Nachruf auf Jane McAlevey

Mehr als 20 Jah­re hat die Autorin und Wissenschaftlerin Jane McAlevey Ge­werk­­schafts­­kam­pa­g­nen organisiert. Am 7. Juli 2024 ist die Mutter des sogenannten Organizing verstorben. Sie hinterlässt eine Lücke in der Gewerkschaftsbewegung weltweit
10.07.2024
Ja­ne McA­le­vey war Au­to­rin (sie schrieb u.a. für die lin­ke US-Zeit­schrift Ja­co­bin), Wis­sen­schaft­le­rin und mehr als 20 Jah­re Or­ga­ni­sa­to­rin von Ge­werk­schafts­kam­pa­gnen

Mit großer Trauer nehmen wir Abschied von Jane McAlevey, einer herausragenden Autorin, Wissenschaftlerin und Gewerkschaftsorganisatorin, die am 7. Juli 2024 in Muir Beach, Kalifornien, im Alter von nur 59 Jahren verstorben ist. Jane McAlevey hinterlässt eine beeindruckende Hinterlassenschaft in der Welt der Gewerkschaftsbewegung, deren Einfluss weit über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinausgeht.

Ein Leben für die Gewerkschaftsbewegung

Jane McAlevey widmete mehr als zwei Jahrzehnte ihres Lebens der Organisation und Führung von Gewerkschaftskampagnen, dem sogenannten Organizing. Sie war eine visionäre Denkerin und Autorin, die regelmäßig für die linke US-Zeitschrift Jacobin schrieb und durch ihre Publikationen und ihre unermüdliche Arbeit die Strategien und Methoden der Gewerkschaftsbewegung nachhaltig prägte. Sie war überzeugt, dass Gewerkschaften das wirksamste Mittel zur Bekämpfung wirtschaftlicher Ungleichheit darstellen. Ihr letztes Werk „Rules to win by“ revolutionierte die Art und Weise, wie Gewerkschaften Tarifverträge verhandeln, nämlich in offenen und demokratischen Verhandlungen, die darauf abzielen, möglichst viele Beschäftigte einzubeziehen.

McAlevey's Einfluss reichte weit über die USA hinaus und inspirierte auch Gewerkschaften in Deutschland. Mit ihrer Arbeit und ihren Ideen belebte sie die Diskussion und Praxis der deutschen Gewerkschaften, insbesondere durch die Förderung offener Verhandlungen, die zu dynamischeren und inklusiveren Gewerkschaften führen sollten. Ein bemerkenswertes Beispiel ihrer Wirkung zeigte sich in der Berliner Krankenhausbewegung und den partizipativen Tarifverhandlungen am privatisierten Uniklinikum Gießen-Marburg.

Ein bleibendes Erbe und ein schwerer Verlust

Im September 2021 wurde bei Jane McAlevey ein multiples Myelom diagnostiziert. Trotz Chemotherapie und einer Knochenmarktransplantation schlug die Behandlung leider fehl. Selbst als die Ärzte ihr nur noch wenige Wochen zu leben prognostizierten, trotzte sie ihrer schweren Erkrankung. Sie feierte die Veröffentlichung ihres vierten Buches „Rules to Win By: Power and Participation in Union Negotiations“ (2023), reiste nach Irland, um für ein fünftes Buch zu recherchieren, und hielt Online-Vorlesungen für Arbeitnehmer von Neuseeland bis Sambia.

Eine besondere Veranstaltung zu Ehren ihrer neuesten Publikation „Machtaufbau in Tarifverhandlungen“ in Berlin musste sie gesundheitsbedingt absagen. Die geplante Buchvorstellung und Podiumsdiskussion, organisiert von ver.di und der Rosa-Luxemburg-Stiftung, sollte einen Raum bieten, um gemeinsam mit Gewerkschafter*innen aus Berlin und Gießen-Marburg über Erfahrungen und Modelle offener Tarifverhandlungen zu diskutieren. Die Veranstaltung wird nun an einem anderen Termin in ihrem Gedenken stattfinden.

Jane McAlevey hinterlässt eine Lücke, die nur schwer zu füllen sein wird. Ihr Engagement, ihre Entschlossenheit und ihre bahnbrechenden Ideen werden in der Gewerkschaftsbewegung weiterhin nachhallen und viele Generationen von Aktivist*innen und Gewerkschaftsmitgliedern inspirieren. Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie, ihren Freunden und all jenen, die durch ihre Arbeit und Freundschaft bereichert wurden.