Die Amazon-Beschäftigten haben den Black Friday zum #MakeAmazonPayDay umbenannt. An diesem Tag geht es darum, sich weltweit mit Gewerkschafter*innen und Zivilgesellschaft für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen einzusetzen. Aber auch an allen anderen Tagen im Jahr geht es genau darum. Denn nur Tarifverträge schützen Beschäftigte verbindlich vor Unternehmenswillkür. Die Amazon-Beschäftigten sind auch nach über elf Jahren weiter auf einen langen Kampf eingestellt, national und international und vor allem solidarisch, Streiks inbegriffen
Jedes Jahr im November wird der Verkauftstag „Black Friday" bei Amazon zum #MakeAmazonPayDay. Dieses Jahr hat ver.di die Amazon-Beschäftigten am 29. November 2024 zum Streik und einer zentralen Protestaktion in Bad Hersfeld aufgerufen. Am Vormittag kamen rund 1.200 Streikende aus ganz Deutschland zusammen sowie Unterstützerinnen und Unterstützer aus den Amazon Fulfillment Centern in den USA, Großbritannien, Schweden und Italien. Sie zogen vom DGB-Haus zur Schilde-Halle in Bad Hersfeld, wo sie eine gemeinsame Streikveranstaltung abhielten - mit Zuschaltung von Streikenden aus der ganzen Welt. Damit legen die Beschäftigten am Black Friday, dem weltweit umsatzstärksten Tag für Amazon, ihre Arbeit nieder.
„Wir fordern für die Amazon-Beschäftigten rechtsverbindliche Tarifverträge, die Schluss machen mit einer Bezahlung nach Gutsherrenart“, so Silke Zimmer, für den Handel zuständiges ver.di-Bundesvorstandsmitglied. Durch den unermüdlichen Druck der Beschäftigten habe der Online-Händler in den letzten Jahren dennoch die Gehälter und Löhne immer wieder erhöhen müssen. „Die Arbeitsbedingungen konnten so in vielen Bereichen verbessert werden. Aber bislang verweigert Amazon einen rechtssicheren Tarifvertrag.“
„Deshalb kämpfen wir zusammen mit den Beschäftigten für gute Arbeitsbedingungen, für Respekt und für Anerkennung“, so die Gewerkschafterin weiter. Die ver.di-Streikaktion in Bad Hersfeld war zugleich die zentrale Aktion der internationalen Kampagne #MakeAmazonPayDay des internationalen Gewerkschaftsdachverbandes im Dienstleistungssektor UNI Global, mit dem ver.di die Protestaktion gemeinsam ausrichtet.
Am #MakeAmazonPayDay beteiligen sich Gewerkschaften, Menschenrechts- und Umweltorganisationen sowie andere Initiativen in mindestens 23 Ländern der Welt beteiligen. In Frankreich und den USA rufen die dortigen Gewerkschaften ihre Mitglieder ebenfalls zum Ausstand auf. 2022 sei es zum ersten Mal zu einem internationalen Streiktag bei Amazon gekommen, so Monika Di Silvestre, bei ver.di zuständig für die Gewerkschaftsarbeit bei Amazon. So ein internationaler Streik sei sehr wichtig, denn einem weltweit agierenden Großkonzern wie Amazon könne man nicht allein lokal, regional oder national begegnen.
Organisiert wurde der internationale Aktionstag von UNI Global Union, dem weltweiten Zusammenschluss von Gewerkschaften aus dem Dienstleistungsbereich. UNI-Generalsekretärin Christy Hoffman erklärte dazu: „Wir haben den „Black Friday“ aus gutem Grund zum „Make Amazon Pay-Day“ umbenannt. An diesem Tag wollen wir einen weltweiten Aktionstag Schulter an Schulter mit Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft begehen und damit die vielen Angriffe von Amazon auf Beschäftigte und ihre gewerkschaftliche und Betriebsrats-Organisierung anprangern. Es ist höchste Zeit, dass der Tech-Gigant mit seinen ungeheuerlichen Praktiken aufhört, die Betriebsverfassungsgesetze endlich respektiert und mit den Beschäftigten und deren Institutionen in Verhandlungen für bessere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen einsteigt.“
Am 14. Mai 2013 haben Beschäftigte in den Amazon-Verteilzentren Bad Hersfeld und Leipzig zum ersten Mal die Arbeit niedergelegt. Nahezu jährlich haben sie seitdem Lohnerhöhungen und vereinzelt Vereinbarungen zu ihrem Gesundheitsschutz erstreikt und verhandelt. Doch ihr eigentliches Ziel haben die vielen ver.di-Mitglieder beim Online-Giganten Amazon bis heute nicht aus den Augen verloren: einen Tarifvertrag, der ihre Arbeitsbedingungen auf Dauer sichert und nicht der Willkür ihres Arbeitgebers überlässt.
