Luftsicherheitskräfte erhalten deutlich mehr Geld

    28.03.2022

    Berlin, 28.03.2022 – In der sechsten Verhandlungsrunde ist der Damm gebrochen. Der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) hat sich mit ver.di auf ein Tarifergebnis für die rund 25.000 Sicherheitskräfte an den deutschen Verkehrsflughäfen verständigt. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Tarifabschluss setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Für die unterschiedlichen Tarifgruppen gibt es unterschiedliche Erhöhungen in drei Stufen, die im Jahr 2022 zwischen 4,4 und 7,8 Prozent liegen. Zusätzlich wurde vereinbart: Die Angleichung der Löhne Ost an West wird am 1. Januar 2024 abgeschlossen. Das bringt den Beschäftigten deutliche Lohnsteigerungen. Auch das Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit an jedem Verkehrsflughafen“ wird am 1. Januar 2024 Wirklichkeit. Bei den Tätigkeiten mit behördlicher Prüfung wurde ebenfalls ein Angleichungsschritt bei der Lohnerhöhung erzielt. Zudem konnte die niedrigere Bezahlung in der Probezeit oder beim Berufseinstieg beseitigt werden. Und auch die Blockadehaltung der Arbeitgeber gegen eine rückwirkende Lohnerhöhung wurde durchbrochen.

     

    „Nach drei von Warnstreiks begleiteten Tarifrunden haben die Arbeitgeber verstanden, dass die Beschäftigten mit ihrer Gewerkschaft ver.di bei Bedarf bereit und in der Lage sind, bessere Tarifverträge auch durchzusetzen.“

    Wolfgang Pieper, ver.di-Verhandlungsführer

    „Die große Beteiligung an den Warnstreiks in den vergangenen Wochen hat uns in den Verhandlungen gestärkt und den Arbeitgebern verdeutlicht, dass sie einen echten Schritt auf die Beschäftigten zugehen mussten“, sagte ver.di-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper. Erstmals hätten sich auch viele Beschäftigte in der boomenden Frachtabfertigung an den Arbeitskämpfen beteiligt. „Nach drei von Warnstreiks begleiteten Tarifrunden haben die Arbeitgeber verstanden, dass die Beschäftigten mit ihrer Gewerkschaft ver.di bei Bedarf bereit und in der Lage sind, bessere Tarifverträge auch durchzusetzen.“ Mit diesem Tarifabschluss gelinge es jetzt, die Lohnbedingungen in der Luftsicherheitsbranche und die Arbeit trotz ungünstiger Arbeitszeiten und zahlreicher betrieblicher Probleme attraktiver zu gestalten, so Pieper. Die Arbeitgeber sollten sich klar darüber sein, dass Luftsicherheit nur funktioniere, wenn genügend Beschäftigte für diese Tätigkeit zur Verfügung stünden.

     
    Sicherheitspersonal am Flughafen Hamburg
    © Christian Charisius/dpa
    Sicherheitspersonal am Flughafen


    Was hatte ver.di gefordert?

    ver.di hatte in der Entgeltrunde für die Sicherheitskräfte an den deutschen Verkehrsflughäfen mindestens ein Euro pro Stunde gefordert. Darüber hinaus sollte in der Tarifrunde der Lohn für die Luftsicherheitskräfte Fracht und Personen/Warenkontrolle mit behördlicher Prüfung auf die Lohnhöhe der Luftsicherheitsassistent*innen (Fluggastkontrolle) nach dem Grundsatz gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit angehoben werden. Für die Luftsicherheitskräfte in der Bordkartenkontrolle, in der Sicherung von sicherheitsempfindlichen Bereichen, in der Flugzeugbewachung u.a. mit Qualifizierung und bestandener Prüfung sowie in der Dokumentenkontrolle sollte bundesweit das gleiche Stundenentgelt gezahlt werden. Es sollte sich am derzeit höchsten orientieren, denn bislang ist die Bezahlung regional unterschiedlich. Auch die niedrigere Bezahlung von Sicherheitskräften beim Berufseinstieg von bis zu 24 Monaten sollte abgeschafft werden. Eine solche Regelung sei angesichts des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften nicht mehr zeitgemäß. Das meiste davon konnte nun erreicht werden.

    Warum wurde gestreikt?

    Im Vorfeld der vierten und fünften Verhandlungsrunde hatten die Beschäftigten mit Warnstreiks bundesweit auf ihre Forderungen aufmerksam gemacht. Dabei kam es an zahlreichen Flughäfen zu langen Warteschlangen, die Passagier*innen waren genervt von Flugverzögerungen. Wenn jemand weniger als 13 Euro verdient und angesichts der stark steigenden Preiseentwicklung einen Euro mehr für einen Knochenjob verlangt, dann sollte das eigentlich jeder verstehen. Doch die Arbeitgeber der Luftsicherheitskräfte wollten das bis jetzt nicht einsehen und boten gerade mal 38 Cent mehr Lohn pro Stunde für die unteren Lohngruppen. Das ist aber zu wenig. Deshalb haben die Beschäftigten mehrfach für ein faires Lohnangebot gestreikt.

    Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2023. Die ver.di-Tarifkommission hat dem Tarifergebnis einstimmig zugestimmt.

     

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