Tarifrunde Banken: Verhandlungsergebnis für Beschäftigte der öffentlichen Banken

Nun hat ver.di und auch ein Ergebnis für die Beschäftigten bei öffentlichen Banken erzielt. Bei den privaten Banken wurde der Abschluss bereits Ende Juli erzielt

© Wolfgang Kumm/dpa
Beschäftigte der Berliner und Brandenburger Geldinstitute demonstrierten am 19.6.2019 während eines Warnstreiks vor dem Brandenburger Tor in Berlin
11.10.2024

INHALT

In den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der öffentlichen Banken haben ver.di und der Bundesverband Öffentlicher Banken am späten Donnerstagabend (10. Oktober 2024) in der dritten Runde in Mainz eine Einigung erzielt. Demnach steigen die Gehälter ab 1. November 2024 in drei Stufen um insgesamt 11,5 Prozent. Die Nachwuchskräfte erhalten insgesamt 350 Euro monatlich mehr.

„Die Gehälter steigen jetzt zeitnah ab November im ersten Schritt um sechs Prozent. Mit Blick auf die hohen Inflationswerte der letzten Jahre kommt nun endlich die spürbare finanzielle Entlastung für die Beschäftigten bei den öffentlichen Banken“, betonte ver.di-Verhandlungsführer Jan Duscheck. In weiteren Schritten werden die Gehälter dann zum 1. November 2025 um 2,8 Prozent und zum 1. November 2026 um weitere 2,7 Prozent angehoben. Der Gehaltstarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. Januar 2027. Von der Tarifrunde der öffentlichen Banken werden rund 60.000 Beschäftigte aus 63 Instituten, darunter die Landesbanken sowie die Förderbanken des Bundes und der Länder, erfasst.

Darüber hinaus einigten sich die Tarifvertragsparteien darauf, Gespräche für eine neue Entgeltstruktur sowie eine moderne und lebensphasenorientierte Arbeitszeitgestaltung aufzunehmen. „Mit diesem Abschluss ist der Einstieg in die Verhandlungen für mehr Gestaltungsmöglichkeiten der Beschäftigten bei ihrer Arbeitszeit gelungen. Das war besonders wichtig für uns“, so Duscheck.

ver.di hatte zu Beginn der Verhandlungen 12,5 Prozent mehr Gehalt gefordert, mindestens aber 500 Euro pro Monat. Daneben hatte sich ver.di für einen Einstieg in Verhandlungen über eine Weiterentwicklung der Arbeitszeitregelungen eingesetzt.

Die ver.di-Tarifkommission empfiehlt den ver.di-Mitgliedern die Annahme des Verhandlungsergebnisses. Bis Ende Oktober können die Mitglieder darüber abstimmen.

 

Rückblick

Sowohl bei den bei privaten als auch bei öffentlichen Banken hatten die ver.di-Mitglieder vor Beginn der Verhandlungen entschieden, mit welchen Forderungen ver.di für sie in die diesjährigen Verhandlungen gehen soll: 12,5 Prozent, mindestens 500 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von 12 Monaten forderte ver.di sowohl für die Beschäftigten an Gehaltserhöhungen. Während es bei den privaten Banken bereits seit Juli ein Tarifergebnis gibt, dauerten die Verhandlungen für die öffentlichen Banken bis Oktober. Nun liegt ein Ergebnis vor, über das die Mitglieder bis Ende Oktober abstimmen können.

