Berlin, 20. Dezember 2019 – Es ist die umsatzstärkste Zeit des Einzelhandels, und auch die Beschäftigten von Karstadt und Kaufhof kommen während des Weihnachtsgeschäfts gerade täglich an ihre Grenzen. Derzeit auch deshalb, weil sie sich seit Monaten mit ihrem Arbeitgeber über ihre Zukunft, über gute Arbeit und die Tarifbindung auseinandersetzen. Heute konnte ver.di nach schwierigen und langen Verhandlungen eine für die Zukunft der rund 25.600 Beschäftigten in den Warenhäusern Kaufhof und Karstadt sowie Karstadt Sports und Karstadt Feinkost wichtige Tariflösung mit den Arbeitgebern vereinbaren. Für Kaufhof und Karstadt Warenhaus, die im Januar 2020 verschmolzen werden, wurde ein Tarifvertrag abgeschlossen. Für Karstadt Sports und Karstadt Feinkost wurden Eckpunktepapiere aufgesetzt, die eine verbindliche Rückkehr zum Flächentarifvertrag fest vereinbaren.
„Wir haben für die nächsten fünf Jahre eine umfassende Standort- und Beschäftigungssicherung vereinbart sowie die verbindliche und vollständige Rückkehr in die Flächentarifverträge des Einzelhandels ab Januar 2025“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger nach Abschluss der Verhandlungen. Darüber hinaus wird es für die Beschäftigten von Karstadt Warenhaus und Karstadt Sports im nächsten Jahr eine Tarifsteigerung von mindestens 10,47 Prozent geben. Erreicht wurden auch Regelungen zur Begrenzung der Fremdvergabe der Verkaufsflächen, zur Mindestbesetzung in den Filialen sowie eine verbindliche Verpflichtung zum Abschluss eines Tarifvertrags „Gute und gesunde Arbeit“. „Das ist angesichts der Personalknappheit und gesundheitlichen Belastungen für die Beschäftigten ein extrem wichtiger Punkt“, so Nutzenberger.
Wegen der wirtschaftlich schwierigen Lage der Unternehmen enthält der Abschluss leider auch schmerzhafte Punkte. Eingriffe in die monatlichen Entgelte wird es zwar nicht geben, aber die Beschäftigten von Kaufhof, Karstadt Warenhaus und Karstadt Sports müssen auf ihr Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten. „Umso mehr erwarten sie von Eigentümer und Management, dass sie alles dafür tun, Kaufhof und Karstadt für die Zukunft gut aufzustellen“, so Nutzenberger weiter.
Orhan Akman, der ver.di-Verhandlungsführer, fügte hinzu: „Um das Unternehmen zukunftsfähig zu machen, braucht es unter anderem dringend notwendige Investitionen. Wir haben erreicht, dass bis September 2020 mindestens 700 Millionen Euro in das Unternehmen verbindlich investiert werden. Außerdem ist vereinbart, dass auch Management und leitende Angestellte ihren Beitrag zur Sanierung leisten.“ Die Stärke des Warenhauses gegenüber dem Onlinehandel sei motiviertes Fachpersonal. Die Beschäftigten hätten immer wieder klargemacht: Wertschätzung drücke sich auch durch Tarifbindung aus. Deswegen sei die Rückkehr in die Tarifbindung sowie die vereinbarte Mitsprache bei der künftigen Ausrichtung des Warenhauses ein Riesenerfolg. ver.di erwarte, dass die Geschäftsführung nun die Stärken der Warenhäuser zusammenführt und die stationären und Online-Vertriebskanäle sinnvoll ausbaue und vernetze.
Der Tarifvertrag für Kaufhof und Karstadt Warenhaus gilt für fünf Jahre, er läuft zum 31. Dezember 2024 aus.