Am Montag, den 15. Mai, hat in Kassel die zweite Verhandlungsrunde mit dem Deutschen Roten Kreuz stattgefunden. Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen hatten sich vorab rund 200 DRK-Mitarbeitende aus dem Bundesgebiet versammelt und demonstriert. Ihr kommen hat sich ausgezahlt. Am Ende des Verhandlungstages stand ein Ergebnis, das vor allem soziale Gerechtigkeit und Reallohnausgleich bedeutet:
Eine Einmalzahlung von 1.200 Euro zum 1. August 2023 sowie monatlich jeweils 200 Euro netto ab September 2023 bis einschließlich Mai 2024. Ab Juni 2024 folgt dann eine lineare Entgelterhöhung von 200 Euro plus 6 Prozent. Außerdem sollen die Zulagen, unter anderem für die Praxisanleitung im Rettungsdienst, im Krankenhaus und in der Pflege sowie Pflegezulagen, um 12 Prozent steigen.
Für Auszubildende, Schüler*innen und Praktikant*innen ist eine Inflationsausgleichszahlung zum 1. August von 600 Euro vorgesehen. Ab dem 1. September erhalten sie außerdem für die Dauer von neun Monaten 130 Euro monatlich netto zusätzlich. Ab dem 1. Juni 2024 erhalten sie weitere 160 Euro monatlich.
Perspektive für die jungen Beschäftigten
Für Auszubildende haben ver.di und das DRK außerdem bei einer sofortigen Übernahme im selben Betrieb eine Eingruppierung in Stufe 3 vereinbart. Was für Notfallsanitäter*innen circa 150 Euro und für Gesundheits- und Krankenpfleger*innen circa 180 Euro mehr pro Monat entspricht.
Der Angriffskrieg gegen die Ukraine, die Folgen der Pandemie und ein überlastetes Gesundheitssystem haben die Arbeit für die insgesamt 50.000 Beschäftigten, die unter den DRK-Reformtarifvertrag fallen, sehr verändert. Das zeigt auch eine ver.di-Umfrage, in der rund 7.000 der bundesweit 78.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Rettungsdienst befragt wurden. Im Rettungsdienst wird mittlerweile mehr medizinisches Fachwissen, mehr technische Ausrüstung und mehr Medikamente auf dem Rettungswagen benötigt. Und auch die Anzahl der Einsätze ist deutlich höher als noch vor ein paar Jahren.
Der Anspruch an die Beschäftigten hat sich über die Jahre immer weiter erhöht, ob im Rettungsdienst, in der Pflege oder im Sozial- und Erziehungsdienst. Hinzu kommen individuelle finanzielle Belastungen durch Inflation und die teuren Lebenshaltungskosten. Oliver Meier, Tarifkommissionsmitglied und Notfallsanitäter zeigt sich zufrieden: „Wir haben es geschafft, die in den letzten Jahren zunehmende Verantwortung endlich tariflich abzubilden. Es ist wichtig, da auch in den kommenden Tarifrunden dranzubleiben!”
Kompromiss bei der Laufzeit
Sichtlich beeindruckt sei der Arbeitgeber von den Kolleg*innen vor Ort gewesen. Diese hätten ein starkes Zeichen gesetzt und konnten allein durch ihre Anwesenheit richtig was bewegen, erklärt Stefan Asendorf. Er ist seit 30 Jahren als Notfallsanitäter beim DRK und ebenfalls Tarifkommissionsmitglied. Er hat diese Verhandlungsrunden als sehr produktiv erlebt: „Es gab einen konstruktiven und erstaunlich schnellen Abschluss. Das war wichtig, denn die Kollegen brauchen jetzt Entlastung!” Die Laufzeit sei in dieser Verhandlung allerdings eines der größten Hindernisse gewesen, bei der letztendlich ein Kompromiss gefunden wurde, so das langjährige ver.di-Mitglied.
Gerade in der Pandemie haben die Beschäftigten des Deutschen Roten Kreuzes bewiesen, dass sie in ihren gesellschaftlich essentiell wichtigen Einsatzfeldern ihre Aufgaben mit hohem Engagement auch in schwierigen Zeiten erfüllen. Im vergangenen Jahr konnte bereits eine Senkung der Arbeitszeit durchgesetzt werden. In diesem jahr hattn die Beschäftigten und ver.di eine Tarifsteigerung von 550 Euro monatlich gefordert, die vor allem auf soziale Gerechtigkeit und Reallohnausgleich abzielte. Auch die Ausbildungsvergütungen sollten um 300 Euro monatlich steigen.