Für Beschäftigte in der Luftfahrt waren es aufwühlende Wochen. Gleich drei Tarifrunden wurden gleichzeitig verhandelt. Auf die Einigung mit der Mitteldeutschen Flughafen AG folgte ein Erfolg für das Bodenpersonal der Lufthansa und auch für die Beschäftigten in der Luftsicherheit liegt nun eine Schlichtungsempfehlung vor.
Für die rund 25.000 Beschäftigten der Lufthansa am Boden bedeutet das Schlichtungsergebnis eine bemerkenswerte zweistellige Gehaltserhöhung von bis zu 18 Prozent über einen Zeitraum von zwei Jahren. Konkret steigen die Gehälter rückwirkend zum 1. Januar 2024 um sieben Prozent, wobei eine Mindesterhöhung von 280 Euro gilt. Zum 1. März 2025 erhalten alle Beschäftigten einen Sockelbetrag von 150 Euro. Darüber hinaus werden die gesteigerten Vergütungen um weitere zwei Prozent erhöht, und der Urlaubsgeld-Zuschlag wird um 150 Euro angehoben.
Auch für Auszubildende sind die Verbesserungen signifikant
Azubis erhalten ab dem 1. Januar 2024 eine Erhöhung von 120 Euro und ab dem 1. März 2025 weitere 80 Euro. Auch ihr Urlaubsgeld-Zuschlag wird erhöht. Die Übernahmegarantie nach abgeschlossener Ausbildung wird bis Januar 2029 verlängert. Die Laufzeit der Vereinbarung beträgt 24 Monate.
Zusätzlich erhalten alle Beschäftigten eine Inflationsausgleichszahlung in Höhe von insgesamt 3.000 Euro sowie eine monatliche Schichtzulage in Höhe von 3,6 Prozent des Grundgehalts.
ver.di-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky zeigt sich sehr zufrieden: „Um diesen Kompromiss haben wir hart gerungen und wir können jetzt sehr zufrieden sein. Wir haben echte Reallohnzuwächse erzielt und werden damit das Minus der letzten Jahre ausgleichen. Neben der linearen Erhöhung sieht das Ergebnis eine Reihe von Verbesserungen vor, wie zum Beispiel die Angleichung der Ost-Tarifverträge an Westniveau oder die Wiedereinführung der Schichtzulage. Dieses Ergebnis ist historisch.“
Die zuständige ver.di-Tarifkommission hat dem Kompromiss zugestimmt und den ver.di-Mitgliedern eine Annahme empfohlen. Die sind der Empfehlung mit einer sehr großen Mehrheit von 94,5 Prozent gefolgt. ver.di und Lufthansa hatten zuletzt gemeinsam mit den Schlichtern Bodo Ramelow, Ministerpräsident von Thüringen, und Frank-Jürgen Weise, dem früheren Chef der Bundesagentur für Arbeit, intensive Verhandlungen geführt.
Luftsicherheit: Schlichtungsergebnis steht
In der laufenden Tarifrunde für die bundesweit ebenfalls rund 25.000 Beschäftigten in der Luftsicherheit hat der Schlichter, Dr. Hans-Henning Lühr, nach dreitägigen intensiven Schlichtungsverhandlungen am Morgen des 8. Aprils eine Schlichtungsempfehlung vorgelegt. Der haben die ver.di-Tarifkommission und die Arbeitgeberseite zugestimmt, so dass der entsprechende Tarifvertrag mit einer Laufzeit von 15 Monaten bis zum 31. März 2025 in Kraft tritt.
Die Schlichtung sieht im Einzelnen unter anderem folgende Regelungen für den Tarifvertrag vor: Die Stundenentgelte werden in der Entgeltgruppe I ab dem 1. Februar 2024 um 1,60 Euro, ab dem 1. September 2024 um weitere 0,75 Euro sowie ab dem 1. Januar 2025 um weitere 0,35 Euro erhöht. In der Entgeltgruppe II werden die Stundenentgelte ab dem 1. April 2024 um 1,80 Euro, ab dem 1. September 2024 um weitere 0,75 Euro sowie ab dem 1. Januar 2025 um weitere 0,35 Euro erhöht; in der Entgeltgruppe III erfolgen zu denselben Zeitpunkten Erhöhungen von 1,60 Euro sowie von 0,75 Euro und 0,35 Euro. In der Entgeltgruppe IV werden die Stundenentgelte ab dem 1. April 2024 um 1,60 Euro sowie am 1. Januar 2025 um weitere 0,45 Euro erhöht; in der Entgeltgruppe V gibt es zu denselben Zeitpunkten Erhöhungen von 1,50 Euro sowie von 0,35 Euro.
