10,5 Prozent mehr Heuer, Offshore-Zulage, Jobrad, Nullmonate abgewehrt - in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen für die Seeleute in Deutschland haben sich ver.di und der Verband Deutscher Reeder (VDR) nach komplizierten Verhandlungen am 13. November 2023 in Hamburg auf einen Kompromiss, der weitere Reallohnverluste verhindert.
Die Einkommen für die unter den Heuertarifvertrag Seeschifffahrt (HTV-See) fallenden Beschäftigten steigen in zwei Schritten um 10,5 Prozent. Rückwirkend zum 1. Oktober 2023 steigen die Heuern (Löhne) um 6,5 Prozent. Eine weitere Steigerung um 4,0 Prozent gibt es zum 1. Oktober 2024. Zudem konnten die von den Reedern geforderten Nullmonate in 2023, also Monate ohne Einkommenssteigerung, abgewehrt werden. Für Schleppschiffe im Offshore-Einsatz soll es eine Zulage geben, die von den Betriebsparteien zu verhandeln ist. Zudem wird über eine Öffnungsklausel die Umwandlung von Entgelt zur Finanzierung von Jobrad-Angeboten ermöglicht. Damit haben die Tarifparteien einen von vielen Kolleginnen und Kollegen geäußerten Wunsch aufgegriffen. Sichergestellt wurde auch, dass keine Gehaltsgruppe mehr unter dem gesetzlichen Mindestlohn liegt. Insbesondere die Gruppe A6 wird entsprechend deutlich angehoben.
„Der Abschluss ist der höchste in der Seeschifffahrt seit vielen Jahren.“
„Mit diesem Ergebnis konnte ein ordentlicher Kompromiss erzielt werden“, sagte ver.di-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth. Auch wenn man sich einen höheren Abschluss gewünscht hätte, wäre in dieser Tarifrunde auf dem Verhandlungsweg kein besseres Ergebnis möglich. „Dennoch haben wir es geschafft, wichtige Kernforderungen durchzubekommen. Wir konnten weitere Reallohnverluste abwehren, die mit dem ursprünglichen Angebot der Reeder verbunden gewesen wären“, betont ver.di-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth. „Der Abschluss ist der höchste in der Seeschifffahrt seit vielen Jahren.“ Leider hätten die Arbeitgeber die Chance verstreichen lassen, mit dem verbindlichen Festschreiben der Inflationsausgleichsprämie in voller Höhe der herausragenden Leistung der Seeleute und der Härte ihres Jobs Anerkennung zu zollen. „Hier werden wir jetzt auf betrieblicher Ebene auf ein Nachsteuern drängen.“ Bis zum nächsten Wiedersehen wolle man außerdem gemeinsam daran arbeiten, stärker zu werden, um noch kraftvollere Verhandlungen führen zu können.
Die Tarifparteien haben eine vierwöchige Erklärungsfrist vereinbart. Die Laufzeit des HTV-See endet am 31. Dezember 2025.