und Entsetzen hat ver.di auf den Anschlag in Magdeburg am 20. Dezember 2024 reagiert und sich der von einem breiten Bündnis getragenen „Magdeburger Erklärung“ angeschlossen, in der es unter anderem heißt:
„Unsere Gedanken gehen in diesen Tagen zu den Opfern und Betroffenen. Unsere Gedanken gehen zu den Menschen, die Angehörige verloren haben, oder um Leben und Gesundheit ihrer Lieben bangen. Ihnen gelten unser Mitgefühl und unsere Solidarität.
Unsere Stadt ist durch den Anschlag tief verwundet. Viele Menschen trauern, spüren Angst und sind verunsichert. In dieser Situation wollen wir als Stadtgesellschaft zusammenstehen und zeigen: Ihr seid nicht allein – mit eurer Trauer und eurer Ratlosigkeit.
Wir, Bürgerinnen und Bürger Magdeburgs, stehen zusammen, trauern zusammen, sind in Gedanken an die Opfer und Betroffenen des Anschlags vereint.
Die Menschen der Stadt Magdeburg – wir alle – brauchen eine Atempause, eine Zeit der Besinnung, um das Geschehen zu verarbeiten. Wir brauchen eine Zeit der Gemeinschaft und Solidarität.
Jetzt ist die Zeit der Trauer und inneren Einkehr. Jetzt ist nicht die Zeit für Polarisierung oder gar politische Indienstnahme. Wir sind besorgt über Schuldzuweisungen. Wir sind besorgt über die Dämonisierung und Bedrohung von Menschen migrantischer Herkunft.“
Gemeinsam mit dem Bündnis ruft ver.di dazu auf, sich an Gedenkveranstaltungen und Mahnwachen zu beteiligen.
Fakten gg AFD.pdf (PDF 1 MB)
Bei den zurückliegenden Landtagswahlen im September in Brandenburg, Thüringen und Sachsen haben jeweils rund ein Drittel der Wähler*innen für die AfD gestimmt. In Sachsen ist die AfD nur knapp an einer Sperrminorität gescheitert. Mit einem Drittel der Sitze im Parlament wäre es möglich, wichtige Entscheidungen wie die Besetzung von Stellen für Verfassungsrichter oder die der Spitzen des Landesrechnungshof zu blockieren. Diese müssen mit Zwei-Drittel-Mehrheit des Parlaments gefasst werden. Das gilt auch für die Selbstauflösung des Landtags. In Thüringen hat die AfD die Sperrminorität erreicht. Die Regierungsbildung ist in beiden Bundesländern schwierig gewesen, in Sachsen regiert jetzt eine Minderheitenregierung von CDU und SPD.
Der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke hatte nach den Wahlen zur Zusammenarbeit ausnahmslos aller demokratischen Parteien jenseits der AfD aufgerufen. Die Wahlergebnisse nannte er „alarmierend“. Alle beteiligten Akteure müssten Kompromisse eingehen und aufeinander zugehen. Es müsse jetzt darum gehen, die Wählerinnen und Wähler der AfD für die demokratischen Parteien zurückzugewinnen, so Werneke. Das gilt auch für die anstehenden Neuwahlen für den Bundestag am 23. Februar 2025. Bundesweit liegt die AfD aktuell bei rund 18 Prozent.
„Ob Lohnsteigerungen, Tarifbindung, bezahlbarer Wohnraum, armutsfeste Renten, soziale Sicherheit, gute Bildung oder Arbeitnehmer*innenrechte – die AfD bietet keine Lösungen an. Im Gegenteil, sie vertritt in arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Belangen eine neoliberale Politik sowie ein reaktionäres Frauen- und Familienbild. Beschäftigte, Azubis, Studierende, Erwerblose, Frauen oder Rentner*innen können von der AfD keine Verbesserungen erwarten“, so heißt es in einer Resolution gegen den Rechtsruck in Deutschland, die der ver.di-Gewerkschaftsrat bereits am 27. Juni 2024 anlässlich des AfD-Parteitages vom 28. bis 30. Juni in Essen verabschiedet hat. Die komplette Resolution kann unten auf dieser Seite heruntergeladen werden.
