Tarifrunden Banken: Streiks bei den Öffentlichen Banken

In den Tarifrunden bei den Privaten und Öffentlichen Banken haben ver.di und die Beschäftigten bei den Privaten Banken einen Abschluss erzielt. Die zweite Verhandlungsrunde bei Öffentlichen Banken endete wieder ohne Ergebnis. ver.di plant deshalb die Ausweitung der Warnstreiks. Was Du noch wissen musst, erfährst Du hier

© Wolfgang Kumm/dpa
Beschäftigte der Berliner und Brandenburger Geldinstitute demonstrierten am 19.6.2019 während eines Warnstreiks vor dem Brandenburger Tor in Berlin
13.09.2024

INHALT

Sowohl bei den bei Privaten als auch bei Öffentlichen Banken hatten die Mitglieder vor Beginn der Verhandlungen entschieden, mit welchen Forderungen ver.di für sie in die diesjährigen Verhandlungen gehen soll: 12,5 Prozent, mindestens 500 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von 12 Monaten forderte ver.di sowohl für die Beschäftigten bei Privaten als auch bei Öffentlichen Banken an Gehaltserhöhungen.

Während es bei den Privaten Banken seit Juli ein Tarifergebnis gibt, sind die Verhandlungen für die Öffentlichen Banken noch im Gange. Gerade endete die zweite Verhandlungsrunde ergebnislos, weshalb ver.di die Ausweitung der Streiks ankündigte.

 

Öffentliche Banken

Die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der öffentlichen Banken ist am 12. September 2024 ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Die Arbeitgeber hatten zwar ein Angebot vorgelegt, jedoch mit drei Erhöhungsschritten mit insgesamt 10,8 Prozent „zu niedrig“ und insbesondere mit einer sehr langen Laufzeit von 35 Monaten „vollkommen inakzeptabel“, wie Jan Duschek, ver.di-Verhandlungsführer das Angebot kommentierte. „Die entwerten das Angebot. Das sind fast drei Jahre.“

 

„Die Beschäftigten erwarten mit Blick auf die hohen Inflationswerte der letzten Jahre mehr Geld und eine kürzere Laufzeit.“

Jan Duschek, ver.di Verhandlungsführer

Enttäuschend sei außerdem, dass die Arbeitgeber zum einen nicht bereit seien, über eine soziale Komponente für niedrige und mittlere Einkommen zu sprechen und zum anderen auch nicht über eine Übernahme des Entgeltabschlusses für übertariflich bezahlte Beschäftigte verhandeln wollen. ver.di begrüße dagegen, so Duscheck, dass Bewegung in die Gespräche zur Übernahme von Nachwuchskräften gekommen sei und der Arbeitgeberverband darüber hinaus auch eine Bereitschaft signalisiert habe, die Vergütungen für Nachwuchskräfte deutlich anzuheben. Positiv sei auch, dass es Gesprächsbereitschaft zur Weiterentwicklung der tarifvertraglichen Arbeitszeitgestaltung gebe.

ver.di kündigte an, die Warnstreiks bis zur nächsten Verhandlungsrunde auszuweiten. Die Tarifverhandlungen werden in der dritten Runde am 10. Oktober 2024 in Mainz fortgesetzt.

 

Die Vorgeschichte

Der Auftakt der Tarifrunde für die 60.000 Beschäftigten bei den Öffentlichen Banken war in Düsseldorf am 21. Juni enttäuschend geendet. Zwar boten die Arbeitgeber eine Gehaltserhöhung von 9,5 Prozent an, verknüpften dies jedoch mit einer extrem langen Laufzeit von über dreieinhalb Jahren bis Ende 2027. „Die geforderte sehr lange Laufzeit von 43 Monaten ist in der deutschen Tarifhistorie beispiellos und wird von uns als deutliche Kampfansage verstanden“, kommentierte ver.di-Verhandlungsführer Jan Duscheck seinerzeit das Angebot der Arbeitgeberseite. Damit würde ein weiterer Reallohnverslust für die Beschäftigten in diesem Jahrzehnt festgeschrieben. Und das sei mit ver.di nicht zu machen. Von einem ernstgemeinten Einstieg in Verhandlungen war man damit meilenweit entfernt.

