In der Mitte eines Großraumbüros steht ein Schreibtisch, der mit Aktenbergen und Papierstapeln überhäuft ist. Dort sitzt Thomas, ein Beamter in mittleren Jahren, mit einem Ausdruck der Verzweiflung auf dem Gesicht. Er starrt auf einen Stapel Formulare und seufzt tief. Thomas ist erschöpft, so wie mehr als die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer*innen. Das ergibt eine aktuelle Studie, die im Auftrag des Beratungsunternehmens Auctority durchgeführt wurde. Sie zeichnet ein alarmierendes Bild von der Erschöpfungssituation in Deutschland. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, sich erschöpft zu fühlen. Besonders auffällig ist der Zusammenhang zwischen der Erschöpfung und dem Arbeitsleben.
Menschen im Alter von 30 bis 49 Jahren, oft in der Hochphase ihrer beruflichen Karriere, sind am stärksten betroffen. Die Arbeitsbelastung wird von vielen als Hauptursache für ihre Erschöpfung genannt. Mehr als 40 Prozent der Menschen glauben, dass die Erschöpfung in Zukunft noch zunehmen wird. Von den Erwerbstätigen sind Angestellte am stärksten betroffen (65 Prozent), gefolgt von Beamt*innen (58 Prozent) und Arbeiter*innen (55 Prozent).
Ein weiteres Problem, das in der Studie identifiziert wurde, ist die sinnlose Arbeit. Viele Menschen, ganze 40 Prozent der Befragten, empfinden ihre Arbeit als bedeutungslos und unproduktiv. Das gilt insbesondere für unsere Beamtinnen und Beamten. Sie sind zwar nicht die insgesamt erschöpfteste Gruppe, aber die, die am am stärksten unter als sinnlos empfundener Arbeit leidet. Das gaben über 65 Prozent von ihnen an.
Arbeitspsychologin Christina Guthier, die die Umfrage wissenschaftlich begleitet hat, sieht hier zwei Möglichkeiten: „Entweder ist die Arbeit tatsächlich sinnlos, dann sollte man sie unterlassen, oder sie ist sinnvoll, aber der Sinn wird nicht ausreichend kommuniziert.” Die Arbeitswelt, so die Expertin, ist unnötig erschöpfend.
Dabei glaubt nur ein Viertel der Berufstätigen, ihre Erschöpfung überhaupt wieder loswerden zu können. In einer Zeit, in der Menschen in einer immer schnelllebigeren und stressigen Umgebung arbeiten, müssen wir ernsthaft darüber nachdenken, wie wir die Belastungen reduzieren können.
Um angesichts extremer Arbeitsverdichtungen und wachsender Belastungen zu verhindern, dass Arbeit krank macht, setzt ver.di auf gesetzliche Regelungen und auf einen besseren betrieblichen Gesundheitsschutz. Dabei steht die Vorsorge im Zentrum. So bietet ver.di regelmäßig Seminare zur individuellen Prävention und Gesundheitsförderung an. Die ver.di-Fachbereiche veröffentlichen zudem Handlungshilfen, die branchenspezifische Gesundheitsgefährdungen für die Beschäftigten aufzeigen – und Maßnahmen zum betrieblichen Gesundheitsschutz vorstellen.