Mehr als ein bisschen Haushalt...

62 Prozent der Frauen geben an, dass sie den häuslichen Alltag organisieren. Bei den Männern sind es nur 20 Prozent. Das hat jetzt eine Studie bestätigt
16.08.2023
Frauen leisten oft viel mehr als Haus- und bezahlte Erwerbsarbeit, sie managen auch die Familie

Kochen, putzen, aufräumen, Kinder versorgen – oft haben Frauen neben ihrer bezahlten Erwerbsarbeit noch eine Menge zu tun. Das ist nicht neu. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat jetzt eine Untersuchung vorgelegt, aus der hervorgeht, dass Frauen sich auch häufig darum kümmern und dafür verantwortlich fühlen, dass wichtige private Aufgaben erledigt und Termine gehalten werden. Der Fachbegriff dafür ist Mental Load.

Große Belastung

Bei 62 Prozent der weiblichen Befragten ist das der Fall, von den Männern halten sich nur 20 Prozent dafür zuständig. Leben Kinder im Haushalt, ist der Unterschied noch größer, ebenso wenn die Frauen in Teilzeit arbeiten. Insbesondere Frauen empfinden Mental Load als eine große Belastung.

„Die Studie belegt das, was wir schon immer gesagt haben“, sagt Alexa Wolfstädter, Referentin im Bereich Frauen- und Gleichstellungspolitik bei ver.di. „Die jetzt vorgelegten Zahlen bestätigen, in welch erschreckendem Maß das der Fall ist.“ Sie fordert mehr Angebote der Arbeitgeber, eine Betriebskultur, die auch Männer darin bestärkt, diese Aufgaben wahrzunehmen.

Reform des Elternzeitgesetzes

Häufig sei es immer noch so, dass Männer etwa bei der Elternzeit nur die beiden Partnermonate in Anspruch nehmen. Hier macht sich Wolfstädter für Änderungen im Gesetz stark, etwa eine höhere Zahl an Partnermonaten. Auch müsse im Betrieb begrüßt werden, dass Männer verstärkt Zeit in diese familiären Aufgaben investieren und die Arbeitszeit reduzieren. „Da wären Führungskräfte, die das vorleben, wichtig“, sagt die Gewerkschafterin. Denn es sei ja kein Verlust, im Gegenteil müssten diese partnerschaftlichen oder familiären Management- und Organisationsaufgaben, die zur Zeit noch überwiegend Frauen übernehmen, honoriert werden. Von diesen Fähigkeiten könnten ja auch die Arbeitgeber profitieren.

 

„Die Leitbilder und Lebensziele für eine aktive Vaterschaft stehen oft im Konflikt mit traditionellen Anforderungen und Erwartungen, die von Vorgesetzen oder Kolleg*innen vorgebracht werden."

Yvonne Lott und Paula Bünger, Autorinnen der WSI-Studie

Leitbilder in Betrieben fehlen häufig

„Die Leitbilder und Lebensziele für eine aktive Vaterschaft stehen oft im Konflikt mit traditionellen Anforderungen und Erwartungen, die von Vorgesetzen oder Kolleg*innen vorgebracht werden", schreiben die Autorinnen der Studie, Yvonne Lott und Paula Bünger. Sie regen unter anderem an, dass Väter aktiv auf die betrieblichen und gesetzlichen Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf angesprochen und bei deren Inanspruchnahme unterstützt werden müssten.

Die ver.di-Frauen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf 
 
Download der Studie