Die Monatsentgelte für die operativ tätigen betrieblichen Angestellten (EG I) werden ab dem 1. April 2024 um 7,8 Prozent erhöht; ab dem 1. September erfolgt eine weitere Erhöhung von 3,4 Prozent und ab dem 1. Januar 2025 um weitere 1,5 Prozent. Zudem sieht die Schlichtungsempfehlung vor, dass die Tarifverhandlungen über Mehrarbeit/Überstunden zum gegenwärtigen Zeitpunkt ausgesetzt und die bisherigen Regelungen wieder in Kraft gesetzt werden; diese können frühestens zum 31. Dezember 2024 gekündigt werden.
ver.di hatte 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde gefordert, höhere Funktionszulagen und Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Mit der Forderung sollte der Kaufkraftverlust der Beschäftigten durch die hohe Inflation ausgeglichen werden. Pieper: „Die Arbeit der Luftsicherheitskräfte muss finanziell attraktiv bleiben, damit die dringend benötigten Fachkräfte gewonnen und gehalten werden können.“
Da in den ersten fünf Tarifverhandlungsrunden mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) keine Einigung zur Erhöhung der Löhne für die bundesweit rund 25.000 Beschäftigten der Branche erzielt werden konnte, hatte ver.di in der Tarifrunde Luftsicherheit zu ganztägigen Streiks am 14. März 2024 aufgerufen: Zunächst an den Verkehrsflughäfen Karlsruhe/Baden Baden und Köln die Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich, die in der Fluggastkontrolle tätig sind, sowie an den Verkehrsflughäfen Berlin, Hamburg und Stuttgart die Beschäftigten, die in der Fluggastkontrolle, in der Personen- und Warenkontrolle, der Frachtkontrolle und in Servicebereichen tätig sind. Diese Streikmaßnahmen weitete ver.di weiter aus und rief auch für Freitag, 15. März 2024, Beschäftigte im Luftsicherheitsbereich an mehreren Verkehrsflughäfen zu Streiks auf. An den Flughäfen Dresden, Hannover und Leipzig wurden die Beschäftigten im Luftsicherheitsbereich, die in der Fluggastkontrolle, in der Personal- und Warenkontrolle, der Frachtkontrolle und in Service-Bereichen tätig sind, zum Streik aufgerufen. An den Flughäfen Dortmund, Weeze und Karlsruhe/Baden Baden wurden die Beschäftigten der Fluggastkontrolle zum Streik aufgerufen. Am Flughafen München rief ver.di die Beschäftigten in der Personal- und Warenkontrolle sowie der Frachtkontrolle vom 14. bis 15. März zum Streik auf. Mit den Streiks hat ver.di den Druck auf die Arbeitgeber der Branche vor der nächsten Verhandlungsrunde erhöht, endlich ein deutlich verbessertes einigungsfähiges Angebot vorzulegen. Die Tarifparteien setzten schließlich die Verhandlungen in der sechsten Runde am 20. März 2024 fortsetzen und verlängerten diese noch bis zum 22. März. Doch auch die sechste Verhandlungsrunde ging ohne Ergebnis zu Ende. Deshalb hatte ver.di die Schlichtung vorgeschlagen.
