Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) weist den Vorstoß nun auch der Arbeitgeberseite im Großhandel zurück, mitten in der laufenden Tarifrunde einseitig die Löhne in der Branche festlegen zu wollen. „Das Vorgehen der Unternehmer ist eine absolute Missachtung der Leistung der Beschäftigten im Groß- und Außenhandel“, so Manfred Wirsch, ver.di-Bundesfachgruppenleiter für den Groß- und Außenhandel. „In mehreren Bundesländern hat die Unternehmerseite die für diese Woche angesetzten Verhandlungstermine abgesagt oder in Frage gestellt. Zugleich haben die Arbeitgeberverbände ihren Mitgliedsunternehmen empfohlen, ohne Tarifabschluss die Löhne um 2 Prozent zu erhöhen – allerdings erst ab dem 1. Dezember. De facto bedeutet das, dass die Unternehmer den Beschäftigten für fast das ganze Jahr 2021 eine Lohnerhöhung verweigern wollen, obwohl Preise und Mieten spürbar steigen“, so Wirsch.
Wirsch verweist darauf, dass die Branche ein sehr erfolgreiches Jahr hinter sich hat. Demnach konnten die Unternehmen des Großhandels im Jahr 2020 einen Gesamtumsatz von mehr als 1,5 Billionen Euro ausweisen, eine erneute Steigerung gegenüber dem Vorjahr – und auch für 2021 wird mit weiteren Zuwächsen gerechnet.
„Erwirtschaftet wurde das von den Beschäftigten, die in den Monaten der Pandemie Außergewöhnliches geleistet haben, um die Versorgung des Einzelhandels und der Bevölkerung sicherzustellen“, so der Gewerkschafter. „Der Applaus, den es dafür zunächst gegeben hat, ist längst verhallt – nun verweigern die Unternehmer den Beschäftigten eine wirkliche Reallohnerhöhung, obwohl das Geld dafür da ist. Wie die Kolleginnen und Kollegen selbst ihre Rechnungen bezahlen sollen, interessiert die Arbeitgeber nicht. Das ist eine absolute Missachtung der Beschäftigten!“, so der Gewerkschafter.
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di fordert in den auf der Ebene der Bundesländer laufenden Tarifrunden des Groß- und Außenhandels deutliche Einkommenssteigerungen. Angesichts der Blockadehaltung der Unternehmen haben in den vergangenen Wochen bereits tausende Beschäftigte die Arbeit niedergelegt. „Die Unternehmer spielen mit dem Feuer“, so Wirsch. „Wenn es die Unternehmer darauf anlegen, können wir die Gangart auch noch verschärfen. Niemand soll sich dann aber wundern, wenn in Geschäften die Regale leer bleiben oder Lieferungen verspätet kommen.“
Bereits am Dienstag hatte der Arbeitgeberverband im Einzelhandel, HDE, ebenfalls einseitige Lohnfestsetzungen angekündigt. Diese zeitliche Abfolge macht nach Ansicht von ver.di deutlich, dass sich die Unternehmer in beiden Branchen abgestimmt haben. Wirsch: „Wir lassen uns jedoch nicht spalten: nicht in Beschäftigte von Großhandels- oder Einzelhandelsunternehmen und auch nicht in Beschäftigte von Unternehmen, die gut oder weniger gut durch die Pandemie gekommen sind!“
Daniela Milutin
ver.di-Bundesvorstand
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