Damit die Maritime Wirtschaft nicht baden geht

Anlässlich der 13. Nationalen Maritimen Konferenz fordert ver.di die Sicherung der Zukunft von Häfen und Schifffahrt, den Schutz von Beschäftigung und bessere Arbeitsbedingungen an erster Stelle. ver.di kritisiert deshalb auch den Verkauf von Anteilen der Hafen und Logistik Aktiengesellschaft (HHLA AG). Die deutschen Seehäfen und hafenabhängigen Industrien sichern die Beschäftigung von 5,6 Millionen Menschen, das muss Vorrang haben
© Christian Charisius/dpa
Die Corona-Krise hat auch zu Kurzarbeit am Hamburger Hafen geführt
13.09.2023

„Standort stärken, Klima schützen, Zukunft gestalten“ – unter diesem Motto steht die am 14. und 15. September in Bremen stattfindende 13. Nationale Maritime Konferenz. Anlässlich der Konferenz fordert ver.di ein klares Bekenntnis der Politik zur Maritimen Wirtschaft als einem wesentlichen Teil der kritischen Infrastruktur und zu ihrer Zukunftsfestigkeit. „Das muss auch die Unterstützung und Förderung bei der sozioökologischen Transformation beinhalten, damit eine zukunftsfähige Maritime Wirtschaft einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann“, sagt Maya Schwiegershausen-Güth, die für die Maritime Wirtschaft zuständige Bundesfachgruppenleiterin bei ver.di.

Hierfür bedürfe es nicht nur neuer Techniken und Energien, sondern auch Beschäftigter, die auf die neuen Anforderungen vorbereitet und für diese qualifiziert sind. „Wenn wir diese Ziele ernst nehmen, braucht es eine massive Förderung von Ausbildung und Beschäftigung in den Häfen und an Bord. Daran hapert es jedoch noch“, so die Gewerkschafterin.

 

„Es ist die Aufgabe der Reedereien und der Unternehmen, durch attraktive Arbeitsbedingungen und spürbar höhere Heuern und Gehälter die maritimen Berufe wieder aufzuwerten, damit sich junge Menschen für eine Karriere an Bord oder an Land entscheiden.“

Maya Schwiegershausen-Güth, für die Maritime Wirtschaft zuständige Bundesfachgruppenleiterin bei ver.di

Maya Schwiegershausen-Güth weist darauf hin, dass allein die Seehäfen und hafenabhängigen Industrien die Beschäftigung von 5,6 Millionen Menschen sichern. In ihrem Sinne müssten insbesondere die Automatisierung von Arbeitsprozessen, aber auch alle anderen Transformationsprozesse positiv mitgestaltet werden, um negative Beschäftigungseffekte zu verhindern sowie gute und gesunde Arbeitsbedingungen sicherzustellen. Für zukunftsfeste Häfen und die attraktive Gestaltung der Arbeitsplätze müssten Wege für die Aufwertung von Tätigkeiten, Vereinbarung von Familie und Beruf und auch eine Arbeitszeitreduzierung gefunden werden.

Kein Ausverkauf der deutschen Seehäfen

Gleichzeitig fordert ver.di, dass staatliche Unterstützung für die Digitalisierung in den Häfen an die Erhaltung von Arbeitsplätzen und Beschäftigung gebunden wird. Zudem müsse daran festgehalten werden, dass das Laschen – die Ladungssicherung auf Schiffen – Aufgabe der Hafenarbeiter*innen ist und nicht durch die Schiffsbesatzung vorgenommen werden darf. Sorge bereitet Schwiegershausen-Güth vor allem die seit Jahren sinkenden Ausbildungszahlen im maritimen Bereich. „Es ist die Aufgabe der Reedereien und der Unternehmen, durch attraktive Arbeitsbedingungen und spürbar höhere Heuern und Gehälter die maritimen Berufe wieder aufzuwerten, damit sich junge Menschen für eine Karriere an Bord oder an Land entscheiden.“ Das könne nur gelingen, wenn dafür Geld in die Hand genommen werde.

Große Sorge bereitet der Gewerkschafterin auch der aktuell verkündete Verkauf von Anteilen der Hafen und Logistik Aktiengesellschaft (HHLA AG) an die Mediterranean Shipping Company (MSC) durch die Hansestadt Hamburg. Per Vorvertrag würde die HHLA künftig als Joint Venture geführt werden, wobei der Anteil der Stadt 50,1 Prozent und der von MSC bis zu 49,9 Prozent beträgt. 

Für Maya Schwiegershausen-Güth wird durch den Verkauf der Anteile die nationale maritime Strategie gefährdet. „Spätestens seit der Corona-Pandemie müsste jedem klar sein, dass es sich bei den deutschen Seehäfen um kritische Infrastruktur handelt. Sie gehören deshalb in die öffentliche Hand, einen Ausverkauf der Seehäfen und ihrer Beschäftigten darf es nicht geben.“ Es bedürfe vielmehr einer gemeinsamen, abgestimmten Strategie, um die Zukunft der deutschen Bucht zu gewährleisten. Die Teilprivatisierung der HHLA habe nämlich auch für die anderen deutschen Seehäfen und ihre Beschäftigten weitreichende Folgen.

 

„Als zuständige Gewerkschaft fordern wir die Hansestadt auf, transparent aufzuzeigen, wohin die Reise gehen soll. Wir fordern eine eindeutige Zusage zur Tariftreue, den Erhalt der Arbeitsplätze und der betrieblichen Mitbestimmung.“

André Kretschmar, Landesfachbereichsleiter ver.di Hamburg

André Kretschmar, zuständiger Landesfachbereichsleiter bei ver.di Hamburg sieht durch die Veräußerung von Anteilen ebenfalls die Zukunft der Beschäftigten gefährdet: „Der Hamburger Hafen ist momentan durch sinkende Umschlagszahlen geprägt. Hinzu kommen die Automatisierungsprozesse, die zu tiefgreifenden Veränderungen für die Beschäftigten führen und sich auf ihre Arbeitsplätze auswirken werden. Gerade die HHLA ist hier ein Vorreiter und strukturiert den Konzern demensprechend um.“ Gerade in dieser Situation sei die Hansestadt gefragt. Sie müsste ein klares Bekenntnis zum Hamburger Hafen in öffentlicher Hand und damit auch zu ihren Beschäftigten und Bürger*innen abgeben. Stattdessen veräußere sie das Gold der Hansestadt.

Zur Zukunft der Beschäftigten bei der HHLA gebe es seitens der Politik bisher nichts als leere Worthülsen. „Als zuständige Gewerkschaft fordern wir die Hansestadt auf, transparent aufzuzeigen, wohin die Reise gehen soll. Wir fordern eine eindeutige Zusage zur Tariftreue, den Erhalt der Arbeitsplätze und der betrieblichen Mitbestimmung. Es geht jetzt darum, den Beschäftigten Sicherheit zu geben und sich klar für sie zu positionieren. Das erwarten wir bei einem der wichtigsten städtischen Unternehmen auch von der Politik“, so der Gewerkschafter.  

ver.di wird am Vorabend der Nationalen Maritimen Konferenz mit einer Aktion unter dem Motto „Die Maritime Wirtschaft geht baden“ auf die aktuelle Situation aufmerksam machen. Sie findet statt am Mittwoch, dem 13. September, ab 15.30 Uhr auf dem Bahnhofsplatz in Bremen.

 

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