In Tarifverhandlungen zwischen ver.di und der Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG) konnte ver.di am 15. März eine Einigung mit der MFAG erzielen. Nach drei Verhandlungsrunden und zahlreichen Streiks konnte ver.di nun ein Ergebnis erzielen: Alle Vollzeitbeschäftigten der Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden erhalten eine zeitnahe Inflationsausgleichzahlung von 2300 Euro. Die Vergütungen steigen schrittweise um 500 Euro, eine Erhöhung von bis zu 19 Prozent. Bei den Einstiegslöhnen konnten gar Erhöhungen um über 30 Prozent im Vergleich zur bisherigen Vergütung erreicht werden. Zusätzlich ist es gelungen, die Entgelttabelle zu modernisieren und den Altersteilzeittarifvertrag zu verlängern. Für die Kollegen der Feuerwehr wurde das bisherige Wahlmodell zwischen Geld und Freizeit ausgebaut und weiter aufgewertet. Zudem wurde die Vorteilsregelung für ver.di-Mitglieder ausgebaut. Beide Seiten haben eine Erklärungsfrist bis zum 28. März 2024 vereinbart.
Die Tarifverhandlungen für die etwa 1.400 Beschäftigten hatten am 13. Dezember begonnen. Im Vorfeld hatten sich bereits über 500 Beschäftigte an der Forderungsfindung der Gewerkschaft beteiligt. Die Tarifkommission entschied, dass es nach der hohen Inflation der letzten Jahre vor allem in den niedrigen Entgeltgruppen dringend Entlastung braucht. Mit dem Abschluss eines Branchentarifvertrags für die Bodenverkehrsdienstleister an den deutschen Flughäfen am 16. Februar ist nun Bewegung in dei Verhandlungen gekommen. Der zuletzt gültige Tarifvertrag bei der MFAG fällt unter die zahlreichen individuellen Haustarifverträge von etwa 130 Betrieben, die nun durch den Branchentarifvertrag Bodenverkehrsdienste ersetzt werden sollen.
Auch in der laufenden Tarifrunde mit dem Lufthansa-Konzern für das Bodenpersonal hatte ver.di den Druck erhöht und die Beschäftigten einzelner Unternehmen des Konzerns zum zweitägigen Warnstreik vom 7. bis 8. März aufgerufen. Der Konzern hatte in der Verhandlungsrunde davor (21. bis 22. Februar 2024) sein Angebot nicht wesentlich verbessert. ver.di-Verhandlungsführer Reschinsky bedauerte die erneuten Auswirkungen auf Passagiere: „In den vergangenen Tagen haben wir bewusst den Passagierverkehr mit unseren Streiks ausgelassen. Lufthansa vermittelt uns mit dem Ignorieren unserer Verhandlungsaufforderung jedoch, dass sie sich erst bewegen wird, wenn der Druck weiter steigt." Um zu einem zügigen Tarifabschluss zu gelangen, hatte ver.di das Unternehmen aufgefordert, noch vor dem 13. März zu weiteren Verhandlungen zusammenzukommen. Voraussetzung dafür ist jedoch ein vorab übermitteltes wertigeres Angebot der Arbeitgeber als das bisherige. Auf diesen Vermittlungsversuch ist das Unternehmen bislang nicht eingegangen.
Nach zwei Warnstreiks hatten ver.di und die Lufthansa vom 21. bis 22. Februar ihre Tarifverhandlungen für die rund 25.000 Bodenbeschäftigten fortgesetzt, ohne jedoch ein Ergebnis zu erzielen. Der Konzern hatte in den zweitägigen Verhandlungen sein Angebot im Kern lediglich an zwei Stellen justiert: Die auch im neuen Angebot noch vorhandenen Nullmonate wurden reduziert und die nachhaltige Gehaltserhöhung wurde um 0,5 Prozent verbessert. Gleichzeitig verlängerte die Lufthansa die Laufzeit ihres Angebotes nochmals um drei Monate auf insgesamt 28 Monate.
Eine Einigung blieb vor dem Hintergrund dieses geringen Entgegenkommens somit auch in der vierten Verhandlungsrunde aus. Der bereits weit im Voraus vereinbarte fünfte Verhandlungstermin findet am 13. und 14. März statt. Um zu einem zügigen Tarifabschluss zu gelangen und um weitere Arbeitskämpfe zu vermeiden, hat die ver.di-Verhandlungsführung die Lufthansa aufgefordert, noch vor dem 13. März zu weiteren Verhandlungen zusammenzukommen.
