SOS Kita: Kurz vor dem Kollaps

Fachkräftemangel, Krankenstand, BurnOut – die Situation in Deutschlands Kitas ist dramatisch. Und die Belastung steigt weiter. Die neuen Zahlen des „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ sind alarmierend. Bundesweit kämpfen Beschäftigte für bessere Bedingungen und mehr Personal – in Berlin für einen Tarifvertrag Entlastung
© Florian Boillot
Freitag für die Zukunft, Donnerstag für gute KiTas – Mahnwache von Erzieher*innen in Berlin
04.12.2024

Vor Monaten haben Beschäftigte aus Kindertagesstätten die Initiative SOS Kita ins Leben gerufen. Sie fordern bessere Bedingungen und mehr Personal - mit bundesweite Gefährdungsanzeigen, Protesten, Aktionenn und Mahnwachen und einer erste Tarifauseinandersetzung „Für Pädagogische Qualität und Entlastung“ in Berlin wollen die Kita-Beschäftigten politisches Gehör erreichen. Doch die Zahlen einer neuen Studie zeigen: Statt einer Verbesserung des Personalschlüssels steigt die Belastung auf die pädagogischen Fachkräfte.

 
6. Juni 2024 - Warnstreik vor dem Berliner Abgeordnetenhaus Die Beschäftigten der Berliner Kita-Eigenbetriebe zeigen dem Senat kurz vor der EM die gelbe Karte für die Weigerung in Tarifverhandlungen zu gehen

Die Zahlen des aktuellen „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann-Stiftung sind alarmierend: In Berliner Kitas ist der Anteil ausgebildeter Fachkräfte innerhalb von sechs Jahren von 53 auf 35 Prozent gesunken – ein dramatischer Einbruch. In Brandenburg beträgt der Rückgang zwar nur einen Prozentpunkt auf 81 %, doch die Realität dahinter ist erschreckend: 84 % der Kinder werden in Gruppen mit einem nicht kindgerechten Personalschlüssel betreut, in Berlin sind es 77 %. Dieser Mangel an qualifiziertem Personal ist keine regionale Ausnahme, sondern Ausdruck einer bundesweiten Krise. Immer öfter werden weniger qualifizierte Kräfte oder sogar Auszubildende eingesetzt, um die Lücken zu füllen. Die Kita-Krise hat nicht nur die pädagogische Qualität in den Einrichtungen geschwächt, sondern auch den Druck auf die Fachkräfte massiv erhöht. 

„Wir erleben Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas, die seit Jahren dort arbeiten und nun zusätzlich zu ihrer Arbeit mit den Kindern auch noch Ergänzungspersonal anleiten. Sie tun alles, um die pädagogische Arbeit für die Kinder sicherzustellen“, so die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. „Doch inzwischen sind aufgrund der Situation viele von ihnen überlastet und frustriert und verlassen deshalb die Kitas.“

 

All eyes on Berlin

In diesem Kontext blickte die gesamte Branche auf die Tarifauseinandersetzungen in Berlin, wo Beschäftigte der fünf Kita-Eigenbetriebe seit fast zwei Jahren für einen Tarifvertrag „Pädagogische Qualität und Entlastung“ kämpfen. Ihre Forderungen – eine Mindestpersonalausstattung, Notfallpläne und eine qualitative Anleitung der Auszubildenden – finden breite Unterstützung bei Kolleginnen und Kollegen im ganzen Bundesgebiet, die mit Solidaritätsbekundungen ihre Hoffnung auf Veränderung signalisieren. Bettina Weitermann, ver.di-Tarifsekretariat Öffentlicher Dienst, ist sicher: „Wenn wir über einen Tarifvertrag eine vernünftige, verbindliche Personalausstattung, einen nachvollziehbaren Belastungsausgleich und eine gute Ausbildung haben, dann können wir diese Abwärtsspirale ins Gegenteil umkehren.“ Daran will auch Erzieherin Anne Lembcke glauben: „Wir erhoffen uns davon, dass wir endlich wieder so erziehen und betreuen können, wie es unserem pädagogischen Anspruch entspricht und vor allem, wie es den Kindern auch zusteht!“

Für das Ziel, einen Tarifvertrag pädagogische Qualität und Entlastung durchzusetzen, hatten die Beschäftigten seit dem Sommer diesen Jahres immer wieder gestreikt. Da der Berliner Senat jedoch jede konstruktive Verhandlung zu dem Thema verweigerte, stimmten 91,7 Prozent der pädagogischen Fachkräfte für die Aufnahme eines unbefristeten Streiks. Dieser sollte am 30. September 2024 beginnen. Statt nach konstruktiven Lösungen suchte der Berlin Senat aber nur den Weg zum Gericht.

