Pünktlich zum Auftakt der Tarifverhandlungen für den Einzel- und Versandhandel hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Beschäftigten in sieben Versandzentren des Handelsunternehmens Amazon zum Streik aufgerufen. Unter dem Motto „Tarifflucht beenden, Dumpinglöhne bekämpfen, Gesundheit schützen!“ soll die Arbeit in der Nacht von Sonntag auf Montag (3. Mai 2021) in Werne, Leipzig, Rheinberg, Bad Hersfeld (zwei Standorte), Koblenz und Graben niedergelegt werden. Die Gewerkschaft fordert vom Konzern die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels sowie den Abschluss eines Tarifvertrags ‚Gute und gesunde Arbeit‘.
„Die jüngsten Medienberichte etwa über das Verbot von FFP2-Masken bei Amazon in Winsen/Luhe zeigen einmal mehr, wie notwendig verbindliche Regelungen bei Amazon sind“, erklärt Orhan Akman, der bei ver.di für den Einzel- und Versandhandel zuständig ist. Den Gewerkschafter empört, dass Amazon zwar Anfang vergangenen Jahres Mitglied im Handelsverband Deutschland (HDE), dem Arbeitgeberverband des Einzelhandels, geworden ist, sich aber weiter der Tarifbindung entziehen will. „Wir fordern in den Tarifrunden der verschiedenen Bundesländer Gehaltssteigerungen von 4,5 Prozent plus 45 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem darf kein Stundenlohn unter 12,50 Euro liegen. Das muss auch für die Kolleginnen und Kollegen bei Amazon gelten“, so Akman.
Zudem weist er Behauptungen zurück, wonach Amazon bereits jetzt Gehälter oberhalb der Tariflöhne zahle: „Das ist eine Mogelpackung. Weder Einmalzahlungen, Corona- und Streikbruchprämien oder die Ausgabe einzelner Aktien sind ein Ersatz für existenzsichernde Tariflöhne.“ Der Gewerkschafter sieht Bundestag, Bundesregierung und Europäische Union in der Pflicht, Amazon endlich in die Verantwortung zu nehmen. „Im Online- und Versandhandel ist Amazon nicht irgendein Akteur auf dem Markt, sondern Amazon als Monopolkapitalist ist der Markt und bestimmt die Bedingungen.“ Die Finanzmacht des Konzerns sei nicht nur eine Gefahr für viele andere Unternehmen, sondern mittlerweile auch für die Demokratie. Deshalb müsse dieser Markt reguliert werden. Der Staat dürfe dabei nicht erpressbar sein und müsse die Einhaltung der Spielregeln auch bei Amazon durchsetzen.
„Wir fordern, die Tarifverträge des Einzel- und Versandhandels für allgemeinverbindlich zu erklären. Dann könnte sich Amazon den zwischen ver.di und den Arbeitgeberverbänden ausgehandelten Abschlüssen nicht mehr entziehen. Das würde Lohndumping und die damit drohende Altersarmut wirksam verhindern,“ so Akman.
Daniela Milutin
ver.di-Bundesvorstand
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