 

Öffentliche Banken

Zur letzten Verhandlungsrunde am 10. Oktober hatte ver.di erneut zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Denn nach der zweiten „enttäuschenden“ Verhandlungsrunde sollten alle Standorte der öffentlichen Banken in Baden-Württemberg bei einem ganztägigen Streik die Verhandlungen unterstützen. Betroffen von den Arbeitsniederlegungen waren die Landesbank Baden-Württemberg (inklusive der BW-Bank Filialen und der LBBW Service GmbH), die L-Bank (Staatsbank für Baden-Württemberg), die Landesbausparkasse LBS-Süd sowie der Deutsche Sparkassenverlag (DSV-Gruppe). Geplant ist eine Busfahrt mit den Streikenden direkt zur dritten Verhandlungsrunde nach Mainz. Gemeinsam mit über 1.000 erwarteten Streikenden der öffentlichen Banken aus mehreren Bundesländern wurde so vor Ort der Druck auf die Arbeitgeber erhöht, um ein deutlich verbessertes Angebot zu erhalten und nach Möglichkeit auch einen Abschluss zu erzielen.

Am 1. Oktober hatte ver.di Nord die 860 Beschäftigten der Investitionsbank Schleswig-Holstein in Kiel zu einem eintägigen Warnstreik aufgerufen, um den Druck in der Tarifrunde der öffentlichen Banken zu erhöhen. Bundesweit fordert ver.di einen neuenTarifvertrag für rund 60.000 Beschäftigte. Nach zwei ergebnislosen Verhandlungsrunden sollten die Beschäftigten der IB-SH ein Zeichen setzen, sagte vor dem Streik Gewerkschaftssekretär Tobias Marx.

Auch die Beschäftigten der Investitionsbank Berlin und der Berliner Sparkasse gingen in den Warnstreik – am 8. Oktober.

Die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der öffentlichen Banken war am 12. September 2024 ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Die Arbeitgeber hatten zwar ein Angebot vorgelegt, jedoch mit drei Erhöhungsschritten mit insgesamt 10,8 Prozent „zu niedrig“ und insbesondere mit einer sehr langen Laufzeit von 35 Monaten „vollkommen inakzeptabel“, wie Jan Duschek, ver.di-Verhandlungsführer das Angebot kommentierte. „Die entwerten das Angebot. Das sind fast drei Jahre.“

Die Verhandlungen werden am Donnerstag, den 10. Oktober 2024 fortgeführt.

 

„Die Beschäftigten erwarten mit Blick auf die hohen Inflationswerte der letzten Jahre mehr Geld und eine kürzere Laufzeit.“

Jan Duschek, ver.di Verhandlungsführer

Enttäuschend sei außerdem, dass die Arbeitgeber zum einen nicht bereit seien, über eine soziale Komponente für niedrige und mittlere Einkommen zu sprechen und zum anderen auch nicht über eine Übernahme des Entgeltabschlusses für übertariflich bezahlte Beschäftigte verhandeln wollen. ver.di begrüße dagegen, so Duscheck, dass Bewegung in die Gespräche zur Übernahme von Nachwuchskräften gekommen sei und der Arbeitgeberverband darüber hinaus auch eine Bereitschaft signalisiert habe, die Vergütungen für Nachwuchskräfte deutlich anzuheben. Positiv sei auch, dass es Gesprächsbereitschaft zur Weiterentwicklung der tarifvertraglichen Arbeitszeitgestaltung gebe.

 

Die Vorgeschichte

Der Auftakt der Tarifrunde für die 60.000 Beschäftigten bei den Öffentlichen Banken war in Düsseldorf am 21. Juni enttäuschend geendet. Zwar boten die Arbeitgeber eine Gehaltserhöhung von 9,5 Prozent an, verknüpften dies jedoch mit einer extrem langen Laufzeit von über dreieinhalb Jahren bis Ende 2027. „Die geforderte sehr lange Laufzeit von 43 Monaten ist in der deutschen Tarifhistorie beispiellos und wird von uns als deutliche Kampfansage verstanden“, kommentierte ver.di-Verhandlungsführer Jan Duscheck seinerzeit das Angebot der Arbeitgeberseite. Damit würde ein weiterer Reallohnverslust für die Beschäftigten in diesem Jahrzehnt festgeschrieben. Und das sei mit ver.di nicht zu machen. Von einem ernstgemeinten Einstieg in Verhandlungen war man damit meilenweit entfernt.

