An den vier Unikliniken Freiburg, Heidelberg, Ulm und Tübingen konnte ver.di für die rund 26.000 Beschäftigten eine dauerhafte Entwertung der Gehälter durch die Inflation verhindern. Der Tarifeinigung gingen zähe Verhandlungen und sieben Warnstreiktage voraus. Am Abend des 6. Dezember kam in vierter Verhandlungsrunde wie ein verspätetes Nikolausgeschenk die Einigung zustande. Einen Tag später stimmte die ver.di-Verhandlungskommission mit großer Mehrheit dem Ergebnis zu.
Mit den nun vereinbarten Tabellensteigerungen erhalten alle Beschäftigten 250 Euro monatlich mehr, die ab Oktober 2023 wirken. Dies bedeutet beispielsweise für eine Beschäftigte in der Sterilgutaufbereitung oder eine Service-Assistentin bis zu zehn Prozent mehr. Für eine Pflegefachkraft in der PUK 7 sind es zwischen 7,8 und 6 Prozent. Mit nun 19 Monaten konnte die Laufzeit gegenüber dem letzten Angebot nochmals deutlich verkürzt werden. Dazu kommen insgesamt zusätzliche 2.400 Euro Einmalzahlungen, die je zu 1.200 Euro im Dezember 2022 und März 2023 netto ausgezahlt werden, und damit die akuten Belastungen für die Beschäftigten durch drohende Nachzahlungen und Preissteigerungen ausgleichen können.
Dies sei ein hochgradig solidarisches Verhandlungsergebnis in historisch schwierigen Zeiten, betonte ver.di Verhandlungsführerin Irene Gölz. „Denn je weniger Beschäftigte verdienen, desto mehr sind sie durch die Inflation belastet. Deshalb ist es so wichtig, dass wir sowohl bei den Tabellenerhöhungen als auch bei den Einmalzahlungen ausschließlich Festbeträge vereinbaren und für die Azubis nochmals überproportional Erhöhungen durchsetzen konnten. Wir wollten die Kolleginnen und Kollegen jetzt zum einen für die Reallohnverluste des laufenden Jahres schnell entlasten. Aber auch durch ordentliche Tabellensteigerungen dauerhaft soviel Kaufkraft wie möglich sichern. Dank der nochmals verkürzten Laufzeit können wir nun in gut anderthalb Jahren mit neuer Kraft in hoffentlich besseren Zeiten die dann tatsächlich noch fehlenden Inflationsprozente in Angriff nehmen.“
Irene Gölz kritisierte: „Dass die Arbeitgeber weiter prinzipiell darauf bestehen, Beschäftigte mit Masterabschluss im Grunde wie Praktikant:innen zu bezahlen, konnten wir nicht verändern. Psychotherapeutinnen brauchen so weiterhin Eltern, die ihre Ausbildung mitfinanzieren können. Aber wir sind einige Schritte vorangekommen.“
Für die vier baden-württembergischen Uniklinika in Ulm, Tübingen, Heidelberg und Freiburg gilt ein eigener, mit dem Arbeitgeberverband Uniklinika abgeschlossener Tarifvertrag, von dem rund 26.000 Beschäftigte an den vier Kliniken betroffen sind. Die Ärzt:innen fallen unter den Tarifvertrag Ärzte Länder, das wissenschaftliche Personal als Landesbeschäftigte unter die Tarifbestimmungen des Landes.
Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter: „Alle Beschäftigten in allen Branchen kämpfen in diesen Monaten in ihren jeweils anstehenden Tarifrunden gegen die Entwertung ihrer Einkommen. Das heutige Ergebnis bei den Unikliniken kann sich dabei im Rahmen der bisher erzielten größeren und kleineren Abschlüsse im Tarifherbst 2022 sehen lassen. Der harte Kampf in Ulm, Freiburg, Tübingen und Heidelberg hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Azubis haben sich mit ihrem großartigen Engagement in dieser Runde ihre überproportionale Erhöhung selbst erkämpft und mehr als verdient.“