Berlin, 6. März 2020 – Sie sind Teil einer internationalen feministischen Bewegung gegen Sexismus, Gewalt an Frauen* und geschlechterbezogene Diskriminierung, hunderttausende Frauen, die sich seit 2019 weltweit in Frauen*streik-Bündnissen zusammenschließen. Sie alle setzen sich für mehr Gerechtigkeit und Anerkennung für Frauen* in der bezahlten und der unbezahlten Arbeit ein. Auch zum Internationalen Frauentag am 8. März in diesem Jahr rufen die Streik-Bündnisse zum „Frauen*Streik“. Unter den aufrufenden Frauen sind auch viele ehren- und hauptamtliche Gewerkschaftsaktive von ver.di, sie beteiligen sich vor Ort, unterstützen die vielfältigen Frauen*Streik-Aktivitäten. ver.di ruft in Deutschland ausdrücklich dazu auf, sich an den vielfältigen Aktivitäten zum Frauentag zu beteiligen.
„Die Welt steht still, wenn Frau es will!“ ist das diesjährige Motto der Frauen*Streiks 2020. Die neue Welle der Frauenbewegung hat nicht nur Deutschland erfasst. Auf der ganzen Welt stehen Frauen* auf, organisieren sich und kämpfen für ein solidarisches und selbstbestimmtes Leben ohne Ausbeutung, Gewalt, Sexismus und Unterdrückung. Die Frauen*, denen sich allerorts auch Männer anschließen können, eint der Kampf um eine Gesellschaft, in der alle unabhängig von Geschlecht, Alter oder Staatsangehörigkeit gleichberechtigt und solidarisch miteinander leben können. Eine faire und partnerschaftliche Verteilung von Sorgearbeit, die Aufwertung gerade von sogenannten „Frauenberufen“, faire Löhne, ein Auskommen im Alter und ein selbstbestimmtes Leben sind nur einige der gemeinsamen Ziele.
Körperliche Selbstbestimmung! Mein Körper, meine Entscheidung! Abschaffung der Paragraphen 218 und 219a, die unser Recht auf Abtreibung beschneiden. Beendigung von Gewalt gegen Frauen jeder Form wie z.B. sexuelle Belästigung, Bedrohung und Gewalt, ob im Alltag, in der Arbeitswelt oder zu Hause.
Zeitliche Selbstbestimmung! Wir brauchen mehr Zeit für uns, unsere Kinder, Eltern, unseren Freundeskreis und unsere Freizeit. Schluss mit Stress und Aufopferung! Wir fordern eine Gesellschaft, in der auch unbezahlte Sorgearbeit endlich als vollwertige Arbeit anerkannt und im gleichen Maße von Männern* mitübernommen wird.
Finanzielle Unabhängigkeit! Frauenspezifische Arbeit wie professionalisierte Sorgearbeiten müssen endlich finanziell besser anerkannt werden. Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit! Die Lohnlücke von immer noch 21 Prozent zwischen den Geschlechtern muss endlich geschlossen werden!