Um der Arbeitgeberseite gemeinsam mit den Beschäftigten klar und deutlich zu machen, dass sie ihre Beschäftigten nicht so behandeln können und zur nächsten Verhandlungsrunde ein ernsthaftes Angebot vorlegen müssen, rief ver.di die Beschäftigten auf, sich an Aktionen und Warnstreiks zu beteiligen: „Nur gemeinsam können wir jetzt dafür sorgen, dass die Arbeitgeber sich bewegen. Der große Zusammenhalt in der aktuellen Tarifrunde zeigt sich durch die über zehntausend Unterstützungsunterschriften, die wir im Rahmen des Stärketests gesammelt haben“, so Duschek.

Auch zum Start der zweiten Tarifrunde am 12. September hatte ver.di die Beschäftigten der Öffentlichen Banken in Niedersachsen zu einem eintägigen Warnstreik auf – Beschäftigte der NBank, der NORD/LB, der Braunschweigischen Landessparkasse, des Landesförderinstituts Mecklenburg-Vorpommern sowie der LBS NordWest waren dem Aufruf gefolgt.

Die ver.di-Forderungen im Überblick:

12,5 % mehr Gehalt, mindestens aber 500 € pro Monat
250 € höhere Vergütung für Nachwuchskräfte
Verlängerung und Weiterentwicklung der Übernahmeregelung
Übertragung des Gehaltsabschlusses auch auf Beschäftigte im übertariflich bezahlten Bereich (auch AT-Beschäftigte genannt)
Einstieg in Verhandlungen über eine Weiterentwicklung der Arbeitszeitregelungen
2 zusätzliche freie Tage für ver.di-Mitglieder
Weitere Infos und Material gibt es auf der Kampagnenseite: wir-fuer-tarif.de

 
Vor der zweiten Tarifverhandlungsrunde bei den Privatbanken hatte ver.di am 13. Juni 2024 die Beschäftigten von Unicredit, Deutsche Bank und Commerzbank in Hamburg zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen
© Bodo Marks/dpa
Vor der zweiten Tarifverhandlungsrunde bei den Privatbanken hatte ver.di am 13. Juni 2024 die Beschäftigten von Unicredit, Deutsche Bank und Commerzbank in Hamburg zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen

Private Banken

Am späten Abend des 3. Juli 2024 hat ver.di ein Verhandlungsergebnis bei den privaten Banken erzielt. Die Gehälter steigen ab dem 1. August 2024 in drei Stufen um insgesamt 10,5 Prozent, die der Nachwuchskräfte um insgesamt 250 Euro. Darüber hinaus einigten sich die Tarifvertragsparteien darauf, den bereits im letzten Jahr begonnenen Tarifreformprozess fortzuführen und die Gespräche für eine neue Entgeltstruktur sowie eine moderne und lebensphasenorientierte Arbeitszeitgestaltung aufzunehmen. „Das starke Engagement bei den Warnstreiks hat die entscheidende Bewegung in die Verhandlungen gebracht“, sagte Jan Duscheck, ver.di-Verhandlungsführer.

Die Einigung hat eine Laufzeit von 28 Monaten. Die ver.di-Tarifkommission empfahl den ver.di-Mitgliedern die Annahme des Verhandlungsergebnisses.

Die Vorgeschichte

Die erste Verhandlungsrunde für die Beschäftigten der Privaten Banken am 6. Juni war enttäuschend zu Ende gegangen. ver.di-Verhandlungsführer Jan Duscheck betonte danach: „Diese Tarifrunde betrifft nicht die Großverdiener, sondern über 140.000 Beschäftigte, die in Filialen, im Risikomanagement und im Backoffice dafür sorgen, dass die deutsche Wirtschaft funktioniert und Privatpersonen gut beraten werden.“ Ihre Erwartung sei eindeutig: Der Kaufkraftverlust muss ausgeglichen werden. Duschek betonte auch: „Für uns ist wichtig, dass die Beschäftigten der privaten Banken zügig mehr Geld bekommen. Sie wollen angesichts des Wertverlustes ihrer Gehälter keine lange Hängepartie wie in der letzten Tarifrunde. Die wirtschaftlichen Spielräume für einen guten Tarifabschluss sind in den Unternehmen da.“