„Nach vier Verhandlungen und unzähligen Gesprächen weiß das Unternehmen, was nötig ist, um zur schnellen und erfolgreichen Beendigung dieser Tarifverhandlungen zu kommen. Der Ball liegt jetzt im Feld der Lufthansa, um weitere Arbeitskämpfe zu vermeiden und den Passagieren wieder Zuverlässigkeit bieten zu können. ver.di steht dafür bereit“, betont ver.di-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky.
Mit den Streiks erhöht ver.di den Druck auf die Arbeitgeber der Branche vor der nächsten Verhandlungsrunde, endlich ein deutlich verbessertes einigungsfähiges Angebot vorzulegen. „Die Arbeitgeber hatten zuletzt zwar ein verbessertes, aber weiter unzureichendes Angebot vorgelegt. So kommen wir nicht zueinander“, sagte Wolfgang Pieper, ver.di-Verhandlungsführer. Die Beschäftigten seien bereit, den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Die Streiks könnten noch ausgeweitet werden. „Die Arbeitgeber sind aufgefordert, endlich ein substanziell verbessertes Angebot vorzulegen.“
Eine Woche zuvor, am 7. März, hatte ver.di an den Flughäfen Frankfurt und Hamburg Beschäftigte im Luftsicherheitsbereich, die in der Personen- und Warenkontrolle, der Frachtkontrolle und in Servicebereichen tätig sind, zu ganztägigen Streiks aufgerufen. Das Angebot der Arbeitgeber über eine Anhebung der Stundenlöhne – in drei Schritten und mit zwei Leermonaten – zum 1. März 2024 um 1,20 Euro und zum 1.Oktober 2024 um 0,75 Euro sowie zum 1. April 2025 um 0,75 Euro bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von 24 Monaten sei unzureichend, sagte Wolfgang Pieper. „Das ist nach zwei Jahren weniger, als wir für ein Jahr gefordert haben. Das reicht nicht.“ Zudem knüpften die Arbeitgeber ihr Angebot an Regelungen zur Mehrarbeit, die unzureichend seien und deshalb nicht annehmbar seien.
ver.di fordert 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde, höhere Funktionszulagen und Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. Mit der Forderung soll der Kaufkraftverlust der Beschäftigten durch die hohe Inflation ausgeglichen werden. Die starken Preissteigerungen bei Lebensmitteln und der Energie belasten die Geldbeutel, insbesondere in den unteren Lohngruppen.
„Unser Ziel bleibt, den Kaufkraftverlust der Beschäftigten dauerhaft auszugleichen“, betonte Pieper. Die Arbeit der Luftsicherheitskräfte müsse finanziell attraktiv bleiben, damit dringend benötigte Fachkräfte gewonnen und gehalten werden können. Es werde nun intern über den Stand der Verhandlungen und das weitere Vorgehen beraten. Die Tarifparteien wollen die Verhandlungen in der sechsten Runde am 20. März 2024 fortsetzen.
Die Luftsicherheitskräfte sind Fachkräfte, die eine breite Palette von Aufgaben und Verantwortlichkeiten übernehmen, um die Sicherheit von Flughäfen, Fluggesellschaften und Passagieren zu gewährleisten. Da schon in den ersten drei Tarifverhandlungsrunden für sie keine Einigung erzielt werden konnte, hatte ver.di am 1. Februar an mehreren Verkehrsflughäfen zum ganztägigen Streik aufgerufen. Beschäftigte im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggastkontrolle, in der Personen- und Warenkontrolle, der Frachtkontrolle und in Servicebereichen waren im Ausstand an den Flughäfen Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Köln, Düsseldorf; Leipzig, Dresden, Erfurt, Frankfurt/Main und Stuttgart, um höhere Löhne durchzusetzen.
