Die meisten Zoos in Deutschland haben inzwischen wieder geöffnet, doch sie befinden sich oftmals noch in einer kritischen Situation. Corona hat auch vor der Tierwelt nicht halt gemacht. Und dabei ist für sie weniger der Virus eine Gefahr, sondern der Mangel an Besucher*innen. Ohne sie haben die Zoos keine Einnahmen. Aber auf die sind sie dringend angewiesen. Die Tierpfleger*innen müssen bezahlt und die Tiere gefüttert werden. Während des Lockdowns wurden beispielsweise im Zoo Neumünster bereits Notfallpläne erstellt, mit Listen von Tieren, die zuerst geschlachtet werden müssten, wenn kein Futter mehr gekauft werden könnte. Selbst Euthanasie wurde nicht ausgeschlossen. Das wäre besser gewesen, als die Tiere verhungern lassen zu müssen.
Nun, wo die Tierparks wieder geöffnet sind und wieder Einnahmen haben, sind die schlimmsten Befürchtungen erst einmal verdrängt. Dieser Tage bereitet den Zoos allerdings der Andrang der Besucher*innen große Probleme. Im Zoo Heidelberg müssen zusätzlich eingestellte Helfer*innen nun darüber wachen, dass die Zoobesucher*innen die Abstands- und Hygieneregeln auch einhalten. Zum Schutze aller: der Menschen und der Tiere.
13. Mai 2020 – „Mitte März wurde der Duisburger Zoo geschlossen. Wir haben schnell unsere Arbeit auf A- und B-Teams umgestellt, um die Ansteckungsgefahr zu verringern. Vier Tage arbeiten, vier Tage frei. Nach einigen Wochen hat der Arbeitgeber, die Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV), eine städtische Gesellschaft, die auch den Zoo betreibt, rückwirkend zum 31. März Kurzarbeitergeld beantragt. Für die verschiedenen Bereiche bei uns war der Anteil der Kurzarbeit unterschiedlich hoch, wir Tierpfleger hatten 30 Prozent. Aber die DVV hat den finanziellen Ausgleich für alle auf 100 Prozent aufgestockt.
Eins muss ich sagen: den Tieren ging es in der ganzen Zeit gut. Bei einigen hatte man allerdings das Gefühl, dass sie schreckhafter werden, wenn alles um sie herum so ruhig ist. Bei anderen, wie bei einem Orang Utan-Männchen zum Beispiel, merkte man richtig, wie gut ihm die Ruhe tut. Auch unsere Arbeit war durch den Vier-Tage-Rhythmus erholsamer. Wir leisten körperlich anstrengend Arbeit, da haben wir jetzt gemerkt, wie gut längere Erholungspausen am Stück tun. Nach Corona müssen wir langfristig mal schauen, was an anderen Arbeitszeitmodellen als bisher möglich ist. Das geht übrigens nicht nur uns so. Wir haben in ver.di ein starkes Netzwerk an Beschäftigten aus Zoos und Tierparks, in dem wir uns intensiv austauschen. Die Kolleg*innen berichten von ähnlichen Erfahrungen.
Unsere Arbeit war durch die Schließung für den Publikumsverkehr nicht weniger geworden. Die Tiere müssen immer versorgt werden. Vielleicht konnte man den einen oder anderen Weg schneller zurücklegen, aber das bringt auf den Tag gesehen höchstens eine halbe Stunde. Hinzu kam aber eine starke Unsicherheit, wie es mit dem Zoo weitergeht. Die Einnahmen waren durch die Schließung auf Null, die Kosten liefen aber weiter. Das Land Nordrhein-Westfalen hat 11,8 Millionen Euro für die Zoos zur Verfügung gestellt.
Seit dem 6. Mai haben wir wieder geöffnet, wenn auch unter Auflagen. Maximal 1.800 Gäste können wir gleichzeitig auf das Gelände lassen. Die kommen zurzeit auch. Sonst sind es unter der Woche pro Tag zirka 900 plus Schulklassen, an den Wochenenden aber auch mal das Zehnfache. Ich betreue ein Revier, in dem unter anderem Tiger, Pekaris, Bongos, kleine Pandas aber auch Nandus und Muntjaks leben. Da habe ich weitere Wege zurückzulegen und kreuze dabei viele Besucherwege. Das ist schon manchmal anstrengend, die Besucher gehen nicht immer auf Abstand. Mit den Kollegen ist es möglich, Abstand zu halten, zum Beispiel bei der Zubereitung von Futter. Dabei tragen wir Mundschutz, den wir vom Arbeitgeber bekommen. Bei bestimmten Aufgaben, wie die Fußpflege bei Elefanten, an denen mehrere Pfleger beteiligt sind, tragen die Kollegen Masken mit höherem Schutzstandard.
Da der Zoo jetzt wieder geöffnet hat, wurde die Kurzarbeit beendet. Auch unsere A- und B-Team-System haben wir wieder aufgelöst. Ein gleichzeitiger Schichtbeginn für alle ist nach wie vor nicht optimal, denn mit den derzeit geltenden Abstandsgeboten können ja nicht alle gleichzeitig die Umkleiden und Duschen im Wirtschaftshof nutzen. Eventuell müssen wir auf gestaffelte Arbeitszeiten übergehen.“