Dass Beschäftigte für Amazon nur Kennziffern sind, zeigte sich zuletzt zu Beginn des Jahres 2023. Nach Rekordgewinnen in der Corona-Pandemie, sanken diese bedingt durch die hohe Inflation verbunden mit einem rückläufigen Konsum. Kurzum kündigte Amazon weltweit Entlassungen an. Bis März erhielten rund 27.000 Mitarbeiter*innen ihre Kündigung. Dank der Streikbewegung bei Amazon gibt es in Deutschland in praktisch allen Versandzentren gewählte Betriebsräte. Ohne ihre Zustimmung kann niemand mehr einfach so entlassen werden. Daher wird hierzulande Personal immer wieder über das Auslaufen von Befristungen abgebaut, von denen ein Großteil der Beschäftigten betroffen ist. Dass Personal für Amazon lediglich eine verschiebbare geldwerte Masse ist, lässt sich auch aus den jährlichen Geschäftsberichten ablesen. So wurde etwa aus dem Geschäftsbericht 2020 die Formulierung „Wir betrachten die Beziehung zu unseren Mitarbeitern als gut“ gestrichen und das zuvor benannte Kapitel „Mitarbeiter“ in „Humankapital“ umbenannt.
Doch Amazon mag seine Beschäftigten bezeichnen, wie es will, ver.di und die Amazon-Beschäftigten in Deutschland geben nicht auf. Sie werden erst dann ruhiger werden, wenn sie den Tarifvertrag haben. Sie bleiben dran, solange es braucht.
Die Amazon-Beschäftigten wollen tarifliche Sicherheit, ein festes Einkommen und gute Arbeitsplätze. Seit 2014 streiten sie in Deutschland mit Unterstützung von ver.di dafür – mit ersten wichtigen Erfolgen. Die Stundenlöhne haben sich erhöht und der Gesundheitsschutz hat sich teils verbessert. Aber keiner dieser Erfolge ist bisher tariflich abgesichert. Amazon kann das alles jederzeit wieder zurücknehmen. Und tut das auch: Die Stundenzuschläge von zwei Euro, die Amazon den über 20.000 in Deutschland Beschäftigten noch im Frühjahr während der ersten Corona-Welle zahlte, wurden im Sommer 2020 einfach wieder gestrichen.
Mit Apps, Scannern und Kameras sammelt Amazon permanent Daten über seine Beschäftigten. Wo sich einzelne Angestellte befinden, ob sie sich mit Kolleginnen und Kollegen unterhalten, wann sie pausieren oder wie viel Zeit sie für eine Aufgabe benötigen – all das ruft Amazon sekündlich ab über die Kontrollgeräte, die die Beschäftigten an sich oder mit sich rumtragen. Diese Kontrolle reicht bis zur Zustellung der Pakete an der Wohnungstür. Das zeigt ein Beitrag aus dem „Atlas der digitalen Arbeit“, den die Hans-Böckler-Stiftung und der Deutsche Gewerkschaftsbund herausgeben. Steuerung und Kontrolle der Arbeit durch Vernetzung und künstliche Intelligenz sind immer gegenwärtig für die Beschäftigten.