Bei der Verhandlung mit der Lufthansa geht es um knapp 25.000 Bodenbeschäftigte – darunter Mitarbeitende an Schaltern, in der Flugzeugabfertigung und im Frachtbetrieb – in den einzelnen Konzerngesellschaften, wie bei der Lufthansa AG, Lufthansa Technik oder Lufthansa Cargo arbeiten. Die Forderungen von ver.di: 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich. In den bisherigen Verhandlungen wurde ein völlig unzureichendes Angebot vorgelegt. Dieses wurde in den vergangenen Tagen breit in den Betrieben diskutiert und als spalterisch kritisiert. Deshalb waren Streiks fällig. Am 7. Februar gingen um 4 Uhr in der Früh Lufthansa-Bodenbeschäftigte in einen ersten ganztägigen Warnstreik. Da alle Bodenbeschäftigten von der Wartung bis zur Passagier- und Flugzeugabfertigung zum Warnstreik aufgerufen wurden, kam es zu Flugausfällen und Verzögerungen.
ver.di bittet die Passagiere um Verständnis für die Streiks und informiert deshalb frühzeitig über anstehende Warnstreik, damit sich Betroffene darauf einstellen und umorientieren können. Schon jetzt haben die Beschäftigten bei der Lufthansa rund 10 Prozent weniger in der Tasche als noch vor drei Jahren. Trotz Rekordgewinnen wollen die Arbeitgeber das noch weiter verschlimmern. Dieser Streik wäre unnötig gewesen, wenn Lufthansa den Bodenbeschäftigten die gleichen Erhöhungen zugestehen würde wie anderen Beschäftigtengruppen im Konzern. „Dazu gab es am Verhandlungstisch jedoch keine Bereitschaft", betont ver.di-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky.
Nachdem es auch in der in der dritten Verhandlungsrunde am 12. Februar 2024 zu keiner Einigung gekommen ist, hat ver.di die Beschäftigten der Lufthansa erneut an den Lufthansa-Standorten Frankfurt/Main, München, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln-Bonn und Stuttgart zum Streik aufgerufen. Das letzte Angebot der Arbeitgeber wurde in den vergangenen Tagen breit in den Belegschaften diskutiert. Dabei haben 96 Prozent der Beschäftigten das Angebot abgelehnt.
Für die Lufthansa sieht es gut aus: Sie fliegt nach der überwundenen Corona-Flaute wieder ganz auf Gewinnkurs. Die Beschäftigten am Boden merken allerdings nichts von den Rekordgewinnen. Im Gegenteil: Die Belegschaft ist seit Corona ausgedünnt – krasser Personalmangel, hohe Arbeitsbelastung und Überstunden ohne Ende stehen auf der Tagesordnung von Techniker*innen, Check-in-Beschäftigten und weiterem Bodenpersonal. „Wir haben während der Corona-Krise unter widrigsten Umständen dafür gesorgt, dass die Lufthansa betriebsbereite Flugzeuge hat. Dabei haben wir schmerzhafte Einschnitte mitgetragen. Jetzt leiden wir unter einem großen Personalmangel. Das heißt Überstunden und ständig ausgebrannt sein“, erzählt Christine Springl, Flugzeugmechanikerin vom Standort München.
Bereits die erste Verhandlungsrunde am 18. Januar endete für die Beschäftigten wie Christine Springel enttäuschend: Seitens der Lufthansa gab es nicht einmal ein Angebot. Darüber zeigte sich auch ver.di-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky enttäuscht: „Für die Beschäftigten, die jeden Tag alles geben, ist dieses Verhalten nicht nachvollziehbar. Aber auch für Passagiere ist es kein gutes Signal, denn sie leiden ebenfalls unter dem Personalmangel bei der Lufthansa. Es braucht deshalb schnelle Lösungen, um als Arbeitgeber wieder attraktiv zu werden.“ Die Tarifverhandlungen wurden am 23. Januar fortgesetzt. Marvin Reschinsky betonte: „Wir hätten im Sinne eines guten und schnellen Tarifabschlusses ein verhandlungsfähiges Angebot erwartet." Er kündigte an. „Diese Situation werden wir nun mit den Beschäftigten in den Betrieben diskutieren und daraufhin Entscheidungen zu Streiks treffen.“ Das ist inzwischen geschehen, deshalb gab es erste Streiks.
