Wieder einmal kam die Beschäftigtenperspektive zu kurz, denn der Fokus lag eher auf der Technik denn auf den Menschen, die maßgeblich zum Erfolg der Branche beitragen“, kritisiert Maya Schwiegershausen-Güth, Bundesfachgruppenleiterin Maritime Wirtschaft bei der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und zieht damit Bilanz anlässlich der 12. Nationalen Maritimen Konferenz (NMK) in Rostock.
Unter Beteiligung von ver.di hatten am 10. und 11. Mai 2021 in Rostock über 1200 Akteure und interessierte Teilnehmende der Maritimen Wirtschaft über die Zukunft der Branche diskutiert. Pandemiebedingt fand die Veranstaltung virtuell statt.
Die Konferenz hat die Bedeutung und Leistungsfähigkeit der Maritimen Wirtschaft in Deutschland, insbesondere der Seeschifffahrt, der Seehäfen und der angehängten Logistik betont, welche trotz CoVid-Pandemie reibungslos funktioniert hat. Einstimmig wurde den Seeleuten an Bord und den Hafenbeschäftigten an Land für ihre Leistung während der Pandemie gedankt. Es ist maßgeblich ihr Verdienst, dass Lieferketten nicht abgerissen sind und die exportdominierte deutsche Wirtschaft mit benötigten Rohstoffen und Halberzeugnissen beliefert werden konnte.
„Auf die Herausforderungen der Marktkonzentration durch Reedereiallianzen und die technologischen Veränderungen der Branche hat die 12. NMK allerdings keine Antwort und lässt damit die vorher so hochgelobten Beschäftigten im Ungewissen. Wir erwarten Sicherheit für die Beschäftigten in der Maritimen Wirtschaft und deren Qualifizierung für die Arbeitsplätze von morgen“, betont Schwiegershausen-Güth. „ver.di fordert einen Maritimen Zukunftsplan, der von den Sozialpartnern gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern verhandelt wird und die maritime Wirtschaft in Deutschland unter Mitbestimmung der Beschäftigten zukunftssicher aufstellt.“
Auch in der Seeschifffahrt lasse die Nationale Maritime Konferenz Antworten auf die Herausforderungen der Branche vermissen. Seit der ersten NMK im Jahr 2000 sinken die Seeleutezahlen als auch die im Deutschen Schiffsregister registrierte Tonnage konstant. Ebenso stetig wurde die Schifffahrtsförderung ausgeweitet und Vorschriften für die Besetzung mit nationalen Seeleuten reduziert. „Dabei werden gerade Seeleute mit guter Ausbildung und Seefahrterfahrungspraxis sowohl an Bord von zunehmend hoch technologiesierten Schiffen gebraucht, als auch an Land in maritimen Fachbereichen. Die maritime Wissenskompetenz ist für die Ausbildung, für Wissenschaft und Forschung sowie die weiteren schifffahrtsbezogenen Bereiche enorm wichtig. Die Nationale Maritime Konferenz hat die Chance zum Umsteuern in der Seeschifffahrt verstreichen lassen. Anstatt die Fördermittel an Ausbildung und Beschäftigung zu knüpfen und die Deutsche Flagge für hafennahe Dienstleistungen vorzuschreiben, wie es ver.di fordert, schlägt die NMK eine bedingungslose Ausweitung der Schifffahrtsförderung vor“, kritisiert die Gewerkschafterin.
Einstimmung wurde die Leistung der Seeleute während der Pandemie gewürdigt. Ihre Belastungssituation durch zusätzliche Ladungssicherungsarbeiten an Bord von Short-Sea-Schiffen mit einer gesetzlichen Regelung zu mindern, welche diese körperlich anstrengenden Tätigkeiten Hafenbeschäftigten vorbehält, dazu sah sich die Politik auf der NMK nicht in der Lage.
Auch bei der Impfpriorisierung von Seeleuten als systemrelevante Beschäftigte gab es einen Konsens. „Jetzt müssen den Worten auch Taten folgen. Seeleute haben keine Chance, mitten auf den Weltmeeren zum Arzt zu gehen bzw. im Akutfall mit Sauerstoff versorgt zu werden“, fordert Schwiegershausen-Güth.
Martina Sönnichsen
ver.di-Bundesvorstand
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