In den USA und mittlerweile auch in Deutschland geht Amazon mit der App „Mentor“ sogar noch einen Schritt weiter. Diese erfasse Arbeitszeiten, das Fahrverhalten und die Nutzung des Telefons in Echtzeit. So könnten Vorgesetzte Beschäftigte, die nicht schnell genug arbeiten, durch Anrufe und Textnachrichten zu mehr Leistung antreiben. Wer negative Bewertungen bekommt oder Pakete verliert, könne für Tage oder Wochen gesperrt werden, ohne Lohn zu erhalten, oder müsse mit einer Kündigung rechnen. Amazon bereite zudem ein neues Kontrollsystem für das Autofahren vor. Das „Driveri“-Kamerasystem mit vier Videokameras registriere fortlaufend das Fahrverhalten – zum Beispiel, wer wie schnell fährt oder bremst. Das solle Unfälle vermeiden, setze aber zugleich die Fahrer und Fahrerinnen noch mehr unter Druck
Und das gilt nicht nur in den USA, sondern ebenso für die 18 Logistikzentren, 5 Sortierzentren und mehr als 50 Verteilzentren in Deutschland. Allein in der Zustellung, auf der sogenannten „letzten Meile“, arbeiten bundesweit inzwischen rund 25.000 Fahrerinnen und Fahrer, in der Regel Subunternehmer beziehungsweise Solo-Selbstständige unter großem Druck. Viele von ihnen haben einen Migrationshintergrund und besitzen oft nur wenige Deutschkenntnisse. Angeworben würden sie häufig von Vertragspartnern in der Sprache ihres Herkunftslandes: Doch wie erklärt man ihnen das deutsche Arbeitsrecht? Dass Pausen vorgeschrieben sind, zu welchen Arbeitsschutzmaßnahmen der Arbeitgeber verpflichtet ist und was ein Arbeitsvertrag unbedingt enthalten muss.
Gewerkschaften und Datenschützer kritisieren die Arbeitsbedingungen bei Amazon schon lange und scharf. Sie beobachten Verstöße gegen Arbeitszeitgesetze, das Mindestlohngesetz, das Gesetz zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und den Datenschutz. Zu wenige Beschäftigte hätten einen unbefristeten Vertrag, der ihnen den Arbeitsplatz sichert, auch wenn sie streiken oder einen Betriebsrat gründen.
Vom kleinen Bach zum großen Strom: Wie Jeff Bezos, der Gründer und Chef vom Online-Händler Amazon, aus einer Nussschale ein Flotte machte, die immer mehr Land erobert. Und dabei gnadenlos räumt, was ihm den Weg versperrt. Doch die Amazon-Beschäftigten, vor allem in Deutschland, stellen sich ihm immer wieder entgegen...
Amazon zahlt keine fairen Löhne, überwacht seine Mitarbeitenden und nimmt keine Rücksicht auf die Gesundheit seiner Beschäftigten. Es herrscht ein immenser Druck, ständige Leistungsverdichtung, permanente Leistungskontrollen, schlechte Führungskultur, unzureichende Erholungs-, Durchatmungszeiten und fehlende Wertschätzung, gepaart mit mangelhaften Infektionsschutzvorkehrungen. Amazon versucht außerdem gewerkschaftliches Engagement zu unterdrücken. Der Online-Riese hatte in den USA jedwede Gründung einer Arbeitnehmervertretung jahrelang erfolgreich verhindert, indem die Belegschaften eingeschüchtert, oder aber Aktivisten schlicht gefeuert wurden.
Dass Jeff Bezos, Gründer und inzwischen ausgeschiedener Chef von Amazon, sozusagen über Leichen geht, ist nicht erst mit Corona eingetreten. Immer wieder überleben Amazon-Beschäftigte ihre Arbeit für seinen Konzern nicht. Etliche Todesfällen hat Amazon 2019 die Aufnahme in die Dirty-Dozen-Liste des US-amerikanischen Nationalrats für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz gebracht. Seither zählt Amazon zu den zwölf gefährlichsten Arbeitgebern in den USA. Immer wieder versuchen Beschäftigte bei Amazon eine gewerkschaftliche Vertretung in ihrem Betrieb zu gründen, auch, um solche Zustände zu verändern.
Seit Jahren ist die Anzahl der Angestellten des Weltkonzerns Amazon stetig gestiegen. Von 17.000 Beschäftigten im Jahr 2007 ist Amazon im ersten Jahrzehnt bis 2017 zu einem Unternehmen mit weltweit 566.000 Beschäftigten gewachsen, 2023 waren es 1,5 Millionen Beschäftigte. In insgesamt 30 Ländern der Erde betreibt Amazon dutzende von Versandhandelszentren, in Indien etwa sind es zuletzt über 40 gewesen. In Europa unterhält Amazon Standorte unter anderem in Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen, Tschechien, Frankreich, Italien, Spanien, Holland und Großbritannien, weltweit insgesamt über 800. Im Jahr 2020 riss die Zahl der Beschäftigten insgesamt erstmals die Grenze von einer Million. Im Verlauf des Jahres 2021 ist die Anzahl der Voll- und Teilzeitbeschäftigten weiter gestiegen und erreichte einen Höchstwert von rund 1,6 Millionen. In Deutschland beschäftigt Amazon rund 28.000 Männer und Frauen (Stand Dezember 2021). In den USA ist Amazon mit 800.000 Beschäftigten zweitgrößter Arbeitgeber des Landes.