Der ver.di-Gewerkschaftsrat, das höchste Gremium der Gewerkschaft, stellt zudem klar, dass es einen unauflösbaren Widerspruch gibt zwischen gelebter gewerkschaftlicher Solidarität sowie dem entschlossenen Kampf für gute Arbeit und dem rechtspopulistischem und rechtsextremistischem Weltbild, wie es insbesondere von der AFD verkörpert wird. In der Resolution heißt es weiter:
Resolution des ver.di-Gewerkschaftsrats Gegen Rechts.pdf (PDF 66 kB)
Wo Demonstrationen und Kundgebungen in den kommenden Wochen stattfinden, wird hier fortlaufend aktualisiert und ergänzt.
mehr Infos und weitere Aktionen: demokrateam.org/aktionen
Die correctiv.org-Enthüllungen zum konspirativen Treffen von Rechtsextremen und AfD-Politikern im zurückliegenden November in Potsdam erinnern an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. Denn ebenfalls in Potsdam, nicht weit entfernt von dieser Zusammenkunft, wurden am 20. Januar 1942 auf der sogenannten Wannseekonferenz von 15 hochrangigen Nationalsozialisten, die Deutschland seinerzeit regierten, die Deportation der jüdischen Bevölkerung ganz Europas in Konzentrationslager in den Osten und ihre Vernichtung beschlossen. Wer heute wieder politische und ethnische Säuberungen unseres Landes fordert, hat aus unserer Geschichte nichts gelernt und tritt unsere Verfassung, Freiheit und die Grundrechte mit Füßen.
Dieses braune Gedankengut reicht längst weit in die AfD hinein. Doch wir lassen uns unsere Demokratie nicht kaputtmachen! ver.di und ihre Schwestergewerkschaften im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) sowie weitere Bündnisorganisationen wie Fridays for Future und das Netzwerk „Hand in Hand“ sind solidarisch mit allen Menschen in Deutschland – egal ob mit oder ohne Migrationsgeschichte, egal welcher Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung. Wir gehören zusammen!
Und seit Monaten zeigt sich das landauf landab in den Großstädten wie Berlin, München und Hamburg, aber auch in vielen Kleinstädten vor allem in Ostdeutschland, wo die AfD aktuell den meisten Zulauf hat. Am Samstag, den 3. Februar 2024, zählte in Berlin das Veranstalter-Bündnis „Hand in Hand“, dem neben knapp 1.900 Organisationen auch ver.di angehört, rund 300.000 Teilnehmer*innen rund um den Bundestag, eine Menschenmasse, aus der sich immer mal wieder zusammengehaltene Hände gen Himmel streckten. Die riesige Demonstration, die sich bis weit in den Tiergarten und die anliegenden Straßen einschließlich dem Boulevard „Unter den Linden“ hinterm Brandenburger Tor erstreckte, stand unter dem Motto #WirSindDieBrandmauer. Und die war ebenso bunt wie die Schilder, die die Demonstrierenden dabeihatten.
Der Gewerkschaftsblock sammelte sich vor dem offiziellen Beginn der Demonstration vor dem Brandenburger Tor. Sylvia Bühler, Mitglied des ver.di-Bundesvorstands sagte: „Wir verteidigen die Demokratie. Wir stellen klar, die AfD ist nicht irgendeine Partei wie jede andere. Die AfD ist richtig, richtig gefährlich.“ Die Gewerkschafterin appellierte an alle Beschäftigten und Bürger*innen: „Wer Kritik hat an der aktuellen Politik, kann sie äußern, kann aktiv werden, aber bitte wählt nicht die Menschen, die gegen eure eigenen Interessen Politik machen.“
In Dresden wurde unter demselben Motto #WirSindDieBrandmauer demonstriert, nach Angaben des Demo-Bündnisses vor Ort kamen in der ostdeutschen Metropole rund 30.000 Demonstrierende zusammen. Aber ob 30.000 oder 300.000 oder auch nur 3.000 Menschen, wie etwa auf dem Marktplatz in Jena, der zweitgrößten Stadt Thüringens, überall gehen Menschen auf die Straße. In Jena ruft die Initiative „Weltoffenes Thüringen“, dem Verbände, Sportvereine und Parteien angehören, zu Demos gegen Rechts auf. In Thüringen kandidiert für die AfD Björn Höcke, der den ultrarechten Flügel der Partei anführt und immer wieder durch Reden auffällt, in denen er nationalsozialistische Propaganda kopiert. Dort, wo die AfD in der Wähler*innengunst teils bei weit über 30 Prozent liegt, erfordert es besonderen Mut, auf die Straße zu gehen, Gesicht zu zeigen und sich gegen die AfD zu positionieren.
Luisa Neubauer von Fridays for Future rief von der Bühne in Berlin den hunderttausenden Demonstrierenden dort zu: „Die AfD ist groß, aber muss es nicht bleiben!“ Die Klimaktivistin betonte: „Demokratie hat man nicht, Demokratie lebt man. Wir haben so viel zu tun, dafür braucht es eine Demokratie, die lebt.“ Es komme jetzt auf Millionen Menschen an, die die Demokratie verteidigen und mit Leben füllen. Vor allem, weil es nicht nur darum ginge, gegen die AfD zu demonstrieren, sondern gegen die Mehrheiten, die durch AfD-Stimmen zusammenkommen könnten.
Genau darum geht es.