Um der Arbeitgeberseite gemeinsam mit den Beschäftigten klar und deutlich zu machen, dass sie ihre Beschäftigten nicht so behandeln können und zur nächsten Verhandlungsrunde ein ernsthaftes Angebot vorlegen müssen, rief ver.di die Beschäftigten auf, sich an Aktionen und Warnstreiks zu beteiligen: „Nur gemeinsam können wir jetzt dafür sorgen, dass die Arbeitgeber sich bewegen. Der große Zusammenhalt in der aktuellen Tarifrunde zeigt sich durch die über zehntausend Unterstützungsunterschriften, die wir im Rahmen des Stärketests gesammelt haben“, so Duschek.

Auch zum Start der zweiten Tarifrunde am 12. September hatte ver.di die Beschäftigten der Öffentlichen Banken in Niedersachsen zu einem eintägigen Warnstreik auf – Beschäftigte der NBank, der NORD/LB, der Braunschweigischen Landessparkasse, des Landesförderinstituts Mecklenburg-Vorpommern sowie der LBS NordWest waren dem Aufruf gefolgt.

Die ver.di-Forderungen im Überblick:

12,5 % mehr Gehalt, mindestens aber 500 € pro Monat
250 € höhere Vergütung für Nachwuchskräfte
Verlängerung und Weiterentwicklung der Übernahmeregelung
Übertragung des Gehaltsabschlusses auch auf Beschäftigte im übertariflich bezahlten Bereich (auch AT-Beschäftigte genannt)
Einstieg in Verhandlungen über eine Weiterentwicklung der Arbeitszeitregelungen
2 zusätzliche freie Tage für ver.di-Mitglieder
Weitere Infos und Material gibt es auf der Kampagnenseite: wir-fuer-tarif.de

 
Vor der zweiten Tarifverhandlungsrunde bei den Privatbanken hatte ver.di am 13. Juni 2024 die Beschäftigten von Unicredit, Deutsche Bank und Commerzbank in Hamburg zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen
© Bodo Marks/dpa
Vor der zweiten Tarifverhandlungsrunde bei den Privatbanken hatte ver.di am 13. Juni 2024 die Beschäftigten von Unicredit, Deutsche Bank und Commerzbank in Hamburg zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen

Private Banken

Am späten Abend des 3. Juli 2024 hat ver.di ein Verhandlungsergebnis bei den privaten Banken erzielt. Die Gehälter steigen ab dem 1. August 2024 in drei Stufen um insgesamt 10,5 Prozent, die der Nachwuchskräfte um insgesamt 250 Euro. Darüber hinaus einigten sich die Tarifvertragsparteien darauf, den bereits im letzten Jahr begonnenen Tarifreformprozess fortzuführen und die Gespräche für eine neue Entgeltstruktur sowie eine moderne und lebensphasenorientierte Arbeitszeitgestaltung aufzunehmen. „Das starke Engagement bei den Warnstreiks hat die entscheidende Bewegung in die Verhandlungen gebracht“, sagte Jan Duscheck, ver.di-Verhandlungsführer.

Die Einigung hat eine Laufzeit von 28 Monaten. Die ver.di-Tarifkommission empfahl den ver.di-Mitgliedern die Annahme des Verhandlungsergebnisses.

Die Vorgeschichte

Die erste Verhandlungsrunde für die Beschäftigten der Privaten Banken am 6. Juni war enttäuschend zu Ende gegangen. ver.di-Verhandlungsführer Jan Duscheck betonte danach: „Diese Tarifrunde betrifft nicht die Großverdiener, sondern über 140.000 Beschäftigte, die in Filialen, im Risikomanagement und im Backoffice dafür sorgen, dass die deutsche Wirtschaft funktioniert und Privatpersonen gut beraten werden.“ Ihre Erwartung sei eindeutig: Der Kaufkraftverlust muss ausgeglichen werden. Duschek betonte auch: „Für uns ist wichtig, dass die Beschäftigten der privaten Banken zügig mehr Geld bekommen. Sie wollen angesichts des Wertverlustes ihrer Gehälter keine lange Hängepartie wie in der letzten Tarifrunde. Die wirtschaftlichen Spielräume für einen guten Tarifabschluss sind in den Unternehmen da.“

