Als „übergriffig, arbeitnehmerfeindlich und datenschutzrechtlich höchst problematisch“ kritisiert Stefanie Nutzenberger, Mitglied im Bundesvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), die Überwachungs- und Ratingsoftware „Zonar“, die beim Versandhändler Zalando an einem Bürostandort in Berlin mit rund 2.000 Beschäftigten zum Einsatz kommt. Zum ersten Mal haben Wissenschaftler im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung die Software und ihre Auswirkungen umfassender untersuchen können (https://www.boeckler.de/14_122791.htm). Das ist umso aufschlussreicher als Zalando, wie auch Amazon, immer wieder wortreich mit Transparenz werben, faktisch aber kaum Einblicke in ihre neuen Formen der Arbeitssteuerung und -kontrolle zulassen.
„Wir erleben bereits seit längerer Zeit, dass Unternehmen wie Amazon und Zalando neue Formen der digital gestützten Leistungskontrolle vorantreiben, die für die Beschäftigten in mehr Überwachung und damit Druck und Arbeitshetze münden. Die aktuelle Studie zu Zalando zeigt nun eindringlich, wie weit durch Algorithmen gesteuerte Kontrollen in den Alltag eingreifen und wie arbeitnehmerfeindlich sie sind: Sie sind intransparent, setzen die Beschäftigten in permanente Konkurrenz zueinander, missachten den Datenschutz und dienen dem Unternehmen als billige Ausrede, warum man keine Tarifverträge abschließen will. Stattdessen definiert Zalando völlig willkürlich, wer von den wenigen angeblichen ‚top performern‘ eine Lohnerhöhung erhält. Für den Rest gibt es Lohnstagnation. Unternehmen wie Zalando und Amazon müssen endlich begreifen, dass Beschäftigte Rechte haben, die sie respektieren müssen. Dazu gehört das Recht auf einen Tarifvertrag und Tariflöhne, auf humane Arbeitsbedingungen und den Schutz von privaten, sensiblen Daten“, so Nutzenberger. Auch Politik und Öffentlichkeit seien dazu aufgefordert, auf diese neue Qualität von digitaler Überwachung zu reagieren. Denn, so Nutzenberger: „Die Unternehmen versuchen, mehr und mehr den Schutz der Beschäftigten auszuhöhlen und sind damit Vorreiter für einen neuen Trend in der digitalen Arbeitswelt.“
ver.di ruft die Beschäftigten von Zalando dazu auf, sich gemeinsam in der Gewerkschaft zu organisieren.
Eva Völpel
ver.di-Bundesvorstand
Paula-Thiede-Ufer 10
10179 Berlin
Tel.: 030/6956-1011 bzw. -1012
Fax: 030/6956-3001
E-Mail: pressestelle@verdi.de
Besorgen Sie sich hier Ihren Presseausweis
Ansprechpartner Antragsformular