Zum heutigen Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung fordert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) bessere Arbeitsbedingungen in den Einrichtungen der Behindertenhilfe. „Für eine gelingende Inklusion brauchen Menschen mit Behinderung die bestmögliche individuelle Unterstützung, das geht nur mit genug qualifiziertem Personal“, sagte Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand. „Gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung sind Voraussetzungen dafür, dass sich in Zukunft genug Menschen für diese so wichtigen und verantwortungsvollen Berufe entscheiden und dort auch bleiben.“ Diesen Forderungen verleihen heute Beschäftigte aus bundesweit etwa 50 Betrieben unter dem Motto „Wir machen Inklusion“ mit betrieblichen und öffentlichen Aktionen Nachdruck.
„Das Ziel, Menschen mit Behinderung eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und nach dem Bundesteilhabegesetz gleichzeitig die Kosten drücken zu wollen, passt nicht zusammen“, betonte Bühler. Inklusion erfordere nicht weniger, sondern mehr professionelle Unterstützung. „Beschäftigte in der Behindertenhilfe müssen vor Überforderung geschützt werden – auch im Interesse der Klientinnen und Klienten“, so die Gewerkschafterin. In Anbetracht der hohen Belastung in der Behindertenhilfe aufgrund der Pandemie müsse der vom designierten Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigte Pflegebonus auch den Beschäftigten in der Behindertenhilfe ausgezahlt werden.
Wie es um die Arbeitsbedingungen in der Behindertenhilfe bestellt ist, macht eine Beschäftigtenbefragung der TU Darmstadt deutlich, deren zentrale Ergebnisse heute veröffentlicht wurden. Demnach denkt fast die Hälfte der Beschäftigten darüber nach, ihren Beruf aufzugeben. Über 60 Prozent der mehr als 8.000 Befragten sind in den vergangenen zwölf Monaten krank zur Arbeit gegangen. Fast 80 Prozent berichten von gestiegenen Anforderungen infolge der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes. Die von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie deckt auf, dass auch die Versorgungsqualität unter den schlechten Arbeitsbedingungen leidet. So gaben nur gut 21 Prozent der Beschäftigten an, genug Zeit zu haben, um auf die Bedarfe und Anforderungen ihrer Klientinnen und Klienten eingehen zu können. Der hohen Belastung steht aus Sicht der Beschäftigten eine unzureichende Bezahlung gegenüber: Über drei Viertel der Befragten halten ihr Einkommen nur in geringem Maß oder gar nicht für angemessen.
„Die Befragung zeigt den großen Handlungsbedarf. Neben besseren Arbeitsbedingungen braucht es eine weitere finanzielle Aufwertung der Berufe in der Behindertenhilfe“, erklärte Bühler auch unter Verweis auf die Anfang nächsten Jahres anstehenden Tarifverhandlungen im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst. „Ob in öffentlichen, freigemeinnützigen, kirchlichen oder privaten Einrichtungen – die Bedingungen müssen sich flächendeckend verbessern. Dafür macht sich ver.di, die Gewerkschaft der Sozialen Arbeit, weiter stark.“
Weitere Informationen und zentrale Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung
Richard Rother
ver.di-Bundesvorstand
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