20. September 2022 – Die Ergebnisse der gestrigen Sonder-Verkehrsminister*innenkonferenz kritisiert die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle als enttäuschend. „Während Bund und Länder um eine Nachfolgeregelung für das Neun-Euro-Ticket ringen, gibt es weiterhin keine Lösung für die Finanzierung eines attraktiven und zukunftsfähigen ÖPNV“, sagte sie.
Behle verweist darauf, dass im ganzen Land bereits die Fahrpläne im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ausgedünnt und Linien eingestellt werden. Der Grund: Fehlendes Personal. Die Gewerkschafterin forderte daher noch in diesem Jahr zusätzliche Mittel von Bund und Ländern.
Den ÖPNV-Unternehmen falle es immer schwerer, freie Stellen wieder zu besetzen. Schon heute fehlten bundesweit tausende Fahrer*innen. Jahrelang hätten sich die Unternehmen mit Händen und Füßen gegen Entlastungsmaßnahmen gewehrt. Jetzt finde man kaum noch jemanden, der zu diesen belastenden Bedingungen arbeiten wolle, so Behle weiter.
„Um den ÖPNV attraktiver zu machen, reicht es nicht, die Fahrpreise zu senken, sondern wir brauchen neben Investitionen in die Infrastruktur und einen Angebotsausbau vor allem attraktive Arbeitsbedingungen, um den Fachkräftemangel zu beheben", forderte Behle. Die Beschäftigten hätten den zusätzlichen Fahrgast-Andrang durch die Neun-Euro-Tickets nur durch einen erheblichen zusätzlichen Arbeitsaufwand meistern können. Solche Mehrbelastungen könnten nicht mit immer weniger Personal gestemmt werden. Zwar sei es wichtig und richtig, die Fahrpreise zu senken und ÖPNV-Nutzer*innen zu entlasten, jedoch sei das nur durch zusätzliches Fachpersonal machbar.
Spielräume für eigene Lösungen der Verkehrsunternehmen seien durch die Inflation längst aufgebraucht. Und die von der Pandemie gebeutelten Kommunen könnten kaum schon die bisherigen Defizite des laufenden Betriebs auffangen. „Ohne zusätzliches Geld werden wir den Arbeitsplatz ÖPNV nicht attraktiver machen können. Dieses Geld muss von Bund und Ländern kommen. Sonst wird es den ÖPNV, wie wir ihn kennen, nicht mehr geben“, warnt die ver.di-Vize.
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