ver.di fordert für die rund 25.000 Beschäftigten deutlich höhere Gehälter. Das Entgelt der Beschäftigten soll – wie schon weiter oben erwähnt – um 12,5 Prozent, mindestens aber um 500 Euro im Monat steigen, die Ausbildungsvergütungen um 250 Euro monatlich. Zusätzlich soll es eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro, eine neue monatliche Schichtzulage von 3,6 Prozent des Grundgehalts sowie schnellere, jährliche Stufensteigerungen und eine Erhöhung des Zuschlags zum Urlaubsgeld um 12,5 Prozent geben. „Unsere Forderungen sind das Mindeste, wenn der Personalmangel und das Chaos im Luftverkehr beendet werden sollen“, so Marvin Reschinsky. „Die Lufthansa investiert trotz Rekordgewinnen zu wenig ins Personal. Auch deshalb erleben wir noch immer einen gestörten Luftverkehr.
„Mit unserer aktuellen Vergütung wird es immer schwieriger das ganz normale Leben zu bestreiten. Einige wissen nicht, wie sie weiter Miete, Auto und Lebensmittel bezahlen sollen – und das, obwohl wir bei einem erfolgreichen Weltkonzern arbeiten“, berichtet Udo Stoye, Crew-Busfahrer am Standort Frankfurt. „Diese Ungerechtigkeit muss aufhören!“
„Ich liebe meinen Beruf. Doch in den letzten Jahren sind wir für den Konzern über unsere Grenzen gegangen: Personalmangel, Überstunden sind die Regel und ein System Luftverkehr, das nicht mehr funktioniert. Das war Lufthansa leider nicht mal die 3.000 Euro Inflationsprämie wert“, sagt Claudia Salvoch. Seit 22 Jahren arbeitet sie für die Lufthansa. „Deswegen haben wir uns jetzt gewerkschaftlich organisiert, um selbst Wertschätzung, Anerkennung und mehr Geld durchzusetzen.“ Udo Stoye sieht das genauso: „Wir sind bereit, uns zu organisieren, um diese Tarifrunde endlich als unsere Chance zu nutzen, das zu verändern.“
Die Zeichen stehen weiter auf Kampf: 3.624 Kolleg*innen haben bereits bei der Forderungsbefragung mitgemacht und immer mehr Beschäftigte organisieren sich in ver.di.
Bei den Verhandlungen sollen neben den genannten Entgeltforderungen auch bestehende Unterschiede bei der Arbeitszeit zwischen Ost- und Westdeutschland abgeschafft werden. Bislang muss im Osten fürs gleiche Geld 2,5 Stunden länger gearbeitet werden. „Über 30 Jahre nach dem Fall der Mauer arbeiten die Kolleginnen und Kollegen in Ostdeutschland noch immer mehr für das gleiche Geld bei schlechteren Arbeitsbedingungen. Diese Tarifmauer muss endlich eingerissen werden“, so Marvin Raschinsky. Die Lufthansa soll zudem die Auszubildenden unbefristet übernehmen und den Beschäftigten die Wahl zwischen mehr Geld oder mehr Urlaub eröffnen.
Der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) hat in den Verhandlungen mit ver.di zwar die Vorlage eines möglichen Angebots in Aussicht gestellt – dieses aber unter der Vorbedingung gestellt, dass ver.di ein Schlichtungsverfahren vereinbart. „Wir lehnen Vorbedingungen für Verhandlungen ab. Dennoch haben wir sehr konstruktiv versucht, in den Verhandlungen voranzukommen – bislang aber ohne Erfolg“, so ver.di-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper. Das mögliche Angebot der Arbeitgeber sieht Entgelterhöhungen im Jahr 2024 von 4 Prozent vor; das entspricht in der untersten Lohngruppe rund 0,55 Euro mehr pro Stunde und in der obersten Lohngruppe rund 0,82 Euro mehr pro Stunde.
ver.di fordert 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde. Mit der Forderung soll der Kaufkraftverlust der Beschäftigten durch die Inflation ausgeglichen werden „Die Arbeit der Luftsicherheitskräfte muss finanziell attraktiv bleiben, damit die dringend benötigten Fachkräfte gewonnen und gehalten werden können. Deshalb muss der Preisanstieg der letzten beiden Jahre, insbesondere der bei Lebensmitteln und Energie, sowie die prognostizierte Preissteigerung im Jahr 2024 ausgeglichen werden und ein realer Lohnzuwachs erfolgen“, fordert Pieper für die Beschäftigten der Luftsicherheit.