Am 17. Juni 2024 hatte in Berlin die zweite Verhandlungsrunde der Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Privaten Bankgewerbe stattgefunden. Dank unermüdlicher Streiks und Aktionen gab es bereits in dieser Runde ein erstes Angebot der Arbeitgeberseite. Doch schnell wurde klar, dass dieses Angebot völlig unzureichend ist – die Beschäftigten fanden es viel zu niedrig und enttäuschend – und ohne weitere Aktivitäten kein zufriedenstellender Abschluss erreicht werden kann. Deshalb wurden die Streikaktivitäten ausgeweitet.

In Niedersachsen und Bremen hatte ver.di am 1. Juli 2024 die Beschäftigten des privaten Bankgewerbes und die Beschäftigten des öffentlichen Bankgewerbes zu einem gemeinsamen ganztägigen Warnstreik an zwei Standorten aufgerufen. Betroffen von den Streiks waren Deutsche Bank, Commerzbank, ING-DiBA, Toto Lotto Niedersachsen, BHW Bausparkasse, Postbank Finanzberatung sowie Oldenburgische Landesbank, Norddeutsche Landesbank Girozentrale, Sparkasse Bremen, N-Bank, LBS Landesbausparkasse NordWest und Braunschweigische Landessparkasse.

Die dritte und entscheidende Verhandlungsrunde für die Privaten Banken fand dann schließlich am 3. Juli in Frankfurt am Main statt.

Das hatte ver.di gedordert:

Gehaltsforderung
- 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens 500 Euro pro Monat (bei einer Laufzeit von 12 Monaten)
ver.di setzt sich dafür ein, dass der Gehaltsabschluss auch für ÜT(AT) – Beschäftigte übernommen wird.

Arbeitszeitsouveränität
Gesprächsbedarf zum Thema „Mehr Arbeitszeitsouveränität für die Beschäftigten in der Bankenbranche“

Über die Gehaltsforderung hinaus hat ver.di Gesprächsbedarf zur Weiterentwicklung der Arbeitszeitregelungen (inklusive der Frage möglicher Arbeitszeitverkürzungen) in der privaten Bankenbranche mit dem Ziel, die Arbeitszeitsouveränität für die Beschäftigten zu stärken. Hierfür will ver.di einen Einstieg in entsprechende Verhandlungen erreichen.

Verlängerung bestehender befristeter tariflicher Regelungen
ver.di geht davon aus, dass der Altersteilzeittarifvertrag und die Öffnungsklausel zur Beschäftigungssicherung (31-Std.-Klausel) verlängert werden.

Forderung für Nachwuchskräfte
- Erhöhung der monatlichen Vergütungen der Nachwuchskräfte um 250 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten)
- Übernahmeregelung: Weiterentwicklung der Übernahmeregelung im Nachwuchskräftetarifvertrag
hin zu einem verbindlichen Übernahmeanspruch für Nachwuchskräfte.

Bereits vor zwei Jahren bei den Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern der Privaten Banken hatte es ein langes Hin und Her gegeben. Nach neun Monaten ohne Ergebnis und mehreren Monaten ohne jegliche Reaktion der Arbeitgeberseite war dann schließlich endlich ein Tarifabschluss mit dem Arbeitgeberverband für das private Bankgewerbe (AGV) zustande gekommen. Allerdings gelang es vor zwei Jahren nicht, die Tarifverträge weiterzuentwickeln oder wichtige Regelungen zu mobiler Arbeit oder einem speziellen Tarifvertrag für Nachwuchskräfte abzuschließen.

Weitere Infos und Material zur Tarifrunde 2024 gibt es auf der Kampagnenseite wir-für-tarif.de