Am Tag der Pflegenden rückt die Personalnot und Überlastung in der Pflege in den Fokus. Über 75 Prozent der Krankenpflegerinnen und 67 Prozent der Altenpflegerinnen glauben, dass sie ihren Beruf unter den aktuellen Bedingungen bis zur Rente wahrscheinlich nicht ausüben können, das geht aus dem Index für Gute Arbeit des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hervor. ver.di fordert daher zum Internationalen Tag der Pflegenden (12. Mai) dringende Maßnahmen, um dem wachsenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Sonderauswertung des DGB zeigt zudem, dass die Qualität der Pflege unter der hohen Arbeitsbelastung leidet.
Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand, warnt vor einer weiteren Verschlechterung der Situation und betont die Notwendigkeit schnellen Handelns. „Ich begrüße ausdrücklich die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, die Kompetenzen der Pflegekräfte zu stärken“, so Bühler mit Blick auf das geplante Pflegekompetenzgesetz.
Die Berufszufriedenheit könne durch mehr eigene Gestaltungs- und Entscheidungsmöglichkeiten erhöht werden. Dazu gehöre auch die selbstständige pflegebezogene Ausübung von Heilkunde, die in einem rechtlich abgesicherten Rahmen stattfinden müsse.
Wichtig sei, dass alle Pflegepersonen die Möglichkeit erhalten, sich weiter zu qualifizieren und berufsbegleitend zu studieren. „Die gesamte Pflege muss gestärkt werden – unabhängig davon, ob sich die Fachkräfte über eine Berufsausbildung oder ein Studium qualifiziert haben“, betont Bühler. „Wir brauchen eine hohe Durchlässigkeit, Weiterbildungsmöglichkeiten und insgesamt attraktive Arbeitsbedingungen, um die Potenziale für eine gute Pflege auszuschöpfen.“ Arbeitgeber und Politik müssten endlich alle Anstrengungen unternehmen, um Beschäftigte für diesen wichtigen Beruf zu gewinnen und auch zu halten. „Da ist noch viel Luft nach oben“, so Bühler. Fach- durch Hilfskräfte zu ersetzen, gehe hingegen in die falsche Richtung. „Die Pflegesituationen werden komplexer, die Anforderungen steigen. Für eine gute Qualität der Versorgung brauchen wir mehr Fachkräfte, nicht weniger.“
Die Bedeutung der Pflegeberufe für die Gesellschaft wurde besonders während der Corona-Pandemie deutlich. Jedoch allein diese Erkenntnis reicht nicht aus, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Mehr Personal, qualifizierte Ausbildung und angemessene Bezahlung müssen erkämpft werden. Trotz Versprechungen bestehen Personalnot und Überlastung in der Pflege nach wie vor. Verbindliche Personalvorgaben, die sich am tatsächlichen Bedarf orientieren, sind unerlässlich. Die Bundesregierung hat mit der PPR 2.0 für die Krankenhauspflege erste Schritte unternommen – ein Erfolg, der dem Druck der Beschäftigten zusammen mit ver.di zu verdanken ist. Auch in der Psychiatrie müssen Sanktionen für die Nicht-Einhaltung von Personalstandards eingeführt werden. Arbeitgeber sollten bei unzureichender Personalbesetzung belangt werden können, zum Wohle der Beschäftigten und Patient*innen. In der Altenpflege bedarf es flächendeckend ausreichend Personal, basierend auf wissenschaftlichen Empfehlungen.
Über zwei Millionen Menschen arbeiten im Gesundheitswesen und benötigen:
Erfolgreiche Streiks für mehr Personal und Entlastung an Unikliniken haben gezeigt, dass Veränderungen möglich sind. Auch in der Altenpflege, Psychiatrie und Rehabilitationseinrichtungen kämpfen die Beschäftigten gemeinsam für ihre Interessen.
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