Covid-19-Ausbrüche

Hotspot Amazon

Arbeiten in Zeiten von Corona
16.12.2020

Berlin, 16. Dezember 2020 – Vorgestern Garbsen, gestern Bayreuth – in immer mehr Sortier- und Versandzentren des Versandhandelskonzerns Amazon kommt es zu einer großen Zahl von Ansteckungen mit dem Corona-Virus. Allein in dieser Woche wurden Dutzende Infektionen in Garbsen bei Hannover, in Bayreuth und in Borgstedt (Schleswig-Holstein) bekannt. ver.di fordert deshalb sofortige Maßnahmen der Behörden, um den Schutz der Gesundheit der Beschäftigten gerade auch in den nächsten Tagen sicherzustellen.

„Die Schließung des stationären Einzelhandels trifft nicht nur die von Kurzarbeit betroffenen Kolleginnen und Kollegen in den Filialen. Sie verschärft auch den Druck auf die Beschäftigten bei Amazon und anderen Onlinehändlern“, warnt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. „Der Lockdown verschlechtert dort die Arbeitsbedingungen, weil das erhöhte Aufkommen an Bestellungen durch die Beschäftigten bewältigt werden muss – und das inmitten der ohnehin auftragsstarken Weihnachts- und Neujahrszeit.“

 

„Die hohe Zahl von insgesamt mehreren hundert an Covid-19 erkrankten Kolleginnen und Kollegen spricht eine andere Sprache. Uns liegen Fotos und Berichte von Beschäftigten vor, die zeigen, dass Hygiene, Abstandhalten und Sauberkeit vernachlässigt werden.“

Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied

Amazon rühme sich öffentlich seiner zur Verhinderung von Infektionen ergriffenen Maßnahmen, „doch die hohe Zahl von insgesamt mehreren hundert an Covid-19 erkrankten Kolleginnen und Kollegen spricht eine andere Sprache. Uns liegen Fotos und Berichte von Beschäftigten vor, die zeigen, dass Hygiene, Abstandhalten und Sauberkeit vernachlässigt werden. Damit trägt der Konzern eine große Verantwortung für die Zunahme von Infektionen und Erkrankungen unter den Beschäftigten", so Nutzenberger weiter. Auf den Fotos sind überquellende Mülleimer und auf den Boden herumliegende Papierhandtücher sowie verstopfte Urinale und Toiletten zu sehen. „Die Behörden sind dringend aufgefordert, solche Zustände zu beenden“, so Nutzenberger.

Beschäftigte im Amazon-Versandzentrum in Graben haben seit Anfang der Woche aus Protest die Arbeit niedergelegt. Sie fordern vom Konzern den Abschluss eines Tarifvertrags für gute und gesunde Arbeit sowie die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels mit dem darin enthaltenen Weihnachtsgeld.

Amazon Hintergrund

 
Hygiene und Infektionsschutz nach Amazon-Art – so sehen derzeit die Sanitäranlagen nicht nur am Amazon-Standort in Graben aus


Nachtrag 21. Dezmeber 2020 –
Beschäftigte des Versandhändlers Amazon haben mit Beginn der Nachtschicht an sechs Standorten die Arbeit niedergelegt. Die Streiks in Werne, Leipzig, Rheinberg, Bad Hersfeld (2 Standorte) und Koblenz werden bis einschließlich Heiligabend (24. Dezember 2020) andauern. Nachdem der stationäre Einzelhandel in der vergangenen Woche das Bestellaufkommen bei Versandhändlern wie Amazon noch einmal deutlich gesteigert, ist die Arbeit in den Amazon-Versandlagern kaum noch zu bewältigen. „Während der Konzern seine Milliardengewinne weiter erhöht, verweigert er den Beschäftigten eine tarifvertragliche Bezahlung. Das sind Mindestbedingungen“, sagt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. „Stattdessen werden unsere Kolleginnen und Kollegen einem noch größeren Druck ausgesetzt, weil Amazon trotz der zusätzlichen Arbeitshetze Lieferversprechungen macht. Das geht unweigerlich auf Kosten der Gesundheit der Belegschaft, gerade jetzt unter den Bedingungen der Pandemie.“