"Tipps für Tests"

12.11.2012

Ratgeber zur Vorbereitung bei Bewerbungen mit psychologischen Testverfahren

Der Rahmen

Psychologische Einstellungstests, die auch mit schriftlichen Kenntnisprüfungen kombiniert oder als Teil von Assessment (engl. für Beurteilung/Bewertung) Centern durchgeführt werden, erfreuen sich bei den Arbeitgebern immer größerer Beliebtheit. Kaum noch eine Bewerberauswahl findet ohne diese Verfahren statt.

Absicht

Zwei Ziele verfolgen Unternehmen wie Behörden mit Einstellungstests im Rahmen ihrer Auswahlverfahren:

1. Die zumeist sehr hohe Bewerberzahl kostengünstig zu reduzieren.

2. Die besten Bewerber/innen durch möglichst vergleichbare Kriterien herauszufiltern. Die Arbeitgeber versprechen sich von den Testverfahren objektivere Erkenntnisse darüber, wie gut die Bewerberinnen und Bewerber für die ausgeschriebene Stelle geeignet sind. Die Testverfahren sind in der Regel auf die zu besetzende Position zugeschnitten und fragen daher neben allgemeineren Fertigkeiten auch spezielle, nur für die Position nötige Fähigkeiten ab.

Inhalte schriftlicher Einstellungstests

Meist müssen die Aufgaben in einer vorgegebenen Zeit bearbeitet werden. Je nach ausgeschriebener Position werden logisches Denken, Konzentrationsvermögen und Allgemeinbildung überprüft, Rechnen, Lesen, Schreiben getestet, oder Fremdsprachenkenntnisse abgefragt.

Gestellt werden zum Beispiel folgende Aufgaben:

  • Zu je zwei vorgegebenen Begriffen einen Oberbegriff finden
  • Die Lücken in Zeichnungen ergänzen
  • Angefangene Zahlenreihen und logische Ketten fortsetzen
  • Fehlerhaft geschriebene Worte und Sätze korrigieren
  • Multiple-Choice-Aufgaben beantwortenKlassische mathematische Drei-Satz-Aufgaben lösen
  • An Hand von Zeichnungen räumliches Vorstellungsvermögen testen
  • Vorgegebene Bilder und Skizzen interpretieren und/oder Oberbegriffen zuordnen.

Inhalte von Assessment Center

Sie gelten wohl nicht umsonst als die härtesten Auswahlverfahren, da hier die Konkurrenzsituation durch die Gruppenarbeiten und die ständige Beobachtung stets präsent ist. Das heißt, entscheidend ist hier besonders das Verhalten und Durchsetzungsvermögen in der Gruppe. Meistens wird das Assessment Center mit anderen Auswahlverfahren verknüpft.

Durchgeführt werden zumeist folgende Aufgaben:

  • Gruppendiskussionen zu vorgegebenen oder selbst gewählten Themen
  • Rollenspiele - oft zu zukünftigen Arbeitssituationen
  • Die berühmte Posteingangsübung, d.h. möglichst schnell nach Priorität und anderen Kriterien eingehende Post sortieren
  • Interview
  • Verhalten und Tätigkeiten anderer bewerten
  • Persönlichkeits-, Intelligenz-, Leistungs- und Konzentrationstests (wie vorher beschrieben)
  • Anhand von Zeichnungen räumliches Vorstellungsvermögen testen
  • Vorgegebene Bilder und Skizzen interpretieren

Psychologische Testverfahren

Während mit Kenntnisprüfungen das vorhandene mathematisch-logische Wissen und die allgemeine Bildung getestet wird, soll mit psychologischen Testverfahren die Begabungs- und charakterliche Struktur der Bewerber/innen ergründet werden. Die Fragestellungen sind zumeist sehr ungewohnt und in ihrer Bedeutung und späteren Bewertung nicht so leicht erschließbar.

Oft werden nur zwei Antwortmöglichkeiten vorgegeben und mit versteckten Kontrollfragen die Antworten auf Glaubwürdigkeit kontrolliert.

Tip: Achte genau auf die kleinen, manchmal nur als Füllwörter erscheinenden Begriffe! Wie beispielsweise, oft, möglichst, manchmal, immer, nie etc.

Beispielhafte Fragestellungen, so oder ähnlich formuliert:

  • Was meinen Sie? Ein Hund, der nicht gehorcht, verdient Schläge.
  • Sind Sie im Leben schon einmal skrupellos gewesen?
  • Verfolgen Sie ein Ziel immer mit sturer Hartnäckigkeit?
  • Haben Sie schon einmal eine Notlüge gebraucht?
  • Bei einer komplizierten und schweren Aufgabe hören Sie erst auf, wenn Sie eine befriedigende Lösung gefunden haben?
  • Sie versuchen auf der Arbeit oft alles selbst zu erledigen, damit Sie sicher sind, dass das Ergebnis gut und zur rechten Zeit fertig wird?

Einstellungsverfahren:

Über Sinn und Zweck der unterschiedlichen Einstellungsverfahren kann man geteilter Meinung sein. Jedenfalls haben Sie auch Rechte, die Sie vor dem Missbrauch psychologischer Einstellungsverfahren schützen.

Fakten

Der Betriebs- bzw. Personalrat muss dem Einsatz von Testverfahren zustimmen. Außerdem legt die betreffende Rechtssprechung klare Bestimmungen fest, welche Ansprüche ein psychologisches Testverfahren zu erfüllen hat.

