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Berlin, 24.06.2022 – Bei Easyjet ist Land unter – aber nicht nur dort, auch andere Airlines haben derzeit zu wenig Personal für zu viele Fluggäste. Selbst große Fluglinien wie die Lufthansa müssen hunderte Flüge streichen. Easyjet sorgt in dieser ohnehin angespannten Situation für noch mehr Unmut in der Branche. In Berlin will der Billigflieger erneut Maschinen und Personal halbieren. Bereits 2020 baute die Fluglinie in Berlin 700 Stellen ab und verkleinerte seine Flugzeugflotte von 34 auf 18 Flugzeuge. Nun sollen weitere 275 Flugbegleiter*innen ihren Job verlieren, ihre Arbeitsplätze nach Portugal verlagert werden, genauso wie weitere sieben Maschinen. Easyjet will noch billiger fliegen. Und kündigt das ausgerechnet während der laufenden Tarifrunde mit ver.di an.
Zuletzt wurde am 22. Juni 2022 weitere Verhandlungen für die Cockpit- und Kabinenbeschäftigten der Easyjet Deutschland geführt. „In beiden Verhandlungsrunden haben sich die Seiten etwas angenähert, eine Kompromisslösung ist in greifbare Nähe gerückt“, sagt Holger Rößler, ver.di-Verhandlungsführer bei Easyjet. Es liege nun an den Arbeitgebern, den entscheidenden Schritt zu gehen, damit der Konflikt beigelegt werden könne.
ver.di fordert nichts Unmögliches für die Kabinen-Beschäftigten bei Easyjet, nur faire Löhne. In der laufenden Tarifrunde soll es einen Ausgleich der aktuellen Preissteigerungen geben, jedoch mindestens 5 Prozent Vergütungserhöhung sowie eine Einmalzahlung in Höhe einer Monatsvergütung inklusive Schicht- und Sektorenzulage. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll bis zum 31. Dezember 2022 gehen. „Die exorbitant gestiegenen Preise sowie die große Mehrbelastung an Bord wegen der chaotischen Restart-Phase der ganzen Branche zeigen, dass unsere Forderungen mehr als berechtigt sind. Es ist höchste Zeit, dass die Kabinen-Crews dafür entlohnt werden“, sagt Holger Rößler.
Es gehe nur ums Profitmachen, so Rößler, der die Verhandlungen mit Easyjet für ver.di führt. Ein Manager der Fluglinie habe ihm gesagt: „Wir müssen die Flugzeuge dort haben, wo sie das meiste Geld bringen.“ Und tatsächlich liegen da Welten zwischen Portugal und Deutschland: In Portugal sind die Flughafengebühren niedriger und auch das Personal ist dort deutlich billiger zu haben. „Stinksauer“ seien die Beschäftigten in Berlin, sagt Rößler. Zum ersten Streik am 10. Juni am Berliner Flughafen musste er niemanden tragen. Die Beschäftigten sind sprichwörtlich in die Luft gegangen, als Easyjet die neuerlichen Streichungen ankündigte.
ver.di ist die zuständige Gewerkschaft für alle Geschäftsbereiche der easyjet in Deutschland. Dazu zählen Kabine, Cockpit, Technik und Verwaltung. Der Standort Berlin ist die einzig verbleibende Base in Deutschland. Derzeit gibt es noch keinen neuen Verhandlungstermin.