Drei Tage lang tauschten sich Personalräte und Gewerkschafter*innen beim Schöneberger Forum in Berlin aus. Einer der Höhepunkte war die Verleihung des Deutschen Personalräte-Preises. Gleich vier ver.di-Projekte konnte sich über die Auszeichnung freuen.
Der Bronze-Preis ging an den Personalrat des IT-Systemhauses der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg. Die Kolleg*innen hatten es sich zum Ziel gesetzt, den Anteil der internen Beschäftigten deutlich zu erhöhen. Insgesamt arbeiteten ca. 1500 interne Beschäftigte bei der BA, der Anteil von externen Dienstleistern, teilweise über Sub-Sub-Unternehmen, der über Dienstleistungsverträge abgerufen wurde, war in etwa genauso hoch. In einigen Abteilungen waren mehr externe Mitarbeiter*innen tätig, die in den Dienstbetrieb eingegliedert waren. Der Personalrat kritisierte die unterschiedliche Behandlung bei gleicher Arbeit und letztendlich die unerlaubte Arbeitnehmerüberlassung.
Die Geschäftsführung war zunächst nicht bereit, auf das Anliegen einzugehen, das der Personalrat auf verschiedenen Kanälen innerhalb der Belegschaft und des Verwaltungsrats immer wieder zum Thema gemacht hat. Erst der Gang zum Gericht brachte Bewegung in die Angelegenheit. Im Mai 2022 hat der Verwaltungsrat der BA dem Konzept zur Erhöhung der Eigenleistungsfähigkeit zugestimmt. Innerhalb von fünf Jahren erhält das IT-Systemhaus knapp über 600 neue Stellen, die ersten 101 werden noch 2023 besetzt. Das ergibt eine Einsparung von 44 Millionen Euro pro Jahr im Sachhaushalt der BA.
Mit dem Goldpreis wurde der Polizeihauptpersonalrat Niedersachsen ausgezeichnet. Damit würdigte die Jury dessen Bildungskonzept zur Stärkung der demokratischen Widerstandskraft der Beschäftigten in der Polizei Niedersachsen. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt aller Personalratsgremien/-ebenen in Kooperation mit dem niedersächsischen Innenministerium. Silber ging an den Lehrerhauptpersonalrat des Ministeriums für Bildung von Sachsen-Anhalt für das Projekt einer Dienstvereinbarung über den Einsatz und die Nutzung von digitalen Diensten.
Die drei Sonderpreise gingen an Projekte aus dem ver.di-Organisationsbereich. In der Kategorie Schwerbehindertenvertretung (SBV) ging der Preis an die SBV und den Personalrat der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Mit dem Mental-Health-Day hatten sie Inklusion weitergedacht. An diesem Tag, der künftig jährlich stattfinden soll, werden alle Studierenden und Mitarbeitenden aus Wissenschaft, Verwaltung, Technik und Service für ihre individuelle mentale Gesundheit sensibilisiert.
Die Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) des Südwestfunks Baden-Württemberg, Mainz und Stuttgart freuten sich über den Sonderpreis JAV. Mit einer Umfrage und Gesprächen haben sie die Ausbildung im Betrieb vorangetrieben und mehrere Vorteile für die Lernenden erreicht. Sie konnten bei vielen Themen Lösungen finden.
So erhalten Lernende einen Kantinenrabatt von 30 Prozent. Während der Corona-Pandemie wurde die Homeoffice-Möglichkeit und Ausstattung unterstützt, die Bahncard 100 kann nun auch amortisiert werden, wovon Lernende auch profitieren. Zum Thema Handy wird noch verhandelt. Ebenfalls gibt es deutlich mehr regelmäßige Austauschmöglichkeiten der JAV mit den Lernenden aber auch mit Ausbildungsverantwortlichen oder der Geschäftsleitung sowie der Intendanz als zuvor.
Den Sonderpreis der debeka erhielt der Gesamtpersonalrat (GPR) der Landeshauptstadt Hannover. Sie hatten sich Fortschritt statt Rotstift auf die Fahnen geschrieben und das Projekt „Ko-Ko – Kooperative-Konstruktive Aufgabenkritik“ der Personalvertretungen der Landeshauptstadt Hannover auf den Weg gebracht.
Damit hat es der GPR geschafft, nach neun „klassischen Sparprogrammen“ in den zurückliegenden drei Jahrzehnten die Haushaltskonsolidierung, die zuvor immer zu Einsparungen und Arbeitsverdichtung geführt hatte, zu einem Verwaltungsentwicklungs- und Modernisierungsprogramm umzugestalten
Im Vordergrund standen dabei die Interessen der Beschäftigten. Alle von eingebrachten Maßnahmen wurden im Rahmen der Mitbestimmung mit den befassten Personalvertretungen bearbeitet. Letztendlich wurden hierüber zwei Mitbestimmungsstufen organisiert. Gleichzeitig wurde mit der Dienstvereinbarung zur „Verfahrenstransparenz“ eine größtmögliche Informationsgrundlage für Personalvertretungen und Beschäftigte organisiert.
Der „Deutsche Personalräte-Preis“ ist eine Initiative der Zeitschrift „Der Personalrat“. Die Auszeichnung würdigt seit 2010 die beispielhafte Arbeit und herausragende Projekte von Interessenvertretungen im öffentlichen Dienst. Preiswürdig sind Initiativen, die Arbeitsbedingungen, das Arbeitsumfeld oder soziale Regelungen für die Beschäftigten verbessern. Der Deutsche Personalräte-Preis 2024 ist bereits ausgeschrieben.
Mehr Infos zu den preisgekrönten und weiteren nominierten Projekten sind hier zu finden