Im Jahr 2025 soll es nach dem Angebot der Arbeitgeber eine weitere Erhöhung von 3 Prozent geben; dies wären rund 0,43 Euro mehr pro Stunde in der untersten bzw. 0,64 Euro mehr pro Stunde in der obersten Lohngruppe. „Das Angebot ist völlig unzureichend, da es in keiner Weise die hohe Inflation der letzten beiden Jahre aufgreift. Des Weiteren lehnen die Arbeitgeber die Erhöhung der Funktionszulagen und die Bezahlung von Mehrarbeitszuschlägen ab der ersten Überstunde ab“, so Pieper. „Die Beschäftigten erwarten von ihren Arbeitgebern einen fairen Umgang, faire Löhne und Arbeitsbedingungen.“ Das haben sie nun im Streik am 1. Februar auch gezeigt. Die Tarifverhandlungen wurden am 6. und 7. Februar 2024 in Berlin ergebnislos fortgesetzt.
Zwischen ver.di und der Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG) sind schon zwei Verhandlungstermine gelaufen. Gegenwärtig werden bei der MFAG Löhne gezahlt, die bis zu 25 Prozent unterhalb der Einkommen an anderen Flughäfen liegen. Gleichzeitig ist die wöchentliche Arbeitszeit höher als an verschiedenen anderen Airports. Dennoch hat der Vorstand im Rahmen der Verhandlungen nun ein Angebot vorgelegt, das statt Verbesserungen massive Einschnitte für die Mitarbeitenden bedeuten würde.
„Die Mitteldeutsche Flughafen AG ist mit den Flughäfen Leipzig-Halle und Dresden sowie ihren Tochtergesellschaften ein Herzstück der mitteldeutschen Wirtschaft. Umso beschämender ist es, dass der Vorstand nach Jahren des Billiglohnes nun auch noch die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten angreift“, sagt dazu Paul Schmidt, ver.di-Verhandlungsführer nach der zweiten Runde. „Nach der Rekordinflation der vergangenen Jahre bieten die Arbeitgeber für das Jahr 2024 eine Inflationsausgleichszahlung in Höhe von 1.200 Euro sowie eine mickrige Tabellenerhöhung von 1,5 Prozent (mind. 50 Euro) an. Im Gegenzug erwarten sie von uns Verhandlungen über einen sogenannten ‚Zukunftstarifvertrag‘. In diesem wollen sie den Beschäftigten zahlreiche freie Tage, Zuschläge und Sonderzahlungen streichen. Die Arbeitszeit soll verlängert werden. Das ist eine absolute Unverschämtheit. Eine derartige Kampfansage wird nicht unbeantwortet bleiben“, so Schmidt. Erste Antwort: ver.di rief die Beschäftigten der MFAG vom 28. Januar 2024 um 18 Uhr bis zum 30. Januar 2024 Mitternacht zum 30-stündigen Warnstreik auf.
Die MFAG begründet ihr Vorgehen mit dem durch ein Gutachten festgestellten Sanierungsbedarf des Unternehmens. Dieses ist weder den Beschäftigten noch ver.di bekannt. „Aus Sicht der Mitarbeiter sind zentrale Fragen unbeantwortet. Welche Verantwortung trägt das Management der MFAG dafür, dass die Flughäfen trotz unterdurchschnittlicher Löhne nicht wettbewerbsfähig sind? Zusätzlich fragen wir uns, wie es zu einem Sanierungsfall passt, dass der Vorstandsvorsitzende im vergangenen Herbst eine Erhöhung seiner Bezüge um rund 22 Prozent auf über eine halbe Million Euro inklusive Boni erhalten hat“, ergänzt der Gewerkschafter. Nun werden ver.di und die Beschäftigten über die Anwendung des neuen Branchentarifvertrags Bodenverkehrsdienste verhandeln. Dieser Tarifvertrag hat vorerst keinen Einfluss auf die laufenden Tarifauseinandersetzungen bei den Luftsicherheitskräften und bei den Bodenbeschäftigten der Lufthansa, diese werden separat verhandelt.