 

Berliner Kitas: Wir kämpfen für unseren Beruf, wir kämpfen für die Kinder

Hintergrund und Urteil zur Streikuntersagung

Das Berliner Landesarbeitsgericht untersagte am 11. Oktober 2024 den Streik für bessere Bedingungen und Entlastung in den Berliner Kita-Eigenbetrieben. ver.di kritisierte das Urteil scharf und bezeichnete es als massiven Eingriff in das grundrechtlich geschützte Streikrecht. Die Gewerkschaft kündigte an, nach Vorliegen der schriftlichen Urteilsbegründung weitere Schritte zu prüfen. Es sei ein Irrtum zu glauben, die Kita-Krise sei mit diesem Urteil verschwunden. Der Senat müsse endlich seiner Verantwortung nachkommen, da es um eine Zukunftsfrage für die gesamte Gesellschaft gehe.

Als Begründung führte das Gericht eine bestehende Friedenspflicht an: Der aktuelle Gehaltstarifvertrag für den öffentlichen Dienst sei noch gültig. ver.di bemängelte, dass die Zulagen des letzten Tarifabschlusses – 130 bzw. 180 Euro – fälschlicherweise als Entlastungsmaßnahme gewertet würden, obwohl sie lediglich der finanziellen Aufwertung des Berufs dienten. Andrea Kühnemann, Leiterin des ver.di-Landebezirks Berlin-Brandenburg, monierte: „Nur weil die Beschäftigten sich von der Zulage einen Spa-Besuch finanzieren können, wird daraus noch keine Entlastungsmaßnahme.“ Die Gewerkschaft kritisierte außerdem die Haltung des Berliner Senats, der durch juristische Mittel statt durch konstruktive Verhandlungen auf die berechtigten Forderungen der Kita-Beschäftigten reagiere.

 

Höchste Krankenstände, größte Fachkräftelücke

Die Situation in den Hauptstadtkitas ist symptomatisch für das ganze Land. Knapp 97.000 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte müssten aktuell in Deutschlands Kitas eingestellt werden, 25.000 in Ost- und 72.000 in Westdeutschland. Und dies nicht, um die ohnehin bestehende Fachkräftelücke zu schließen, sondern allein dafür, um den überdurchschnittlich dramatisch hohen Krankenstand in den Kindertagesstätten durch Vertretungskräfte aufzufangen. Das ist nur ein Ergebnis einer Auswertung von Daten der Krankenkassen in Deutschland durch die Bertelsmann Stiftung. 

Die hohen Krankenstände bei den Beschäftigten sind insbesondere auf die enorme psychische Belastung in den Einrichtungen zurückzuführen. Laut DAK-Gesundheit hatten Beschäftigte in Kindertagesstätten 2023 mit 534 Arbeitsunfähigkeitstagen je 100 Versicherte die meisten Krankheitstage auf dem gesamten Arbeitsmarkt. Gleichzeitig wächst in Westdeutschland die Fachkräftelücke. Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) verweist darauf, dass die offenen Stellen in einem Jahr von 24.281 auf 30.311 angewachsen sind. Dies ist die größte Fachkräftelücke aller Einzelberufe im Jahr 2023 und führt dazu, dass die Kitas nicht mehr zuverlässig geöffnet sind, Öffnungszeiten verkürzt, Gruppen zusammengelegt werden müssen und kindgerechte Bildungsarbeit nicht mehr stattfinden kann. Die Kita-Beschäftigten haben das Gefühl, die Kinder nur noch zu „verwahren“. Längst ist eine Abwärtsspirale aus Überlastung der Fachkräfte, Erkrankung, Reduzierung der Arbeitszeit und Fluktuation entstanden, die vor allem die Kinder und Eltern, aber auch die Wirtschaft zu spüren bekommen.

