Silber für Hauptzollamt Singen
19. November 2019 - Die Beschäftigten beim Hauptzollamt Singen haben viel Kund*innenkontakt. Doch im Laufe der Jahre wurden sie immer häufiger von ihren Kund*innen bedroht oder beleidigt. Die Mitarbeiter*innen fühlten sich zunehmend hilflos, die vorhandenen Handreichungen, wie man sich dagegen wehren kann, erwiesen sich als Stückwerk. Es fehlte ein Konzept mit klaren Strukturen. Das entwickelte der Personalrat in Abstimmung mit der Leitung der Dienststelle.
Den Ausschlag dafür hatte das DGB-Projekt „Wider die Normalisierung – Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst und privatisierten Dienstleistungssektor" gegeben. Zuerst machte der Personalrat eine Bestandsaufnahme, bei der alle Mitarbeiter*innen von ihnen erlebte Vorfälle aber auch Ängste und Sorgen schildern konnten. Nach einer Klausurtagung wurde in Abstimmung mit der Dienststellenleitung eine Arbeitsgruppe eingerichtet, an der auch noch betroffene Mitarbeiter*innen beteilgt wurden. Es sollen auch Deeskalationstrainer*innen eingesetzt werden. Mit ihnen ist es zukünftig möglich, fortlaufend das Personal schulen zu lassen.
Ideen zur Selbsthilfe
Außerdem hat der Personalrat die Broschüre „Mach meine Kolleginnen und Kollegen nicht an …“ entwickelt. In ihr macht der Personalrat eine Bestandsaufnahme, stellt Ideen zur Selbsthilfe vor und bekennt sich klar zur Gewaltlosigkeit. Die Broschüre enthält eine ausführliche Liste mit verschiedenen Schulungsangeboten. Zum Thema „Deeskalation“ legt der Personalrat darin dar, welche Möglichkeiten es gibt, darunter auch die, eine*n Deeskalationspartner*in auszubilden, der/die ein* Kolleg*in sein soll.
In einer Grundsatzerklärung äußerte sich der Personalrat klar, dass es für Gewalt „null Toleranz“ gibt und dass sich die Leitung des Hauptzollamts verpflichtet, jede Art von Straftat konsequent zu ahnden. Sollte es einen Vorfall geben, steht ein Nachsorgeteam bereits bei den ersten Anzeichen psychischer Probleme zur Verfügung; zusätzlich kann bei Beleidigungen Antrag auf Dienstunfallschutz gestellt werden. Beim Gesundheitstag soll einen Infostand eingerichtet werden, an dem über dieses Problem informiert wird. Ergebnisse von Strafverfahren bei Beleidigungen sollen intern, aber auch in der Presse kommuniziert werden, um so das Problembewusstsein in der Bevölkerung und bei den Entscheidungsträger*innen zu stärken. Jetzt kann sich der Personalrat über den Persönalrätepries in Silber freuen, der ihm Rahmen des Schöneberger Forums am 19. November in Berlin überreicht wurde.
Sonderpreis der DGB-Jugend

Die „Dienstvereinbarung Ausbildung im Land Berlin" wurde erst Anfang des Jahres abgeschlossen. Damit erreicht die Hauptjugend- und Auszubildendenvertretung einheitliche Rahmenbedingungen für alle Ausbildungsgänge und -behörden. Gemeinsam mit den örtlichen Jugend- und Auszubildendenvertretungen wurde sie entwickelt. Da der Arbeitgeber über Jahre hinweg keinen Bedarf dafür sah, musste sie mehrmals überarbeitet werden. Erst als die Zuständigkeit ins Finanzressort wechselte, stimmte der Finanzsenator 2017 Verhandlungen zu.
Mit der neuen Vereinbarung ist Ausbildung zu einer Dienstaufgabe geworden, die von den Führungskräften anzuerkennen und zu unterstützen ist. Ausbilder*innen können nun wegen ihrer Ausbildungstätigkeit von anderen weiteren Aufgaben entlastet werden. Sie können auch an fachspezifischen Fortbildungen teilnehmen, um so die Qualität der Ausbildung zu sichern. Von dieser Rahmendienstvereinbarung werden jetzt auch dual Studierende während des praktischen Teils ihrer Ausbildung und Studierende in Pflichtpraktika erfasst, ebenso Anwärter*innen. Zudem gibt es eine Arbeitsgruppe, die zwei Mal im Jahr tagt.
Für dieses engagiert über viele Jahre hinweg angegangene Projekt erhielt die HJAV des Landes Berlin den Sonderpreis der DGB-Jugend
Weitere Preisträger*innen
Gold: Hauptpersonalrat der Polizei Schleswig-Holstein für das Projekt „Verkürzung der Wochenarbeitszeit für langjährig Schichtdienstleistende“
Bronze: Lehrerhauptpersonalrat beim Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern, Projekt: „Abschluss einer Dienstvereinbarung zur Teilzeitbeschäftigung an öffentlichen Schulen des Landes Mecklenburg-Vorpommern“
Sonderpreis Schwerbehindertenvertretung: Hauptschwerbehindertenvertretung der Polizei Nordrhein-Westfalen, Projekt: „Die Polizei Nordrhein-Westfalen auf dem Weg zur Inklusion“
Die Preisverleihung erfolgte im Rahmen des Schöneberger Forums, einer Fachtagung für Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Sie wird vom DGB-Bildungswerk Bund in Kooperation mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der Zeitschrift „Der Personalrat“ veranstaltetet. Der Deutsche Personalräte-Preis wird auch in 2020 wieder ausgelobt. Weitere Informationen sind hier zu finden.
Betriebsrätepreis
Bereits Anfang November ist der Deutsche Betriebsrätepreis verliehen worden. Auch hier waren zwei Projekte aus dem ver.di-Organisationsbereich erfolgreich. Mehr Informationen dazu sind hier zu finden.