Malta Air: 23 Prozent mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen

ver.di hat in den Verhandlungen mit Malta Air in Deutschland endlich einen Durchbruch erlangt und wesentliche Verbesserungen für rund 860 Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Ryanair-Tochter erreicht. Das Thema Mitbestimmung bleibt jedoch weiter schwierig.
11.12.2023
Malta Air ist eine hundertprozentige Tochter von Ryanair.

Nach langen und zähen Verhandlungen hat sich ver.di mit der Ryanair-Tochter Malta Air auf eine Tarifeinigung verständigt. Mit der Vereinbarung wurden neben deutlichen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen auch eine Gehaltserhöhung um durchschnittlich 23,3 Prozent erwirkt sowie eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.925 Euro bis zu 2.475 Euro, eine höhere Vergütung der Flugstunden um durchschnittlich rund 26 Prozent und eine Erhöhung der Pauschalen für Dienstbekleidung und flugmedizinische Vorsorge um 50 Prozent.

 

Mit diesem Gesamtpaket haben wir einen wichtigen Grundstein für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und dringend notwendige Gehaltsverbesserungen erreicht.

Dennis Dacke, ver.di-Verhandlungsführer

Neben den finanziellen Verbesserungen wurden auch die Arbeitsbedingungen optimiert. Die Beschäftigten erhielten eine stabile Dienstplansystematik und ein Deutschland-Jobticket. Die Herausforderung liegt jedoch bei der betrieblichen Mitbestimmung. 

Obwohl die Kolleginnen und Kollegen mit der Hilfe von ver.di Betriebsratswahlen in Berlin und Köln/Bonn initiiert haben, gibt es Widerstand seitens der Ryanair-Gruppe. Der Arbeitgeber versucht an beiden Standorten, Betriebsratswahlen mit verschiedenen Mitteln zu unterbinden. In Berlin wurde in einstweiligen Verfügungsverfahren zum Beispiel behauptet, dass die Durchführung der Wahlversammlung zu Flugausfällen und Millionenschäden führen könnte. Auch wurden diese einstweiligen Verfügungen immer recht spät beantragt. Das sehr kurzfristige Absagen von den Versammlungen war gerade für die Aktiven vor Ort ein große Belastung.

Ryanair betreibt mit Malta Air Standorte an verschiedenen Flughäfen in Deutschland. Trotz bedeutender Verbesserungen für die Beschäftigten gestaltet sich der Prozess der betrieblichen Mitbestimmung als schwierig. Die für Luftfahrt zuständige Gewerkschaftssekretärin Anja Dieterich berichtet: „In Berlin und Köln wurden Wahlvorstände eingesetzt, aber noch keine Betriebsräte etabliert. Ryanair versucht, die Etablierung von Betriebsräten zu verzögern, indem sie argumentieren, dass sie keine qualifizierenden Betriebsteile in Deutschland hätten. Bei den Anträgen auf Kurzarbeitergeld vor den Sozialgerichten klang das noch ganz anders. Das ist juristisch möglich, aber ärgerlich ist es dennoch.”

Die Mitbestimmung durch Betriebsräte sei insbesondere für Fragen wie Urlaubsregelungen, Versetzungen, Beförderungen und auch Alltagskonflikte am Arbeitsplatz von großer Bedeutung. Natürlich sei die neue Lohnvereinbarung ein toller Erfolg, doch trotz der Gehaltserhöhung bleibt die Mitbestimmung für die Beschäftigten von entscheidender Bedeutung. „Wir werden daher nicht von der Seite der Beschäftigten weichen“, kündigt Dieterich an.