Es geht um Wertschätzung

Silke Zimmer wurde als neues Mitglied in den Bundesvorstand gewählt. Sie ist jetzt zuständig für den Fachbereich Handel
19.09.2023
Silke Zimmer ist neues Bundesvorstandsmitglied

Herzlichen Glückwunsch, liebe Silke. Du schienst sehr aufgeregt im Vorfeld.

Ich glaube, das gehört einfach dazu, dass man eine gewisse Anspannung hat und das bedingt auch das Mandat. Für mich ist das erstens eine große persönliche Herausforderung und zweitens ist das auch eine große Ehre, den Fachbereich vertreten zu dürfen.

Hast du mit so viel Zustimmung gerechnet, 91 Prozent?

Ich habe mich über das Ergebnis unheimlich gefreut. Damit habe ich nicht gerechnet. Das stärkt mich und vor allem unseren Fachbereich. Und das ist ein echter Vertrauensbeweis der Delegierten hier auf dem Bundeskongress. Das hat mich unheimlich gerührt, das hat man, glaube ich, auch gesehen.

Was hast du vor in den nächsten Jahren, was sind deine Ziele?

Das Drängendste ist jetzt erstmal, dass wir einen guten Tarifabschluss für die Handelsbeschäftigten hinkriegen. Der ist mehr als überfällig. Für die Beschäftigten im Handel ist absolut elementar, dass es keine weiteren Reallohnverluste gibt, und deswegen brauchen wir jetzt endlich einen guten Tarifabschluss, der das auch sicherstellt. Was außerdem für die nächsten Jahre auf der Agenda steht, ist, dass wir weiter an den Einkommen für die Handelsbeschäftigten arbeiten. Rund zwei Millionen Beschäftigte im Handel sind akut von Altersarmut bedroht, und gute Einkommen sind aus unserer Sicht der beste Schutz gegen Altersarmut. Ein weiterer Punkt ist: Wir wollen an dem Thema gute und gesunde Arbeit dranbleiben. Die Beschäftigten leisten unglaublich viel, eben nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Dafür brauchen wir konkrete Projekte im Betrieb, was Arbeitszeitvereinbarungen angeht, aber eben auch, was gute und gesunde Arbeit insgesamt angeht.

Du warst bis zu Deiner Wahl noch ganz in NRW in die Handelstarifrunde verwickelt. Wie kannst Du jetzt so schnell umswitchen auf bundesweit? Oder machst Du beides?

Meine Stelle kann erst jetzt ausgeschrieben werden, nachdem ich nun hier gewählt bin durch den Bundeskongress. Von daher werde ich die nächste Runde in NRW auf jeden Fall noch aktiv gestalten im Oktober. Und dann werde ich das meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger überreichen – je nachdem, wie lange das dauert. Und mich dann voll und ganz auf die neuen Aufgaben, die hier in Berlin anstehen, konzentrieren.

Ziehst Du nach Berlin oder wirst Du pendeln? Was für ein Spagat wird es sein?

Meine Tochter steht kurz vor dem Abitur, und von daher werde ich jetzt erstmal pendeln. Ich werde einen Zweitwohnsitz hier in Berlin haben. Und dann steht das wieder auf der Agenda, wenn die Zukunft meiner Tochter klar ist.

Du bist schon seit 31 Jahren Gewerkschaftsmitglied. Kannst Du Dich erinnern, warum Du in die Gewerkschaft, damals noch HBV, eingetreten bist?

Damals war das relativ schlicht für mich. Für mich waren Gewerkschaften sehr konkret: Man konnte direkten Einfluss auf die Einkommensbedingungen von Beschäftigten nehmen. Heute weiß ich, dass es um so viel mehr geht. Es geht um Wertschätzung für die Arbeit, und es geht um Respekt.

Was bedeutet ver.di für Dich?

ver.di bedeutet für mich vor allen Dingen Zusammenhalt. Das ist unsere Stärke. Ich erlebe uns als unglaublich solidarisch. Und das ist für mich ver.di: eine große, starke Gewerkschaft, die die gemeinsamen Anliegen nach vorne bringt, nämlich die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern.

Was sind die größten Herausforderungen für ver.di in unserer Zeit?

Das Thema, was auch für uns im Handel ganz zentral ist, ist die Sicherung unserer Sozialsysteme. Wir müssen daran weiterarbeiten, dass sie stabilisiert und weiter ausgebaut werden. Eine der zentralen Themen ist, dass die Schere zwischen arm und reich nicht weiter auseinandergeht. Wir brauchen soziale Sicherungssysteme, die gesellschaftliche Teilhabe und ein würdevolles Leben ermöglichen.