Allein von Januar bis September 2021 heuerten weltweit 170.000 neue Beschäftigte beim Versand-Giganten an. Noch erstaunlicher ist die Zahl der Angestellten, die 2020 zum Tech-Konzern stießen: Trotz der Corona-Lage unterschrieben 500.000 Menschen einen Arbeitsvertrag bei Amazon. Nicht mit eingerechnet sind dabei diejenigen Beschäftigten, die für Subunternehmer oder als saisonale Aushilfskräfte arbeiten – gerade der Umgang mit letzteren wird häufig als weiterer Kritikpunkt an Amazon angeführt.
Der vierzehnte deutsche Amazon-Standort ist 2019 in Mönchengladbach entstanden. In Dortmund hat Amazon Mitte April 2018 sein bisher modernstes Zentrum mit 1.600 Beschäftigten eröffnet. Fast alle Beschäftigten arbeiten dort mit befristeten Verträgen. Das Hamburger Abendblatt schrieb seinerzeit: „An Amazon lässt sich eine Krankschrumpfung sozialer Verhältnisse besichtigen: Besser bezahlte Jobs werden durch Niedriglöhner ersetzt, die dann in einem nächsten Schritt von Maschinen verdrängt werden dürften.“ Im September 2019 wurden Eröffnungen weiterer Sortier- und Paketverteilzentren in Schönefeld bei Berlin, Bremen, Wunstorf bei Hannover, Völklingen, Nürnberg, Eggolsheim, Potsdam, Eschweiler, Borgstedt und Nützen angekündigt. Weitere Logistikzentren wurden seither eröffnet, insgesamt gibt es inzwischen über 60 Amazon-Standorte in Deutschland. Zudem ist Amazon einer der Partner in der Forschungsinitiative „Cyber Valley“ für Forschung an Künstlicher Intelligenz, die in Tübingen und Stuttgart angesiedelt ist.
In Deutschland hat Amazon 2023 laut der US-Börsenaufsichtsbehörde einen Umsatz in Höhe von umgerechnet rund 34,9 Milliarden Euro gemacht – das waren 11,9 Prozent mehr als im Jahr 2022. Und damit überstieg der Umsatz 2023 auch den Wert von 2021 leicht, denjenigen vom Corona-Jahr 2020 konnte der Online-Händler deutlich um 27 Prozent steigern. Der Gesamtumsatz von Amazon lag 2023 bei 537,6 Milliarden Euro. Deutschland ist nach den USA (2023: 370 Milliarden Euro) der umsatzstärkste Ländermarkt für den Konzern, vor Großbritannien (knapp 32 Milliarden Euro) und Japan (24 Milliarden Euro).
Amazon zahlt in Deutschland je nach Standort einen Einstiegslohn von rund 14 Euro brutto. Nach eigenen Angaben steigen nach einem Jahr die Einstiegslöhne automatisch auf knapp 15 Euro und mehr pro Stunde, nach zwei Jahren erfolgt angeblich eine weitere Erhöhung. Im Durchschnitt verdienen demnach Kolleginnen und Kollegen im Versand nach zwei Jahren 37.000 Euro brutto im Jahr.
Weltweit, aber vor allem in Europa haben sich unterschiedliche Gruppierungen aus Politik und Gewerkschaften zusammengetan und Amazon den Kampf angesagt. Amazon-Beschäftigte werden in Deutschland durch ver.di unterstützt, der weltweite gewerkschaftliche Dachverband im Dienstleistungssektor, UNI Global Union, ist die treibende Kraft hinter der Kampagne #makeamazonpay, in den USA werden die Amazon-Beschäftigte durch die Amazon Labour Union vertreten. Die Belegschaft eines Amazon-Lagers im New Yorker Stadtbezirk Staten Island hatte im April 2022 die erste Gewerkschaftsgründung bei Amazon in den USA durchgesetzt. Der Versuch der Bildung einer zweiten Gewerkschaftsvertretung in einem benachbarten Lager ist letztendlich jedoch gescheitert. Bei der Abstimmung der Beschäftigten eines weiteren Sortierzentrums stimmten 62 Prozent der Teilnehmenden gegen eine Vertretung durch die Amazon Labour Union.
