Die uneinheitliche Vorgehensweise bei den Corona-Hilfen für Kulturschaffende droht zur Existenzgefährdung für tausende Selbständige der Branche zu werden. „Viele bekommen jetzt mitten in der Krise Rückzahlungsaufforderungen, obwohl sie noch gar kein Geld dafür verdienen konnten“, kritisiert Christoph Schmitz, ver.di-Bundesvorstandsmitglied für Kultur und Medien. Zudem hätten etliche aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen in den Ländern geglaubt, Hilfe zum Lebensunterhalt und nicht nur zur Begleichung von Fixkosten beantragt zu haben. „Für manche in Politik und Verwaltungen scheint nicht klar zu sein, dass Lebenshaltungskosten zu den notwendigen Betriebsmitteln der selbständigen Kulturschaffenden gehören“, sagte Schmitz. Der Gewerkschafter appellierte an die Länder, die Existenz der Betroffenen möglichst durch bundesweit geltende, kulante Regelungen zu sichern: „Leider konnten sich die Länder nicht auf den einheitlichen Verzicht eines Teils der Unterstützung einigen. Jetzt brauchen die Kulturschaffenden zumindest eine Stundung bis nach der Pandemie sowie die Möglichkeit der Rückzahlung in individuell angemessenen Raten.“
Die ver.di-Beauftragte für Kunst und Kultur, Anja Bossen, sprach von einer „brenzligen Situation“, weil bei vielen selbstständigen Kulturschaffenden alle Rücklagen aufgebraucht seien: „Die Abrechnungsaufforderungen kommen mitten in der Krise. Die berufliche Perspektive ist aber auch im Jahr 2022 völlig ungewiss.“ Die Frustration sei groß, „wenn einerseits Milliardenbeträge an große Konzerne gezahlt werden und andererseits Beträge im vierstelligen Bereich von Menschen zurückgefordert werden, die dieses Geld längst für ihre Lebenshaltungskosten - oder besser gesagt fürs Überleben - ausgegeben haben und finanziell am Limit sind.“ Jetzt ginge es darum, der Kultur und den Kulturschaffenden in diesem Land eine konkrete Perspektive zu eröffnen, statt die existenzgefährdende Situation weiter zu verschärfen.
Günter Isemeyer
ver.di-Bundesvorstand
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