Am 17. Juni 2024 hatte in Berlin die zweite Verhandlungsrunde der Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Privaten Bankgewerbe stattgefunden. Dank unermüdlicher Streiks und Aktionen gab es bereits in dieser Runde ein erstes Angebot der Arbeitgeberseite. Doch schnell wurde klar, dass dieses Angebot völlig unzureichend ist – die Beschäftigten fanden es viel zu niedrig und enttäuschend – und ohne weitere Aktivitäten kein zufriedenstellender Abschluss erreicht werden kann. Deshalb wurden die Streikaktivitäten ausgeweitet.

In Niedersachsen und Bremen hatte ver.di am 1. Juli 2024 die Beschäftigten des privaten Bankgewerbes und die Beschäftigten des öffentlichen Bankgewerbes zu einem gemeinsamen ganztägigen Warnstreik an zwei Standorten aufgerufen. Betroffen von den Streiks waren Deutsche Bank, Commerzbank, ING-DiBA, Toto Lotto Niedersachsen, BHW Bausparkasse, Postbank Finanzberatung sowie Oldenburgische Landesbank, Norddeutsche Landesbank Girozentrale, Sparkasse Bremen, N-Bank, LBS Landesbausparkasse NordWest und Braunschweigische Landessparkasse.

Die dritte und entscheidende Verhandlungsrunde für die Privaten Banken fand dann schließlich am 3. Juli in Frankfurt am Main statt.

Das hatte ver.di gedordert:

Gehaltsforderung
- 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens 500 Euro pro Monat (bei einer Laufzeit von 12 Monaten)
ver.di setzt sich dafür ein, dass der Gehaltsabschluss auch für ÜT(AT) – Beschäftigte übernommen wird.

Arbeitszeitsouveränität
Gesprächsbedarf zum Thema „Mehr Arbeitszeitsouveränität für die Beschäftigten in der Bankenbranche“

Über die Gehaltsforderung hinaus hat ver.di Gesprächsbedarf zur Weiterentwicklung der Arbeitszeitregelungen (inklusive der Frage möglicher Arbeitszeitverkürzungen) in der privaten Bankenbranche mit dem Ziel, die Arbeitszeitsouveränität für die Beschäftigten zu stärken. Hierfür will ver.di einen Einstieg in entsprechende Verhandlungen erreichen.

Verlängerung bestehender befristeter tariflicher Regelungen
ver.di geht davon aus, dass der Altersteilzeittarifvertrag und die Öffnungsklausel zur Beschäftigungssicherung (31-Std.-Klausel) verlängert werden.

Forderung für Nachwuchskräfte
- Erhöhung der monatlichen Vergütungen der Nachwuchskräfte um 250 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten)
- Übernahmeregelung: Weiterentwicklung der Übernahmeregelung im Nachwuchskräftetarifvertrag
hin zu einem verbindlichen Übernahmeanspruch für Nachwuchskräfte.

Bereits vor zwei Jahren bei den Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern der Privaten Banken hatte es ein langes Hin und Her gegeben. Nach neun Monaten ohne Ergebnis und mehreren Monaten ohne jegliche Reaktion der Arbeitgeberseite war dann schließlich endlich ein Tarifabschluss mit dem Arbeitgeberverband für das private Bankgewerbe (AGV) zustande gekommen. Allerdings gelang es vor zwei Jahren nicht, die Tarifverträge weiterzuentwickeln oder wichtige Regelungen zu mobiler Arbeit oder einem speziellen Tarifvertrag für Nachwuchskräfte abzuschließen.

Weitere Infos und Material zur Tarifrunde 2024 gibt es auf der Kampagnenseite wir-für-tarif.de