 

„Der Personalmangel führt zu hohen Krankenständen. Wenn Leute nach der Krankheit wiederkommen, sind die anderen ausgebrannt. Mehrere Mitarbeiter haben gekündigt, weil sie es nicht mehr ausgehalten haben.“

Sylvia, Erzieherin in Brandenburg

Ergebnisse der ver.di-Arbeitszeitbefragung

Die erstmalig veröffentlichten Detailergebnisse der ver.di-Arbeitszeitbefragung, an der sich bundesweit 12.614 Erzieherinnen und Erzieher beteiligt haben, verdeutlichen die gravierenden Probleme und Personalengpässe in den Kitas. Die Fachkräftelücke wächst von Jahr zu Jahr. Momentan liegt sie bei über 20.000 unbesetzen Stellen – in keiner anderen Berufsgruppe klafft so ein Loch offener Stellen in Deutschland. „Das ist dramatisch und zeigt, dass hier dringend Maßnahmen erforderlich sind, um der Situation entgegenzuwirken“, sagt Christine Behle, stellvertretende ver.di-Vorsitzende.

Laut der Befragung werden offene Stellen aufgrund der Arbeitsmarktlage (66 Prozent) und der schlechten Arbeitsbedingungen (54 Prozent) nicht mehr nachbesetzt. Mit der Folge: 88 Prozent der Beschäftigten fühlen sich nach der Arbeit ausgebrannt und leer, 85 Prozent können sich nicht mehr erholen und abschalten. Viele Beschäftigte verzichten auf Pausen, und machen regelmäßig Überstunden, um nicht besetzte Stellen auszugleichen und ausgefallene Beschäftigte zu vertreten. Rund 70 Prozent fühlen sich dadurch stark belastet.

 

„Was das langfristig für unser Land als Wirtschaftsstandort heute und in Zukunft bedeutet, sollte allen Verantwortlichen klar sein. Wenn es keine Lösungen gibt, müssen Eltern ihre Kinder wieder zu Hause versorgen und können nicht am Erwerbsleben teilnehmen.“

Christine Behle, stellvertretende ver.di-Vorsitzende

Dazu bedürfe es zahlreicher Sofortmaßnahmen, die die Erzieher*innen in ihrer täglichen Arbeit entlasten würden, eine Verbesserung der Personalschlüssel und der Stopp des Abbaus der Qualitätsstandards. ver.di drängt zudem auf einen bundesweiten Kita-Gipfels und die Beteiligung des Bundes in einem relevanten Umfang an der Finanzierung.

Sondervermögen gefordert

Das System der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung in Deutschland stehe kurz vor dem Kollaps, heißt es in einem dramatischen Appell von Forschenden und verschiedenen Organisationen einschließlich ver.di. Sie alle fordern ein Sondervermögen für Kitas, nur so ließen sich die eklatanten Probleme lösen. „Die Folgen für Kinder, Eltern, Fachkräfte und die gesamte Gesellschaft sind jetzt schon durch eine Zunahme psychischer Auffälligkeiten sowie eine wachsende Bildungslücke – insbesondere bei von Armut betroffenen oder bedrohten Kindern – fast irreparabel“, schreiben die Unterzeichnenden. Um den drohenden Zusammenbruch des Systems abzuwenden, seien jetzt erhebliche Investitionen und mittelfristig eine kontinuierliche Erhöhung der Ressourcen für das System der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung nötig.

ver.di übt zudem scharfe Kritik am Dritten Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung, welches das Bundeskabinett unlängst beschlossen hat. „Die Bundesregierung bringt das Gesetz erneut ins parlamentarische Verfahren, ohne klare Standards zur Verbesserung der personellen Situation zu vereinbaren. Angesichts des verheerenden Zustandes in den Kitas ein Gesetz vorzulegen, welches nicht zur Entlastung der Fachkräfte und des Kita-Systems beiträgt, ist ein absolutes Armutszeugnis“, so Christine Behle.

