Nach der Weltpremiere gleich eine Auszeichnung: Der am 8. Juli mit dem Publikumspreis des Filmfests München ausgezeichnete Film „Führer und Verführte“ mit Robert Stadlober und Franziska Weisz in den Hauptrollen unter der Regie von Joachim Lang erobert die Leinwände und ein großes Publikum.
Zu einer exklusiven Vorstellung und anschließendem Gespräch mit dem Regisseur der filmischen Collage aus Spielfilm, Dokumentation und eindringlichen Zeitzeug*innen-Einordnungen hatte ver.di nach Berlin und Stuttgart eingeladen. Christoph Schmitz-Dethlefsen vom ver.di-Bundesvorstand machte zur Einführung die Aktualität des Films deutlich in einer Zeit, in der befeuert von den Algorithmen der digitalen Plattformen, die Schmitz-Dethlefsen als „asoziale Medien“ bezeichnete, die Grenzen zwischen Propaganda, Fake News und Realität immer weiter verschwimmen und rechtsextreme Parteien wie die AfD Wahlerfolge feiern.
ver.di stelle sich diesen Tendenzen entschieden entgegen und lasse die Menschen nicht allein Ausgrenzung, Diskriminierung und Bedrohungen ausgesetzt. Auch das ver.di-Mitglied Joachim Lang werde unterstützt. Denn der rennomierte Filmemacher ist von seinem Arbeitgeber, dem SWR, mit einer Kündigung bedroht. Schmitz-Dethlefsen kritisierte die ARD-Anstalt für ihr Vorgehen scharf. Der SWR versuche, sich eines Kritikers und Aufklärers zu entledigen, der angekündigte Sparkus, mit dem die arbeitsrechtlichen Maßnahmen gegen Lang begründet werden, widerspreche dem Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
ver.di gebe dem Kollegen gewerkschaftlichen Rechtschutz. Über diesen wird Joachim Lang anwaltlich beraten und vertreten, eine Klage gegen die Änderungskündigung ist eingereicht. Auch der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung Baden-Württemberg, Michael Blume, zeigte sich bei der Stuttgarter Premiere von „Führer und Verführte“ solidarisch. Auf seinem Blog schrieb Blume, als ein erklärter Befürworter des gebührenfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks halte er es für einen schweren Fehler und einen Vertrauensbruch, dass Lang „aus der SWR-Beschäftigung heraus gedrängt wird“. Er erwäge, sich mit einer direkten Beschwerde an SWR-Intendant Kai Gniffke und bei Nicht-Reaktion auch an den Landtag von Baden-Württemberg zu wenden: „Es ist aus meiner Sicht auch medienethisch skandalös, einen international so bedeutenden Filmemacher, der auch im Sender Zivilcourage gezeigt und gerade ein bleibendes Meisterwerk gegen den NS-Antisemitismus geschaffen hat, aus dem SWR drängen zu wollen“, so Blume.
Eine ausführliche Rezension steht in der Online-Ausgabe des medienpolitischen ver.di-Magazins Menschen machen Medien, siehe hier: Filmtipp: Führer und Verführer - M - Menschen Machen Medien (ver.di) (verdi.de)