Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert Politik und Reedereien dringend dazu auf, in der aktuellen Situation das Schicksal der Seeleute in den Blick zu nehmen. Der Krieg in der Ukraine hat schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben der Seeleute ungeachtet ihrer Nationalität oder Herkunft: Einige sitzen unverschuldet in umkämpften Häfen fest, andere wollen oder müssen in ihre Heimatländer reisen; manchen wiederum wird mit ihren Schiffen infolge der Sanktionen die Einfahrt in gesperrte Häfen verwehrt, so dass Wasser und Nahrungsmittel knapp zu werden drohen. „Für alle Betroffenen müssen unverzüglich Hilfen bereitgestellt und gegebenenfalls auch unbürokratische Lösungen geschaffen werden“, forderte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle am Montag. Nach dem „Maritimen Arbeitsübereinkommen‘ haben Seeleute das Recht, an Land zu gehen und Zugang zu frischer Nahrung, Wasser und vor allem zu dringender medizinischer Versorgung zu erhalten. Die Bundesregierung werde auf dieser Grundlage aufgefordert, Ausnahmeregelungen für Seeleute zu prüfen und sichere Mobilitätskorridore zu schaffen.
Zudem gelte es, das Leben der Menschen an Bord der Schiffe zu schützen. Dazu gehöre, dass Betroffene das Kriegsgebiet sicher verlassen dürfen. Für Seeleute außerhalb des Kriegsgebiets müsse sichergestellt werden, dass sie Visa erhielten und für die Heimreise gesorgt werde, sofern sie es wünschten. Reeder und Besatzungsagenturen sind nach internationalen Übereinkommen verpflichtet, die Rückführung von Seeleuten in ihre Heimat zu gewährleisten. Dazu gehört auch die Übernahme von Reise-, Unterbringungs- und Verpflegungskosten sowie der Grundheuer während der Reisezeit. „Wir fordern darüber hinaus, dass die Arbeitgeber Seeleute, die nach Hause ins Kriegsgebiet heimkehren wollen, mit zwei Monatsgrundlöhnen entschädigen", betonte Behle.
Problematisch ist für die Seeleute auch der oft mangelhafte Zugang zu Kommunikationsmöglichkeiten an Bord. Den Zugang zu Internet und Telefon müssen die Beschäftigten häufig teuer bezahlen. „Die Reedereien müssen den Seeleuten die nötigen Kontakte zu ihren Familien dringend ermöglichen und das am besten kostenfrei. Kommunikation ist ein Grundrecht!“, bekräftigte Behle.
Jan Jurczyk
ver.di-Bundesvorstand
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