ver.di erwarte dringend Nachbesserungen des Gesetzes. „So sind insbesondere Maßnahmen zu finanzieren, die den Personalschlüssel deutlich verbessern. Dabei sind Zeiten zur Vor- und Nachbereitung, von Urlaub, Fortbildungen und Krankheit und die dafür notwendigen Vertretungskräfte zu berücksichtigen“, fordert die Gewerkschafterin. Dringend geboten sei auch, dass sich der Bund am Kita-System dauerhaft beteilige und mit den Ländern einen verbindlichen Stufenplan zu Erreichung von gemeinsamen Standards für einen notwendigen Personalschlüssel vereinbare. Dafür müsse auch das sozialpädagogische Ausbildungssystem, etwa für die Erzieherinnen und Erzieher, berücksichtigt werden, für das es verbindlicher Absprachen, eines Stufenplans und einer Steigerung von Attraktivität der Ausbildung, beispielsweise durch eine Ausbildungsvergütung, bedürfe.

 

 

 

 


Bericht aus der Praxis

Anette Krapp ist Erzieherin und arbeitet seit 40 Jahren in Kindertagesstätten. Die 58-Jährige liebt ihren Job, opfert aber Freizeit und Wochenenden zur Regeneration. Unserer Mitgliederzeitung ver.di publik erzählte sie Anfang des Jahres, dass weder für notwendige Teambesprechungen genügend Zeit bliebe noch für Kolleginnengespräche. Alle seien insgesamt viel gereizter. Vor allem fehle die Zeit für Pädagogik: „Frustrierend ist, wenn du wegen der personellen Engpässe deinen eigenen pädagogischen Maßstäben nicht mehr gerecht werden kannst.“

Richtig stressig wird es für die erfahrene Erzieherin, wenn sie mit zwölf Krippenkindern allein ist, eines hinfällt und weint, zwei sich streiten und zwei volle Windeln haben. Dann sei der permanente Lärm noch schwieriger zu ertragen. Und dann käme es auch vor, dass Kolleginnen stressbedingt weinen, die seien dann richtig fertig.

Eigentlich ein toller Job

Anette Krapp ist keine, die sich beklagt. „Eigentlich ist der Job ganz toll, ich arbeite sehr gerne mit Kindern“, sagt sie. Wenn bloß die Bedingungen nicht gefühlt immer schlechter, das Personal immer weniger werden würde. „Wenn du 20 Kinder gewickelt hast, hast du Rücken am Abend.“

Seit einigen Jahren erleben die Beschäftigten der Kitas einen ständig wachsenden Fachkräftemangel. Auch die offiziellen Berechnungen zeigen, dass die Fachkräftelücke stetig steigt. Die Agentur für Arbeit spricht inzwischen von einem Engpassberuf. Und bei diesen Zahlen sind die Bedarfe für einen Ausbau des Systems oder die Anhebung der Qualität noch nicht einmal eingerechnet.

Über 400.000 Kita-Plätze fehlen

Der Personalmangel trifft auf KiTas, die ohnehin schon mit Personalschlüsseln ausgestattet sind, die nicht kindgerecht sind. Die Zahlen des zuletzt am 28. November 2023 veröffentlichten Ländermonitors zeigen die Probleme deutlich: In den westdeutschen Ländern fehlen demnach 385.900 und in Ostdeutschland 44.700 Kita-Plätze, um die Wünsche der Eltern zu erfüllen. Gleichzeitig zeigt der Fachkräfte-Radar, dass sich an der brisanten Fachkräftesituation und der Belastung des Personals in absehbarer Zeit nichts ändern wird. Nur in den ostdeutschen Ländern ließe sich die demografische Entwicklung – die sinkenden Kinderzahlen – dafür nutzen, die Personalschlüssel zu verbessern.

Kommunen und Länder reagieren auf die Nachfrage nach Kitaplätzen bisher mit dem Ausbau der Kindertageseinrichtungen und der Schaffung neuer Plätze. Wenn neue Einrichtungen eröffnen, wird das Personal aus den umliegenden KiTas in der Region abgezogen. Doch so wird die Personaldecke in allen KiTas immer dünner und der Personalmangel wächst stetig. Die Folgen: KiTa-Beschäftigte erkranken häufiger, fallen aufgrund von Burnout lange Zeiten aus oder sie verlassen ihren Beruf gleich ganz.

