Ratgeber zur Vorbereitung bei Bewerbungen mit psychologischen Testverfahren
Der Rahmen
Psychologische Einstellungstests, die auch mit schriftlichen Kenntnisprüfungen kombiniert oder als Teil von Assessment (engl. für Beurteilung/Bewertung) Centern durchgeführt werden, erfreuen sich bei den Arbeitgebern immer größerer Beliebtheit. Kaum noch eine Bewerberauswahl findet ohne diese Verfahren statt.
Absicht
Zwei Ziele verfolgen Unternehmen wie Behörden mit Einstellungstests im Rahmen ihrer Auswahlverfahren:
1. Die zumeist sehr hohe Bewerberzahl kostengünstig zu reduzieren.
2. Die besten Bewerber/innen durch möglichst vergleichbare Kriterien herauszufiltern. Die Arbeitgeber versprechen sich von den Testverfahren objektivere Erkenntnisse darüber, wie gut die Bewerberinnen und Bewerber für die ausgeschriebene Stelle geeignet sind. Die Testverfahren sind in der Regel auf die zu besetzende Position zugeschnitten und fragen daher neben allgemeineren Fertigkeiten auch spezielle, nur für die Position nötige Fähigkeiten ab.
Inhalte schriftlicher Einstellungstests
Meist müssen die Aufgaben in einer vorgegebenen Zeit bearbeitet werden. Je nach ausgeschriebener Position werden logisches Denken, Konzentrationsvermögen und Allgemeinbildung überprüft, Rechnen, Lesen, Schreiben getestet, oder Fremdsprachenkenntnisse abgefragt.
Gestellt werden zum Beispiel folgende Aufgaben:
Inhalte von Assessment Center
Sie gelten wohl nicht umsonst als die härtesten Auswahlverfahren, da hier die Konkurrenzsituation durch die Gruppenarbeiten und die ständige Beobachtung stets präsent ist. Das heißt, entscheidend ist hier besonders das Verhalten und Durchsetzungsvermögen in der Gruppe. Meistens wird das Assessment Center mit anderen Auswahlverfahren verknüpft.
Durchgeführt werden zumeist folgende Aufgaben:
Psychologische Testverfahren
Während mit Kenntnisprüfungen das vorhandene mathematisch-logische Wissen und die allgemeine Bildung getestet wird, soll mit psychologischen Testverfahren die Begabungs- und charakterliche Struktur der Bewerber/innen ergründet werden. Die Fragestellungen sind zumeist sehr ungewohnt und in ihrer Bedeutung und späteren Bewertung nicht so leicht erschließbar.
Oft werden nur zwei Antwortmöglichkeiten vorgegeben und mit versteckten Kontrollfragen die Antworten auf Glaubwürdigkeit kontrolliert.
Tip: Achte genau auf die kleinen, manchmal nur als Füllwörter erscheinenden Begriffe! Wie beispielsweise, oft, möglichst, manchmal, immer, nie etc.
Beispielhafte Fragestellungen, so oder ähnlich formuliert:
Einstellungsverfahren:
Über Sinn und Zweck der unterschiedlichen Einstellungsverfahren kann man geteilter Meinung sein. Jedenfalls haben Sie auch Rechte, die Sie vor dem Missbrauch psychologischer Einstellungsverfahren schützen.
Fakten
Der Betriebs- bzw. Personalrat muss dem Einsatz von Testverfahren zustimmen. Außerdem legt die betreffende Rechtssprechung klare Bestimmungen fest, welche Ansprüche ein psychologisches Testverfahren zu erfüllen hat.
Einwilligung
Der Arbeitgeber darf keine psychologischen Testverfahren ohne Ihre Einwilligung als Bewerberin bzw. Bewerber durchführen.
Zustimmung
An die Form der Einwilligungserklärung werden keine besonderen Anforderungen gestellt. Es genügt die mündlich erklärte Zustimmung oder Ihr Erscheinen, wenn Sie zu einer psychologischen Eignungsuntersuchung eingeladen werden.
Mitteilungspflicht
Wird im Rahmen eines Einstellungsverfahrens ein psychologisches Testverfahren eingesetzt, müssen die Bewerberinnen und Bewerber rechtzeitig davon unterrichtet werden. Vorgeschrieben ist auch, dass Sie über die Art des Testverfahrens, den Namen des untersuchenden Diplom-Psychologen und den Empfänger der Testergebnisse informiert werden.
Inhalte
Tests bei Einstellungsverfahren dürfen nur Fragen bzw. Aufgaben enthalten, die für eine ausgeschriebene berufliche Position die tatsächlich benötigten Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse erfassen. Sollten Sie den Eindruck haben, dass Fragen oder Aufgaben gestellt werden, die damit nichts zu tun haben, sollte man dies beim Testleiter ansprechen.
Tabus
Die Fragen und Aufgaben des psychologischen Testverfahrens müssen grundsätzlich mit der im Grundgesetz garantierten Würde des Menschen vereinbar sein. Es sind keine Fragen nach religiösen, politischen oder ganz persönlichen Einstellungen erlaubt - und erst recht keine Fragen aus dem Intimbereich. Dazu gehört auch die Frage nach einer bestehenden Schwangerschaft oder der Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft. Sie haben in diesem Fall das Recht zur Falschaussage.
Unterrichtung
Wenn Sie sich einem Eignungstest unterziehen, haben Sie das Recht, über die wichtigsten Ergebnisse informiert zu werden. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die Testergebnisse zu erläutern.
Ergebnisse
Die Ergebnisse des Einstellungstests dürfen beim Arbeitgeber bzw. bei den ihn beratenden Psychologen nur so lange aufbewahrt werden, wie der Zweck der Testbewertung dies rechtfertigt, in der Regel nicht länger als zwei Wochen.
Vorbereitung auf Einstellungstests:
Die hier beschriebenen Auswahlverfahren sind so konzipiert, dass ein Einüben nur begrenzt möglich ist. Eine Vielzahl populärer und anschaulicher Bücher mit beispielhaften Aufgaben, Berichten und Lösungsansätzen können trotzdem eine gezielte Vorbereitung unterstützen. Am Besten übt man mit einer guten Freundin oder einem guten Freund etc. ganz praktisch Testaufgaben und Situationen. Testsituationen sind ungewohnte Prüfungssituationen. Bereiten Sie sich, wie auf andere Prüfungssituationen auch, gut vor.
Fünf Tipps:
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