„Arbeitgeber müssen auch dafür sorgen, Benachteiligungen im Entgeltsystem zwischen Frauen und Männern abzubauen. Gleiches Geld für gleiche und gleichwertige Arbeit muss im Jahr 2020 endlich umgesetzt werden!“
Der ver.di Bundesfrauenrat ruft alle Kolleginnen und Kollegen dazu auf, sich an den Frauen*Streik-Aktivitäten – außerhalb ihrer Arbeitszeit – zu beteiligen. Da der 8. März in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, werden die meisten Frauen* nicht arbeiten müssen. Zudem ist der 8. März in vielen Ländern ein gesetzlicher Feiertag. In Berlin ist er es seit 2019. In der Volksrepublik China ist der Nachmittag für Frauen arbeitsfrei. Es gibt jedoch auch insbesondere politisch aktive Frauen, welche sich inzwischen gegen die Feier des Frauentags aussprechen. Die luxemburgische EU-Kommissarin Viviane Reding etwa sagt: „Solange wir einen Frauentag feiern müssen, bedeutet das, dass wir keine Gleichberechtigung haben. Das Ziel ist die Gleichberechtigung, damit wir solche Tage nicht mehr brauchen.“
Dennoch werden auch an diesem 8. März Millionen Frauen für mehr Rechte und gegen ihre Diskriminierung, Benachteiligung und Unterdrückung auf die Straße gehen. Auch Stefanie Nutzenberger, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand, lenkt den Blick auf die immer noch existierenden Ungleichheiten im Berufs- und Privatleben: „Frauen stemmen zu Hause den größten Teil der Sorgearbeit. Und im Berufsleben verdienen Frauen im Durchschnitt immer noch 21 Prozent weniger als Männer. Sie landen häufiger in der Teilzeitfalle, werden in Karrierechancen behindert und müssen mit Einkommens- und später Altersarmut kämpfen.“ Aus ihrer Sicht helfe in Deutschland dagegen vor allem die Stärkung der Tarifbindung, denn dort, wo Tarifverträge existierten, verkleinere sich die Entgeltlücke. Das alleine aber reiche noch nicht. „Arbeitgeber müssen auch dafür sorgen, Benachteiligungen im Entgeltsystem zwischen Frauen und Männern abzubauen. Gleiches Geld für gleiche und gleichwertige Arbeit muss im Jahr 2020 endlich umgesetzt werden! Auch deshalb brauchen wir eine Aufwertung der bezahlten Sorgearbeit, in der vor allem Frauen tätig sind“, so Nutzenberger.
Demonstration: Frauen*kampftag, Start Leopoldplatz, ab 14 Uhr
Die Veranstalter*innen sehen sich als Teil einer neuen feministischen Bewegung. Sie kritisieren patriarchale Strukturen, eine an Profitmaximierung orientierte Gesellschaft, ebenso wie die Ideologie, nach der jede Person ihres eigenen Glückes Schmiedin sei. Gefordert wird ein Leben ohne Angst, ohne Ausbeutung und Unterdrückung.
Demonstration: Purple Ride, Start Mariannenplatz, ab 12 Uhr
Feministische Frauen*Fahrrad Demonstration. Die Veranstalter*innen sehen das Fahrrad als Symbol für die Emanzipation. Gefordert wird echte Chancengleichheit unabhängig von Geschlecht und Geschlechtsidentität. Geradelt wird zum Frauenknast in Lichtenberg U-Magdalenenstraße.
Ausstellung: Die Hälfte Berlins, Open-Air vor dem Amerika-Haus am Bahnhof Zoo
Die Open-Air-Ausstellung „Die Hälfte Berlins. Ein Blick auf 150 Jahre Frauenbewegung“ erzählt von Kämpfen und Errungenschaften, von Gesichtern und Geschichten der Frauenbewegung in Berlin – damals und heute. Die Ausstellung läuft noch bis zum Frühjahr 2022.
Auch in Niedersachsen legen am kommenden Sonntag Frauen* die Lohn-, Haus-, Pflege und emotionale Arbeit nieder. Sie stehen auf gegen die Unterdrückung, Ausbeutung und Diskriminierung von Menschen. Für Hannover haben in diesem Jahr viele unterschiedliche Veranstalterinnen ein dichtes Programm entwickelt, darunter auch ver.di, wo der Internationale Frauentag seinen Anfang nehmen wird
10 Uhr Frauen und Gesundheit, ver.di-Höfe, im Bistro, Eingang Odeonstraße
14 Uhr Demo von FLINTA*-Personen (Frauen, Lesben, Inter, nicht binäre, Trans und agender Personen) am Hauptbahnhof. Cis-Männer können sich am Königsworther Platz gegen 15:30 Uhr anschließen (Cis bedeutet, dass sich eine Person mit dem angeborenen/zugewiesenen Geschlecht identifiziert).
15:30 Uhr Internationales Frauenfest, Kargah Haus, Zur Bettfedernfabrik, 30451 Hannover
17 Uhr Ausklang des Aktionstages in der Sturmglocke, Klaus-Müller-Kilian-Weg 1
Ohne uns steht die Welt still! 10 bis 22 Uhr
Um gut in den Streik zu starten, gibt es ein gemeinsames Frühstück, ab 10 Uhr: Centro Sociale, Sternstraße 2, 20357 Hamburg, anschließend Demo
Kundgebung: Rathausmarkt
Demonstration: 15 Uhr ab Landungsbrücken
Genauere Infos unter: frauenstreik.org/hamburg
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