97 Prozent der Kita-Beschäftigten vom Personalmangel betroffen

Laut der eingangs schon erwähnten Studie der Krankenkasse DAK sind 97 Prozent der Beschäftigten in den Kitas vom Personalmangel betroffen. Der Krankenkasse gegenüber geben die Beschäftigten an, dass es allgemein zu wenig Mitarbeiter*innen und ungewöhnlich viele Personalausfälle gebe. Das heißt: Dort wo Personalmangel erlebt wird, sind die Personalausfälle besonders hoch. Und das heißt auch, die Personalausfälle durch Erkrankungen steigen. Laut DAK ist keine andere Berufsgruppe häufiger wegen Erkrankungen des Atmungssystems oder aufgrund psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig. Für die Fachkräfte der Kindertageseinrichtungen bedeutet dies, dass sie ihrem Arbeitsauftrag, der Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern nicht mehr nachkommen können.

 

„Wenn das KiTa-System nicht total vor die Wand fahren soll, muss dieser Teufelskreis sofort durchbrochen werden. Wir müssen uns auf die Stabilisierung des derzeitigen KiTa-Systems konzentrieren. Wir dürfen nicht dabei zusehen, wie die Fachkräftelücke von Tag zu Tag wächst.“

Christine Behle, stellvertretende ver.di-Vorsitzende

Eine Verlässlichkeit für die Eltern ist längst nicht mehr gegeben. Notgruppen, Reduzierung der Öffnungszeiten oder auch Schließungen von Gruppen sind an der Tagesordnung. Es müsse seitens der Politik endlich die Verantwortung übernommen werden, sagt Behle. Auch die Eltern dürften in dieser schwierigen Situation nicht allein gelassen werden. Sie benötigten dringend Unterstützung, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wieder verlässlich möglich wird.

So sollte es sein

Erzieher*innen sind qualifizierte Pädagoginnen und Pädagogen. Sie haben sich für ihren Beruf entschieden, weil sie Erfüllung darin finden, mit viel Wissen, Einsatz und Begeisterung, kleine Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu unterstützen. Dass ihnen das im Zweifel mehr bedeutet als Geld, ist ehrenwert, darf aber nicht zu Selbstausbeutung führen. Erzieher*innen erfüllen wichtige Aufgaben, sie tragen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei und kümmern sich um die zukünftige Generation. Es muss ein gesellschaftlicher Konsens darüber hergestellt und formuliert werden, welche Bedeutung frühkindliche Bildung hat – nämlich eine immens hohe, weil sie die Entfaltungsmöglichkeiten ein Leben lang beeinflusst. Und dann müssen die Konsequenzen daraus gezogen werden: eine höhere Wertschätzung, bessere Personalausstattung für die Kolleg*innen, höhere Entgelte, die das gewachsene Anforderungsprofil abbilden, und mehr Aufstiegs- und Spezialisierungsmöglichkeiten, etwa in Richtung Sprachförderung, Inklusion und Beratung.

Im Sinne der Nachwuchsgewinnung sollte die Ausbildung besser gestaltet werden. Soziale Berufe müssen insgesamt aufgewertet werden und es gilt, Schule und Praxis besser zu verzahnen. Nicht zuletzt sollte es selbstverständlicher werden, dass auch Männer den Beruf erlernen. Inspirierend könnte ein Blick nach Frankreich und Schweden wirken: Dort ist die öffentliche Kinderbetreuung sehr gut ausgebaut, die Erzieher*innen sind exzellent ausgebildet und werden auch entsprechend bezahlt: Ihr Gehalt orientiert sich an dem von Lehrer*innen.

Um die Situation für Beschäftigte, Kinder und Eltern in Deutschland zu ändern, müsste den ver.di-Forderungen umgehend entsprochen werden:

  • Stabilisierung des bestehenden KiTa-Systems
  • Stopp des Abbaus der Qualitätsstandards
  • Veranstaltung eines bundesweiten KiTa-Gipfels
  • Beteiligung des Bundes
  • Stufenplan zum Ausbau der Erzieher*innenausbildung
  • Planvoller KiTa-Ausbau
  • Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen für Familien 

Mehr erfahren unter kita.verdi.de