Innovative Betriebsratsarbeit, dafür stehen zwei Projekte aus dem ver.di-Organisationsbereich. So sah es zumindest die Jury des Deutschen Betriebsräte-Preises 2023. Sie erkannte dem Betriebsrat des Klinikums Aschaffenburg-Alzenau und dem Betriebsrat der gemeinnützigen Stiftung KBF aus Mösslingen jeweils einen Sonderpreis für „Innovative Betriebsratsarbeit“ zu. Der Betriebsrätepreis in Gold ging an den Betriebsrat der Unilever Deutschland GmbH in Heilbronn. Damit wurde der erfolgreiche Kampf des Gremiums für den Erhalt des Knorr-Werks ausgezeichnet. Es konnte 600 Arbeitsplätze sichern. Zudem wird der Standort zu einer europäischen Grundlastfabrik ausgebaut.
Silber ging an den Betriebsrat der ZF Friedrichshafen AG in Ahrweiler, Bronze an den Betriebsrat des Werks Werra der K+S Minerals and Agriculture GmbH in Philippsthal. In Ahrweiler konnten die Kolleg*innen nach der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 eine Schließung des Standorts verhindern. Das Werk wurde stattdessen nahegelegenen Brohltal wieder aufgebaut. In Philippsthal vereinbarte der Betriebsrat das Projekt Zukunftssicherung 2060. Damit bleibt das Werk Werra nicht nur erhalten, seine Laufzeit wurde auch nachhaltig verlängert.
Der Betriebsrat des Klinikums Aschaffenburg-Alzenau hatte sich mit dem Thema New Work auseinandergesetzt. Dazu wurde eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen. In dem Pilotprojekt „Meine Station" lag der Fokus auf der interdisziplinären Zusammenarbeit und dem Abbau von Hierarchien hin zu Strukturen, die auf Mitarbeitende und Patient*innen ausgelegt sind. Die Mitarbeitenden passten Strukturen und Prozesse selbst an. Ziel war es, Überlastung, Unterbesetzung und damit dem grundsätzlichen Mangel an Pflegepersonal entgegenzuwirken und die Attraktivität des Berufsbildes zu stärken. Das Motiv dahinter war, mehr Möglichkeiten für selbstbestimmtes Arbeiten in der Pflege zu schaffen.
Der Leiter des Bereich Mitbestimmung beim ver.di-Bundesvorstand, Rainald Thannisch, fand diesen Ansatz überzeugend: „Es ist gelungen, eine wegen Arbeitskräftemangel stillgelegte Station wieder zu betreiben und das mit großer Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen." Besonders beeindruckt hat ihn dabei, dass es geglückt ist, Arbeitnehmer*innen zurückzuholen, die längst mit der Tätigkeit in der Pflege abgeschlossen hatten. „Und – auch das sei erwähnt - das alles auf der Grundlage des geltenden ver.di-Tarifvertrages und der 86 geltenden Betriebsvereinbarungen", hob er hervor.
Mehr Nachhaltigkeit war der Schwerpunkt des Projekts des Betriebsrats der gemeinnützigen Stiftung KBF aus Mösslingen in Baden-Württemberg. Das Thema Nachhaltigkeit spielte bislang nur eine Nebenrolle im Unternehmen. Deshalb ergriff der Betriebsrat die Initiative, schuf interne Strukturen und setzte Impulse, um Nachhaltigkeit strukturell zu verankern. So gründete das Gremium einen Nachhaltigkeitsausschuss. Es wurde eine freiwillige Betriebsvereinbarung zum Thema abgeschlossen. Darüber hinaus wurde ein Vorschlagswesen etabliert und Nachhaltigkeit steht bei jedem Monatsgespräch auf der Agenda. Bei Betriebsversammlungen und im BR-Info wird Nachhaltigkeit und die Beteiligung der Beschäftigten regelmäßig thematisiert. „Damit habt ihr eindrucksvoll unter Beweis gestellt, was wir in den Gewerkschaften und in der Mitbestimmung bereits seit Jahren wissen: Mitbestimmung ist ein Motor für Nachhaltigkeit", sagte Rainald Thannisch in seiner Laudatio.
Weitere Auszeichnungen gingen an den Betriebsrat der Essity Operations GmbH, Neuss (Sonderpreis „Gute Schichtarbeit“), und der ArianeGroup GmbH, Bremen (Sonderpreis „Gute Arbeit“). Mehr zu allen ausgezeichneten Projekten, zu weiteren nominierten Projekten und zur Preisverleihung sind hier zu finden
Der Deutsche Betriebsrätepreis wurde in diesem Jahr zum 15. Mal verliehen. Die Ehrung der ausgezeichneten Projekte fand im Rahmen des Deutschen Betriebsräte-Tags statt. Der Preis ist eine Initiative der Fachzeitschrift „Arbeitsrecht im Betrieb“. Mit ihm zeichnet sie seit 2009 das Engagement und die erfolgreiche Arbeit von Betriebsräten aus, die sich nachhaltig für den Erhalt oder die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen oder die Bewältigung von Krisen in den Unternehmen einsetzen. Eine Jury mit Mitgliedern aus Gewerkschaften, Wissenschaft und der Praxis trifft jedes Jahr eine Auswahl aus einer stets hohen Anzahl eingereichter Projekte.
Die Auszeichnung wird je einmal in den Kategorien Gold, Silber und Bronze verliehen. Außerdem vergibt die Jury verschiedene Sonderpreise. Die Ausschreibung für den Deutschen Betriebsrätepreis 2024 läuft noch bis zum 30. April 2024. Mehr dazu hier