Einwilligung

Der Arbeitgeber darf keine psychologischen Testverfahren ohne Ihre Einwilligung als Bewerberin bzw. Bewerber durchführen.

Zustimmung

An die Form der Einwilligungserklärung werden keine besonderen Anforderungen gestellt. Es genügt die mündlich erklärte Zustimmung oder Ihr Erscheinen, wenn Sie zu einer psychologischen Eignungsuntersuchung eingeladen werden.

Mitteilungspflicht

Wird im Rahmen eines Einstellungsverfahrens ein psychologisches Testverfahren eingesetzt, müssen die Bewerberinnen und Bewerber rechtzeitig davon unterrichtet werden. Vorgeschrieben ist auch, dass Sie über die Art des Testverfahrens, den Namen des untersuchenden Diplom-Psychologen und den Empfänger der Testergebnisse informiert werden.

Inhalte

Tests bei Einstellungsverfahren dürfen nur Fragen bzw. Aufgaben enthalten, die für eine ausgeschriebene berufliche Position die tatsächlich benötigten Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse erfassen. Sollten Sie den Eindruck haben, dass Fragen oder Aufgaben gestellt werden, die damit nichts zu tun haben, sollte man dies beim Testleiter ansprechen.

Tabus

Die Fragen und Aufgaben des psychologischen Testverfahrens müssen grundsätzlich mit der im Grundgesetz garantierten Würde des Menschen vereinbar sein. Es sind keine Fragen nach religiösen, politischen oder ganz persönlichen Einstellungen erlaubt - und erst recht keine Fragen aus dem Intimbereich. Dazu gehört auch die Frage nach einer bestehenden Schwangerschaft oder der Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft. Sie haben in diesem Fall das Recht zur Falschaussage.

Unterrichtung

Wenn Sie sich einem Eignungstest unterziehen, haben Sie das Recht, über die wichtigsten Ergebnisse informiert zu werden. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die Testergebnisse zu erläutern.

Ergebnisse

Die Ergebnisse des Einstellungstests dürfen beim Arbeitgeber bzw. bei den ihn beratenden Psychologen nur so lange aufbewahrt werden, wie der Zweck der Testbewertung dies rechtfertigt, in der Regel nicht länger als zwei Wochen.

  • Falls Sie abgelehnt werden, sollten Sie verlangen, dass die Original-Testunterlagen in jedem Fall vernichtet werden.
  • Falls Sie eingestellt werden, haben Sie ebenfalls ein Recht darauf, dass die Original-Testunterlagen vernichtet werden. Das Untersuchungsergebnis darf nur mit Ihrer Zustimmung in die Personalakte aufgenommen werden. Jede/r Beschäftigte hat das Recht, Einblick in die eigene Personalakte zu nehmen.
  • Wenn Sie ein Unternehmen verlassen, sollten Sie in jedem Fall darauf bestehen, dass die psychologischen Testunterlagen vernichtet werden.

Vorbereitung auf Einstellungstests:

Die hier beschriebenen Auswahlverfahren sind so konzipiert, dass ein Einüben nur begrenzt möglich ist. Eine Vielzahl populärer und anschaulicher Bücher mit beispielhaften Aufgaben, Berichten und Lösungsansätzen können trotzdem eine gezielte Vorbereitung unterstützen. Am Besten übt man mit einer guten Freundin oder einem guten Freund etc. ganz praktisch Testaufgaben und Situationen. Testsituationen sind ungewohnte Prüfungssituationen. Bereiten Sie sich, wie auf andere Prüfungssituationen auch, gut vor.

Als ver.di-Mitglied erhalten Sie auch hier Unterstützung:

  • Tipp: Erkundigen Sie sich bei unseren ver.di-Bildungsstätten und Bildungswerken, ob sie entsprechende Vorbereitungsseminare im Programm haben.
  • Und nicht vergessen: Testverfahren sind vorwiegend Auswahl- und nicht Eignungsverfahren.

Fünf Tipps:

  • Vorbereitet sein
    Informieren Sie sich, worauf es bei dem bevorstehenden Test ankommt. Gehen Sie ruhig den voraussichtlichen Verlauf vorher im Kopf durch und stellen Sie sich auf die Testdauer ein.
  • Kraft tanken und Selbstsicherheit gewinnen
    Es hilft, wenn Sie vorher in Ruhe über die eigenen Erwartungen, Interessen, Stärken und Schwächen nachdenken.
  • Kein Risiko eingehen
    Zu einem Test sollte man möglichst gesund, ausgeruht und entspannt gehen. So lässt man sich weniger von ungewohnten Umständen irritieren.
  • Nachfragen
    Sie können etwas nur dann richtig beantworten, wenn Sie die Frage bzw. Aufgabe richtig verstanden hast. Fragen Sie nach, wenn etwas an der Testanweisung unklar ist, und  bitten Sie um Erläuterung oder Wiederholung.
  • Nicht entmutigen lassen
    Natürlich kann von einem Test viel abhängen und natürlich kann es schief gehen. Gerade wo es auf ein bestmögliches Abschneiden gegenüber anderen ankommt, sollte man bei einem weniger guten Ergebnis immer daran denken, dass nicht die persönlichen Fähigkeiten an sich in Frage gestellt werden. Aus einem ganz bestimmten Blickwinkel wurde Ihnen eine andere Person vorgezogen.

 

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