Bildungspläne der Kitas wandern in Archive

    13.02.2023

    13. Februar 2023 | Überall fehlen Fachkräfte in den Kitas. Darunter leidet der Anspruch an die frühkindliche Bildung. Deshalb macht ver.di ab heute mit Aktionen auf die alarmierende Situation in den Kindertageseinrichtungen aufmerksam. Kitafachkräfte, die in ver.di organisiert sind, überreichen dazu die Bildungspläne in vielen Städten an staatliche Archive und Museen. Dort sollen sie so lange aufbewahrt werden, bis ausreichend Personal da ist.

     
    Kitas: Gute Arbeit braucht gute Bedingungen
    © Foto: Christian Charisius/dpa
    Transparent mit der Aufschrift „Gute Arbeit braucht gute Bedingungen“. Jetzt schlagen Kita-Fachkräfte Alarm: Bildung in Kitas ist nicht mehr wie geplant möglich. Überall fehlt Personal. Archive und Museen sollen deshalb die Bildungspläne verwahren

    Die Bildungspläne, die in den Bundesländern von den jeweiligen Landesregierungen erstellt werden, beschreiben die Leitlinien für die frühkindliche Bildung. Sie gehen dabei von einem ganzheitlichen und inklusiven Bildungsbegriff aus. Ausgangspunkt sind „individuelle Bildungsansprüche“ des Kindes und das Recht des Kindes „auf eine uneingeschränkte, umfassende und an den individuellen Bedürfnissen orientierte Bildung“.

    „Die Fachkräfte teilen diesen Anspruch an ihre Arbeit. Ihnen ist es wichtig, die Kinder gut in ihrem Bildungs- und Entwicklungsprozess zu begleiten. Im beruflichen Alltag ist das aber wegen der Fachkräftelücke nicht mehr möglich“, sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. Dieser Fachkräftemangel treffe auf Kitas, die ohnehin schon mit Personalschlüsseln ausgestattet sind, die nicht kindgerecht seien. 

    Laut Auskunft der Fachkräfte im ver.di Kita-Personalcheck, fehlten im Sommer 2021 im Durchschnitt drei Fachkräfte, um in den Kitas fachlich angemessen arbeiten zu können, insgesamt mindestens 172.782 Fachkräfte. Und das beim aktuellen Ausbaustand der Kindertageseinrichtungen.

     

    Gleichzeitig ist das Arbeitsfeld durch hohe Krankenstände geprägt, die sich auf eine Vielzahl von Corona-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und psychischen Erkrankungen, insbesondere durch die permanente Überlastung, zurückführen lassen. Für die Fachkräfte der Kindertageseinrichtungen bedeutet dies, dass sie die vorgegebenen fachlichen Ansprüche nicht mehr realisieren können.

    „Hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden“, erklärt die stellvertretende ver.di-Vorsitzende. „Wir fordern die Verantwortlichen im Bund und in den Ländern auf, den quantitativen und qualitativen Ausbau des Systems der frühkindlichen Bildung und den damit verbundenen notwendigen Aufbau des Fachpersonals aufeinander abzustimmen. Das kann in Form eines Stufenplans erfolgen, der dann aber mit ausreichenden familien- und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen flankiert werden muss, damit die Familien nicht unter der Versorgungsnotlage leiden. Das ist notwendig, weil die Kindertageseinrichtungen unter diesen Bedingungen für einen langen Zeitraum weder die Bildung der Kinder noch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleisten können.“

    Die Übergabe der Bildungspläne zur Aufbewahrung verbinden die Fachkräfte der Kitas mit dem Wunsch, diese nach Beendigung der Krise wieder abzuholen. Sie möchten die Bildungspläne, solange diese nicht mehr in den Kitas angewendet werden können, gut verwahrt wissen.

    Ein Beispiel von vielen

    Erzieherin Anette Krapp beschreibt in der aktuellen ver.di publik ihren Alltag bei der Kita Elbkinder so: „Frustrierend ist, wenn du wegen der personellen Engpässe deinen eigenen pädagogischen Maßstäben nicht mehr gerecht werden kannst.“ Der Job sei „eigentlich ganz toll“, sagt die Erzieherin, sie arbeite gerne mit Kindern. „Wenn bloß die Bedingungen nicht gefühlt immer schlechter, das Personal immer weniger geworden wäre.“ Bericht in der ver.di publik 1/2023
     

     

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