Rechte Parolen machen auch vor Betrieben nicht halt. Das Erfolgsrezept gegen rechte Hetze lautet: Wer Solidarität und Selbstwirksamkeit erlebt, ist weniger anfällig für rechtsextremes Gedankengut
Als Reaktion auf die Correctiv-Enthüllungen über die Beteiligung von AfD-Mitgliedern auch aus der Bundestags-Fraktion an dem Treffen im Haus Adlon in Potsdam agitieren AfD-Politikerinnen und -Politiker öffentlich gegen Medienschaffende. ver.di verurteilt diese Angriffe auf die Pressefreiheit. „In Social-Media-Posts greifen die AfD und ihre Abgeordneten Medienschaffende pauschal und auch einzelne Personen gezielt an. Das zeigt eine Missachtung des Journalismus als konstitutiver Säule der Demokratie und offenbart eine Feindseligkeit gegenüber Journalist*innen, wenn diese unangenehme Wahrheiten ans Licht bringen. Es ist die Aufgabe von unabhängigem Journalismus, über solche Ereignisse und Gesprächsgegenstände zu berichten, vor allem wenn dabei offenkundig Grundrechte von Mitbürger*innen in Frage gestellt werden“, sagt Christoph Schmitz, für Medien zuständiges Mitglied im ver.di-Bundesvorstand. Dass die Correctiv-Recherche den Anlass für Großdemonstrationen über mehrere Tage in über hundert Städten und mit Hundertausenden Teilnehmer*innen gegeben habe, zeige auf welch massives öffentliches Interesse die Veröffentlichung stoße. „Jetzt fordert die AfD ihre Anhänger und ,Follower‘ ihrer Social-Media-Kanäle dazu auf, Medienvertreter*innen ‚in die Schranken zu weisen‘. Das ist als szenetypischer Aufruf zur Gewalt zu verstehen und verlässt jeden akzeptablen Weg des Umgangs einer politischen Partei mit für sie unliebsamer Medienberichterstattung“, so Schmitz.
Weiter zollt Schmitz seinen Respekt vor der Arbeit des Correctiv-Teams: „Im Stile großer Investigativ-Projekte haben hier eine Vielzahl von Kolleg*innen mit unterschiedlichen Expertisen zusammengewirkt, um eine nach journalistischen Grundsätzen veröffentlichungsfähige Reportage zu schreiben. Der Wert ihrer Arbeit lässt erkennbar werden, warum Pressefreiheit einen besonderen Schutz braucht und auch einzelne Medienschaffende im Falle von Nachstellungen und Angriffen von Auftraggebern und der Öffentlichkeit in Schutz genommen werden müssen.“
Mit der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts, die am 19. Januar 2024 mit den Stimmen der Ampelkoalition im Bundestag beschlossen wurde, ist ein wichtiger Schritt für das Miteinander in Deutschland gemacht. „Wir freuen uns mit unseren Gewerkschaftsmitgliedern, dass jetzt endlich für alle Migrantinnen und Migranten, die Möglichkeit der Doppelstaatsangehörigkeit eröffnet wird und nicht nur für EU-Angehörige. Gerade die mit 2,8 Millionen Angehörigen größte Einwanderercommunity in Deutschland, die der Türkeistämmigen, sah sich nach der alten Regelung diskriminiert, da der Verzicht auf den Herkunftspass Voraussetzung für eine Einbürgerung war“, so Rebecca Liebig, für Migration zuständiges ver.di-Bundesvorstandsmitglied.
Der Doppelpass und ein Anspruch auf Einbürgerung nach bereits fünf Jahren werde auch alle anderen Eingewanderten aus sogenannten Drittstaaten mit Angehörigen der EU gleichstellen. Angehörige der Drittstaaten machten einen Großteil der Beschäftigten mit ausländischem Pass aus. „Deshalb rufen wir unsere Gewerkschaftsmitglieder mit Migrationsbiografie auf, den deutschen Pass jetzt zu beantragen“, so Liebig.
Zugleich kritisiert ver.di die Verschlechterung von Einbürgerungsbedingungen für Menschen, die unverschuldet nicht voll leistungsfähig sind, etwa Menschen mit Behinderungen oder deren pflegende Angehörige, die keinen rechtlichen Anspruch mehr haben und deshalb künftig abhängig vom Ermessen der örtlichen Behörden sind. Aus ver.di-Sicht ist das eine völlig unnötige Verschärfung, die die Ampel ins Gesetz geschrieben hat. Es kommt nun auf die Länder an, das Gesetz so umzusetzen, dass die Behörden ihr Ermessen konstruktiv nutzen und diesen Menschen, die unverschuldet aus Krankheitsgründen oder wegen einer Behinderung zeitweise oder dauerhaft nicht voll erwerbstätig sein können, großzügig Einbürgerungen erteilen.