Ein Index für Gute Arbeit

19.06.2015

Wir arbeiten zu viel, immer häufiger unter großem Stress, und am Ende reicht die Rente nicht einmal zum Leben. Nur wenige Menschen finden, dass sie wirklich gute Arbeit haben. Um festzustellen, wie die Qualität der Arbeitsplätze in Deutschland ist, misst der DGB-Index Gute Arbeit seit 2007 alljährlich die Arbeitsqualität aus Sicht der Beschäftigten. Denn sie sind die Experten und wissen am besten, wie es um ihre Arbeit bestellt ist, wo folglich der Handlungsbedarf besteht.

Report 2014

Wann ist meine Pause? Wann habe ich Feierabend? Und kann ich in diesen Punkten eigentlich selbst bestimmen? Dies sind wichtige Aspekte, wenn es um gute Arbeit geht. Doch die Menschen arbeiten immer länger und haben immer weniger Einfluss auf ihre Pausen und einen pünktlichen Arbeitsschluss. Deshalb ist der Schwerpunkt für den Report 2014 die Arbeitszeitgestaltung. Doch was bei der repräsentativen Befragung rausgekommen ist, sieht nicht nach guter Arbeit aus: Knapp 60 Prozent der Beschäftigten in Deutschland arbeiten länger als es in ihrem Arbeitsvertrag vereinbart ist. Jeder Vierte leistet pro Woche mehr als fünf Überstunden. Diese langen Arbeitszeiten entsprechen in der Regel nicht dem Bedürfnis und Wunsch von Vollzeitbeschäftigten. Zwei Drittel würden ihre Arbeitszeit lieber reduzieren.

Der Branchenvergleich zeigt, dass es große Unterschiede gibt: Die meisten Überstunden leisten die Beschäftigten in Erziehung und Unterricht und im Gastgewerbe. Kurzfristig mal einen Tag frei machen, das geht ebenfalls nicht überall. Am seltensten können das Menschen in Erziehung und Unterricht, im Gastgewerbe, im Sozialwesen und im Gesundheitswesen tun. Was Beginn und Ende der Arbeitszeiten anbetrifft, den Tausch von Schichten oder das Verkürzen der Arbeitszeit für ein paar Wochen, ist auch das ist in diesen Branchen am schwierigsten. Und auch das Baugewerbe und die Metallerzeugung und -bearbeitung zählen zu den Unflexiblen.

Wesentlich besser sieht es für Beschäftigte im Bereich Information und Kommunikation aus. Hier können 82 Prozent kurzfristig einen freien Tag einschieben. Das sind auch diejenigen, die ihre Pausenzeiten am ehesten frei wählen können, und zwar 89 Prozent. Und sie können meist auch von zu Hause arbeiten, nämlich jeder zweite, 47 Prozent.

Weitere Ergebnisse

Die Umfrage aus 2013 zeigte einen erschreckend hohen Anteil unbezahlter Arbeit, den zunehmenden Druck am Arbeitsplatz und einer Bewertung der Arbeitsqualität nach den Index-Kriterien insgesamt im unteren Mittelfeld. Fast jeder zweite geht an mehreren Tagen im Jahr krank zur Arbeit.

Selbsttest Gute Arbeit

Auf der Website des DGB Index Gute Arbeit gibt es einen Online-Selbsttest, mit dem man seinen persönlichen Index-Wert für Gute Arbeit ermitteln kann. Dazu müssen 42 Fragen beantwortet werden, zum Beispiel zur Arbeitsplatzsicherheit, zum Betriebsklima, zum Sinngehalt der Arbeit und zur Belastungssituation – wie etwa den emotionalen und körperlichen Anforderungen, der Arbeitszeitlage und der Arbeitsintensität.