Die Beschäftigten streiken regelmäßig an sieben Standorten in Deutschland für tarifvertraglich geschützte Arbeitsbedingungen und fordern außerdem Auskunft über von dem US-Konzern gespeicherte persönliche Daten. Bereits seit Juni 2014 gibt es in Bad Hersfeld, Leipzig, Graben, Rheinberg, Werne, inzwischen auch in Koblenz Betriebsräte und regelmäßig Streiks. Aber auch an anderen der über 60 Amazon-Standorten in Deutschland gibt es mittlerweile Betriebsräte und auch immer wieder Proteste. Und schon lange protestieren Amazon-Beschäftigte auch weltweit immer wieder und sind international vernetzt.
Seit 2014 streiten sie in Deutschland mit Unterstützung von ver.di dafür – mit ersten wichtigen Erfolgen. Die Stundenlöhne haben sich erhöht und der Gesundheitsschutz hat sich teils verbessert.
An allen großen Amazon-Standorten in Deutschland gibt es Betriebsräte. Unter anderem in Bad Hersfeld, Leipzig, Graben, Rheinberg, Werne und Koblenz. Auch zwei Logistikzentren des Versandhändlers Amazon in Graben bei Augsburg und in Achim bei Bremen haben bereits einen Betriebsrat gewählt. Die Zahl der Betriebsräte wächst kontinuierlich.
Tatsächlich ist es an den Amazon-Standorten in Deutschland immer wieder zu Covid-19-Ausbrüchen gekommen. Am Standort Graben bei Augsburg waren zuletzt im November 2020 von den insgesamt 1.800 Beschäftigten rund 300 Beschäftigte an Covid-19 erkrankt. Von den ver.di-Mitgliedern unter den Infizierten lagen fünf auf der Intensivstation. Auch in Koblenz wurden bei einem ersten Massentest bei 800 von insgesamt 2.800 Beschäftigten 170 positiv getestet, beim letzten Test zwei Wochen später noch einmal 130. Die komplette Nachtschicht musste für 14 Tage in Quarantäne geschickt werden. Amazon nimmt wenig Rücksicht auf die Gesundheit seiner Beschäftigten und weist nur mangelhafte Infektionsschutzvorkehrungen vor.
Nach acht Jahren Arbeitskampf hat der Lack des Online-Versandhändlers Risse bekommen. Amazons Image als Arbeitgeber ist angekratzt, Saisonkräfte fehlen, Corona lässt teils über 30 Prozent der Belegschaften ausfallen. Der Gewinn aber steigt und steigt. Zum Bericht
Bezos ist ein Krisengewinnler, wie er im Buche steht. Im dritten Quartal 2020 ist Amazons Umsatz im Vergleich zum Quartal des Vorjahres um 37 Prozent auf 96,1 Milliarden Dollar gestiegen, der Gewinn verdreifachte sich auf einen Rekordwert von 6,3 Milliarden Dollar. Kaum ein anderes Unternehmen hat in der Corona-Pandemie so gute Geschäfte gemacht. Mit keinem Wort erwähnt Bezos diejenigen, die ihm diese Umsätze und Gewinne Tag für Tag, Jahr für Jahr einfahren. Es sind die inzwischen weltweit mehr als 1,5 Millionen Beschäftigten, die dafür sorgen, dass die Bestellungen, die über Amazon getätigt werden, möglichst schnell bei den Kunden ankommen. Ein Amazon-Beschäftigter des Amazon-Versandzentrums in Koblenz hat 2021 einfach mal ausgerechnet, was dabei herauskäme, würde Bezos rund 40 Milliarden Euro seines Jahresumsatzes auf seine zu diesem Zeitpunkt weltweit Beschäftigten verteilen: Es wären 5.000 Euro für jede*n gewesen.