ver.di-Aktionswoche: Gute Arbeit – ohne Druck

15.10.2015

Gute Arbeit orientiert sich an den Bedürfnissen der Beschäftigten, ist stressfrei, macht Spaß und wird anständig bezahlt. Für viele Menschen ist dies jedoch nicht die Realität. Deshalb ist ver.di vom 9. bis 13. November 2015 wieder in den Betrieben und Verwaltungen unterwegs, informiert über Gute Arbeit und Gegendruck und wirbt neue Mitglieder. Das Booklet der Aktionswoche „Gute Arbeit – ohne Druck“ gibt es gratis im Netz.

 
Gegen Druck hilft Gegendruck


Unsichere Jobs und Arbeitsdruck nehmen zu: 2,7 Millionen Deutsche haben 2014 laut Bundesregierung einen befristeten Arbeitsvertrag unterschrieben, dreimal so viel wie noch vor zwanzig Jahren. Im Beruf aber wird immer mehr verlangt. Die Arbeitsabläufe werden schneller. Und selbst zu Hause haben viele noch immer das Handy am Ohr. Das ist nicht nur unfair, es raubt auch den Schlaf und nagt an der Gesundheit.

 
Schaffst Du Deine Arbeit oder sie Dich?

Belastungen nehmen zu

Leistungsdruck und Arbeitsintensität bewegen sich seit Jahren auf einem besorgniserregend hohen Niveau. Die psychischen Anforderungen sind deutlich gestiegen, und sie werden von immer mehr Menschen als belastend empfunden. Mehr als zwei Drittel aller Beschäftigten in Deutschland leiden unter hoher Arbeitsbelastung. Das ist nur ein Ergebnis einer aktuellen Repräsentativumfrage von TNS Infratest im Auftrag von ver.di unter 540 zufällig ausgewählten Teilnehmern. 68 Prozent der Befragten im Westen und 77 Prozent der Betroffenen im Osten berichten, dass die Arbeitsbelastung in den letzten Jahren zugenommen habe. Die überwältigende Mehrheit der Befragten (77 Prozent) würde es begrüßen, wenn es Regelungen geben würde, die Stress und Belastungen mindern. Befragt wurden abhängig Beschäftigte einschließlich Auszubildende sowie Beamtinnen und Beamte zur wachsenden Arbeitsbelastung und Entgrenzung.

Die hohe Arbeitsbelastung führt den Umfrageergebnissen zufolge auch dazu, dass sich mehr als ein Fünftel der Befragten (22 Prozent) durch ihre Arbeitssituation oftmals überfordert fühlt. Ein deutliches Indiz für den zunehmenden Druck ist dabei die so genannte Entgrenzung: Zur Normalität in der Arbeitswelt gehört es mittlerweile, dass die Mehrheit der Beschäftigten für ihre Vorgesetzten immer erreichbar ist – dies berichten 62 Prozent der Befragten im Osten und 57 Prozent im Westen. Die Betroffenen fühlen sich nur unzureichend geschützt und bemängeln, dass in mehr als der Hälfte der Betriebe keine Regelungen existieren, die Stress und Belastungen einzugrenzen helfen.

Eine Repräsentativumfrage des DGB-Index Gute Arbeit 2014 hatte bereits Folgendes ergeben: Drei von vier Beschäftigten fühlen sich sehr häufig oder oft ausgebrannt. Je größer die Arbeitshetze, je stärker die Arbeitsintensivierung und je widersprüchlicher die Arbeitsanforderungen sind, desto höher ist der Anteil der Ausgebrannten. Beinah jeder Zweite glaubt, dass er unter den derzeitigen Anforderungen seine Arbeit nicht bis zum gesetzlichen Rentenalter schaffen kann. Das ist auch die Folge der Arbeitgeberstrategien, möglichst kostengünstig Leistungen zu erbringen. Dadurch nimmt der Druck auf die Arbeitnehmer/innen ständig zu. Die Arbeitgeber fordern immer mehr Leistung, ohne dass der Lohn mit ansteigt. So wird die Leistung der Beschäftigten immer kostengünstiger. Deshalb gilt in vielen Dienstleistungsbranchen immer öfter: Es sind zu wenige Beschäftigte da für zu viel Arbeit.

Gemeinsam für Gute Arbeit

Der Mensch hat ein Recht auf Gute Arbeit. Gute Arbeit ist das Hauptanliegen von Gewerkschaftsarbeit. Dafür setzt sich ver.di in Gesetzen (z.B. Mindestlohn) und Tarifverträgen ein, in Arbeitskämpfen, vor Ort in den Betrieben und persönlich für jeden einzelnen Beschäftigten, der um seine Rechte kämpfen muss. Gute Arbeit, das geht vor allem mit einer starken gewerkschaftlichen Gemeinschaft.

Die beste Prävention vor Stress sind gute Arbeitsbedingungen. Dazu muss man auch lernen, Nein zu sagen und Grenzen zu setzen – auch gegenüber dem Arbeitgeber. Wirksam können diese Grenzen aber nur werden, wenn es gesellschaftliche Normen und Rechtsansprüche gibt, auf die sich Beschäftigte stützen und verlassen können. Und die fallen nicht vom Himmel. Sie werden kollektiv erkämpft – von den Gewerkschaften und ihren Mitgliedern.

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Das Booklet „Gegen Druck hilft Gegendruck“ gibt einen schnellen Überblick darüber, was das Arbeitsschutzgesetz regelt, wie man seinen persönlichen Index für Gute Arbeit ermitteln kann, was Gefährdungsbeurteilungen sind, wie man Überlastungsanzeigen macht und sich im Büro mit kleinen Übungen entspannen kann.

 

 
Gute Arbeit ohne Druck